Traumreisende
dargestellt worden, und Millionen von Menschen haben sie für gültig erklärt. Die Gesetze unserer Schöpfung ändern sich nicht mit der Zeit und sind sicherlich nicht unterschiedlich für Männer und Frauen. Jeder Mensch hat die Gabe des freien Willens. Die kann ihm nie genommen werden.
Also ist jeder von uns frei, seinen eigenen Weg zu gehen, sein eigenes Schicksal zu suchen, sein eigenes höchstes Selbst zu entdecken. Die Gruppe, mit der du durchs Leben reist, wird dich entweder auf positive Weise unterstützen, oder dir ständig Gelegenheit bieten, auch gegen sie auf deine eigene positive Ebene zu gelangen.«
»Aber warte«, unterbrach Beatrice sie, »ich hatte nicht die freie Wahl; ich habe es mir nicht ausgesucht, dass meine Eltern mich bei der Geburt verlassen haben und ich meine Kindheit in einem Waisenhaus verbringen musste.«
»Wenn es das ist, was du glaubst, dann ist es das, was du glaubst«, antwortete Benala. »Wird es dadurch zur Wahrheit oder nur zu dem, was du glaubst? Bevor du geboren wurdest, warst du in der Ewigkeit, und du bekamst die Gelegenheit, diese menschliche Erfahrung zu machen. Du kanntest die Situation deiner Eltern und sahst es trotzdem als wunderbare Gelegenheit an, deine Erleuchtung voranzubringen. Warum rückwärts schauen auf das Was-wäre-gewesen-Wenn und irgendwelche logischen oder rationalen Gründe zur Erklärung der Vergangenheit suchen? Heute ist ein neuer Tag. Wir schreiten mit jedem neuen Tag voran. Die Entscheidung von heute ist die Entscheidung von heute. Dir sind in der Vergangenheit viele Situationen beschert worden, in denen du Toleranz, Geduld, Ausdrucksmöglichkeiten, Akzeptanz, Freundlichkeit, Liebe, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und so weiter lernen konntest. Wenn du das als Kind in dieser Waisenhausumgebung nicht gelernt hast, wirst du erneut damit konfrontiert werden, das versichere ich dir. Wenn du es gelernt hast, um so besser! Die Situationen sind unwichtig. Wichtig ist, dass du vorankommst. Und jetzt ist es Zeit zu schlafen. Wir werden noch viele wichtige Gespräche miteinander führen.«
Benala zeigte Beatrice, wie man ein Stück Boden zum Schlafen glättet und eine kleine Vertiefung gräbt, die den Körperformen entspricht. Als Benala sich niedergelegt hatte, kam der Schlaf fast sofort. Beatrice konnte nicht anders, sie musste noch zum Himmel aufschauen, über das nachdenken, was sie gerade gehört hatte, und sich Fragen und Argumente zurechtlegen, um sie später zu diskutieren.
Ein plötzliches Blitzen am Himmel lenkte Beatrice ab; es war eine Sternschnuppe, die über den schwarzen Himmel zischte. Ach, dachte sie, ich weiß nicht, was das bedeutet, aber es muss etwas bedeuten. Sie kicherte lautlos und dachte: Das ist das, was ich glaube, aber es ist nicht die Wahrheit! Augenblicklich empfand sie einen tiefen Frieden in ihrer Seele und fiel in einen tiefen Schlaf.
Benala begann sich zu rühren, als sich die Sonne noch auf der anderen Seite der Erde versteckte. Der Himmel veränderte sich von Dunkelblau in ein etwas helleres Blau mit dünnen aquarellartigen Streifen von Rosa und Orange. Benalas Bewegungen bewirkten, dass Beatrice die Augen öffnete und sich für einen Moment fragte, wo sie sei. Sie setzte sich in ihrer schmalen Schlafmulde auf und rieb sich den Sand ab, der ihr noch an Gesicht und Armen haftete. Sie war überrascht, wie gut sie ohne irgendeine Trennung zwischen ihrem Körper und der Erde geschlafen hatte.
»Guten Morgen«, sagte Beatrice im Sitzen. »Spitze des Morgens«, lautete die Antwort. Beide Frauen lachten, und Beatrice meinte: »Das ist ein hübsches Bild. Es ist die Spitze des Morgens.«
»Ja, ich glaube, die Leute in Irland sagen das. Mir gefällt es auch. Mein Volk würde jetzt sagen: >Es ist heute.<« »Sollten wir nicht in der Sprache deines Volkes reden?« fragte Beatrice.
»Ich habe sicher etwas Übung nötig.«
Benalas Gesicht wurde traurig, und sie wandte den Blick ab, ehe sie antwortete: »Das ist nicht so einfach. Siehst du, in den letzten dreißig Jahren haben sich die Dinge sehr verändert.
Früher einmal gab es Hunderte von Stämmen, viele verschiedene Sprachen und noch mehr Dialekte von jeder Sprache. Jeder kannte sein Gebiet, respektierte andere Staaten, die Bräuche und Lebensweisen der anderen, aber unter der fremden Aufsicht ist jetzt der Stamm für uns ein Zufluchtsort. Unsere Sprache ist notgedrungen eine gemischte Sprache geworden. Unsere jeweilige Lebensweise hat sich verändert, um die anderer, die
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