Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
hörte man einen Block weiter, und allein auf der Auffahrt verbrauchte der Wagen schon ein Viertel des Tankinhalts.
Lu Kim Rule wohnte nur eine knappe Meile entfernt in einem gediegenen Arbeiterviertel mit Tante-Emma-Läden und zweistöckigen Reihenhäusern. Ein Kind öffnete mir die Tür und rief »Mom« , als ich nach Lu Kim fragte.
Lu Kim war schlank und hatte offensichtlich asiatische Vorfahren. Ihre Augen waren mandelförmig, und ihr Haar war glatt und schwarz. Ich stellte mich vor und fragte, ob ich mit ihr über Eugene Scanlon sprechen dürfe. Lu Kim trat auf die Veranda und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
»Was wollen Sie wissen?«
»Ich suche Martin Munch«, erklärte ich. »Ich habe die Vermutung, dass er sich gemeinsam mit Eugenes Schwester in den Pine Barrens aufhält. Haben Eugene oder Martin jemals ein Haus in den Barrens erwähnt?«
»Nein. Sie haben kein Haus erwähnt – wo auch immer.«
»Erzählen Sie mir etwas über Martin Munch.«
Lu Kim verdrehte die Augen. »Martin Munch. Ein brillanter Mann, aber sonderbar und irgendwie unheimlich. Immer, wenn er mit mir sprach, glotzte er mir auf die Brüste. Wir haben zwei Jahre in einem Team gearbeitet, und währenddessen hat er nie etwas von sich gegeben, was sich nicht auf unsere Arbeit bezog. Er wirkte wie von einem anderen Stern.«
»Und Scanlon?«
»Mein Job für das Team bestand eher aus Büroarbeit als aus wissenschaftlichen Tätigkeiten. Eugene ließ mich Versuchsergebnisse ablegen, seine Reisekostenabrechnungen erledigen, Material bestellen und Ähnliches, aber er unterhielt sich nie mit mir. Erst als ich bereits ein Jahr für ihn gearbeitet hatte, erfuhr ich, dass er nicht verheiratet war. Eugene redete hauptsächlich mit Martin. Er hielt ihn für eine Reinkarnation Einsteins und beobachtete aufmerksam alles, was Martin machte.«
»Wissen Sie, warum Munch das Magnetometer gestohlen hat?«
»Ich nehme an, dass er einfach irgendetwas packte, als er aus dem Gebäude rannte. Er war manchmal sehr zerstreut. Einmal habe ich seine Kaffeetasse im Aktenschrank entdeckt. Ein anderes Mal verlor er seine Autoschlüssel, und ich fand sie eine Woche später in der Kühltruhe.«
»Was wissen Sie über die Forschungsarbeit dieser Gruppe?«
»Damit hatte ich nicht viel zu tun, aber es schien sich um Routinedinge zu handeln. Wir arbeiteten als Subunternehmen für ein großes Projekt. Ich hatte den Eindruck, dass wir uns nur mit bestimmten Einzelheiten beschäftigten, aber das ist in Wissenschaftskreisen wohl immer so.«
Ich gab Lu Kim meine Karte und tuckerte mit dem Buick nach Hause. Auf dem Parkplatz schaute ich mich nach dem Subaru um, und es überraschte mich nicht, dass er noch nicht zu sehen war. Selbst wenn Diesel tatsächlich Verkehrsampeln manipulieren konnte, hatte er eine längere Strecke zurückzulegen als ich. Ich parkte und überlegte, ob ich auf dem Parkplatz auf ihn warten sollte. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und dachte an Carl. Wir hatten ihn allein in der Wohnung gelassen. Das war nichts Besonderes – das hatten wir schon einmal getan. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich fuhr mit dem Aufzug hinauf, schloss meine Wohnungstür auf und ging hinein.
Als ich mich nach links drehte, sah ich Carl in der Küche auf der Arbeitsplatte mit dem Rücken gegen den Hamsterkäfig gepresst sitzen. Er riss seine Augen weit auf, und ihm sträubte sich das Fell. Als ich nach rechts schaute, entdeckte ich Wulf.
»Sieht ganz so aus, als hätte mein Cousin eine Gespielin gefunden«, meinte Wulf. »Was für ein Jammer, dass ich ihm seinen Spaß verderben muss.«
Ich drehte mich um und legte die Hand auf den Türknauf, aber die Tür war verschlossen und ließ sich nicht öffnen.
»Martin ist ganz deprimiert«, erklärte Wulf. »Er hatte sich schon auf ein bisschen Schmusen mit dir gefreut, aber dann bist du uns weggelaufen, und seitdem bläst er Trübsal. Und wie sich herausgestellt hat, ist Martin nicht sehr produktiv, wenn er deprimiert ist. Und das kann ich auf keinen Fall zulassen. Also wirst du jetzt brav mit mir kommen.«
»Ich bin sicher, es gibt viele Frauen, die überglücklich wären, wenn sie mit Martin ein bisschen schmusen könnten.«
»Leider ist er auf dich fixiert. Und da ich nicht auf deine Kooperation zählen kann, werde ich ein paar Neuronen durcheinanderbringen müssen.«
»Ist das diese schreckliche Sache, die so wehtut? Ich hasse das.«
Wulf streckte den Arm nach mir aus, und ich stürzte in die Küche,
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