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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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sie das sagte. »Ich werde darüber nachdenken«, antwortete Beatrice.
    An diesem Abend zeigte Benala ihrer Freundin, wie man sich mit den weichen Blättern naher Büsche und Bäume einen bequemen Schlafplatz zurechtmacht. Der Tagesanbruch begann erneut mit dem Morgenritual.
    Das Gelände veränderte sich allmählich; die Pflanzen wuchsen in größeren Abständen. Nur an bestimmten Stellen schienen sie dichter zu stehen, und Benala erklärte, dort folgten sie einem unterirdischen Flusslauf. Ab und an hielten sie inne und sammelten getrocknete Blätter und Beeren, die Benala in ihren Beutel steckte. Während sie nach den Beeren suchten, entdeckten sie das Opossum. Es war ein großes, fettes graues Tier, das gelassen an einem Blatt knabberte, als habe es auf die Ankunft der Zweibeiner gewartet. Benala hob einen großen Stein auf, und indem sie ihn mit aller Kraft auf das Tier schleuderte, tötete sie es auf der Stelle. Sie sprach ihre Dankesworte, während sie den Bauch des Opossums aufschnitt und die Innereien entfernte. Beatrice erbot sich, das tote Tier zu tragen. Auch sie sagte dem Geist des Opossums stumm ihren Dank. Am frühen Nachmittag führte Benala sie an einen großen Teich.
    Der felsige Grund und der ständige Zufluss aus einer unterirdischen Quelle sorgten für so klares Wasser, dass man bis auf den Grund schauen und den mosaikartigen Boden erkennen konnte, den die Natur geschaffen hatte. Direkt am Rande des Teichs, wo das Wasser zu einer schlammigen Stelle hin abfloss, gab es braune wurstähnliche Gebilde, die aussahen, als würden sie von den hohen Schilfgräsern, die sie aufrecht hielten, durchbohrt und aufgespießt. Beatrice kniete zu einem erfrischenden Trunk nieder, während Benala die hohen Pflanzen und einen Armvoll neuer zarter Sprossen pflückte.
    Einige Meter entfernt befand sich ein einzelner großer, flacher Felsblock, der offensichtlich nicht von der Natur dorthin gestellt worden war. Auf seiner Oberfläche lag ein glatter ovaler Stein von viel dunklerer Farbe.
    »Dieser Fels ist seit Hunderten von Jahren von den Angehörigen dieses Staates benutzt worden, um Pulver zu mahlen. Heute werden wir ihn verwenden, um unsere Nahrung zu mahlen, und damit diesem Ort unsere Geistesenergie hinzufügen und gegen solche Geister eintauschen, die bereits hier sind.« Sie nahm den Inhalt ihres Beutels heraus: Beeren, Blätter und die Eierschalen. Eines nach dem anderen wurde fein zermahlen. Wassertropfen wurden hinzugefügt, bis eine Paste entstanden war. Das Schilfgras wurde zu einem Behälter geflochten und die Paste hineingefüllt. »Das werden wir später essen«, sagte Benala, während sie die Stelle reinigte und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte.
    Der Tag und die Wegstrecke schienen gemächlich zu schwinden, während sie dahinschritten. Benala nahm längliche Blätter aus ihrem Beutel und verflocht sie miteinander, während sie sich unterhielten.
    »Wie viele Mitglieder hat der Stamm der >Wahren Menschen    »Im Augenblick neunzehn. Du wirst Nummer zwanzig werden.
    Aber die Anzahl ändert sich häufig. Du wirst nicht alle gleichzeitig kennen lernen. Wir können nicht mehr so zusammenleben wie früher. Es gibt an einem einzigen Ort nicht mehr genug Nahrungsvorräte für neunzehn Personen. Und -
    was noch wichtiger ist - die Gefahr ist groß, dass wir ertappt werden, wenn man zu viele von uns zusammen sieht. Wir können verschwinden und zu Felsen oder Baumstümpfen werden, wenn wir wenige sind. Es wurde entschieden, dass dies jetzt für uns der beste Weg sei.«
    »Warum wechselt die Anzahl?«
    »Weil viele der Mitglieder so sind wie du und ich. Sie sind Flüchtlinge von irgendeinem anderen Staat. Ihnen steht das Leben in den Missionsstationen offen, wo es Nahrung und Tabak kostenlos gibt und man nichts von ihnen verlangt. Die einstigen Gefangenen haben jetzt Kinder und Enkel, die dort geboren wurden. Alle Stammesbräuche sind verboten. Und es gibt auch das Leben draußen in den kleinen Dörfern und großen Städten. Die Regierung fängt an, Geld zu verteilen, so dass sich die Leute ein paar Dinge kaufen können, was ein großer Anreiz ist. Aber es ist eine verlorene Existenz zwischen zwei Welten, die beide außer Reichweite sind. Ein paar Leute finden uns und klammern sich an uns - als Unterstützungsinstanz. Wir bewahren uns unsere Energie, um unser Leben so positiv wie möglich einzurichten.«
    Als sie an diesem Abend halt machten, um zu übernachten, zündeten sie ein

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