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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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hätte nie gedacht, dass es so viele verschiedene Gebäcksorten gab. Schokostäbchen mit Sahnekringeln, kleine, runde Kekse mit Orangenfüllung, grüne, blattförmige Kekse und viele andere mehr.
    »Möchtet ihr welche?«, fragte Frau Wahdati, die die Unterhaltung in Gang brachte. »Greift zu, ihr beiden. Ich habe sie extra für euch hingestellt.«
    Abdullah bat seinen Vater mit einem Blick um Erlaubnis, und Pari tat es ihm gleich. Frau Wadhati schien das bezaubernd zu finden, denn sie hob die Augenbrauen und neigte lächelnd den Kopf zur Seite.
    Abdullahs Vater nickte unmerklich. »Jeder einen«, sagte er leise.
    »Oh, sie müssen mehr probieren«, sagte Frau Wahdati. »Ich habe Nabi durch die halbe Stadt gejagt zu einer ganz besonderen Konditorei.«
    Abdullahs Vater wurde rot und wandte den Blick ab. Er saß auf der Sofakante, die abgetragene Kappe in beiden Händen. Er hatte sich von Frau Wahdati weggedreht und sah die ganze Zeit ihren Mann an.
    Abdullah nahm zwei Kekse und gab einen davon Pari.
    »Nehmt bitte noch einen. Wir wollen doch nicht, dass Nabis Mühe umsonst war«, sagte Frau Wahdati gespielt vorwurfsvoll. Sie lächelte Onkel Nabi an.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Onkel Nabi errötend.
    Er stand vor der Tür, neben einem hohen Kabinettschrank mit Glastüren. In den Regalen, das konnte Abdullah von seinem Platz aus sehen, standen in Silber gerahmte Fotos von Herrn und Frau Wahdati. Eines zeigte die beiden mit einem anderen Paar, alle vier in dicke Mäntel und Schals gehüllt, vor dem Hintergrund eines schäumenden Flusses. Auf einem anderen Foto hielt Frau Wahdati ein Glas in der Hand und lachte in die Kamera, einen nackten Arm um einen Mann gelegt, bei dem es sich – undenkbar für Abdullah – nicht um Herrn Wahdati handelte. Außerdem gab es ein Hochzeitsfoto der zwei, er groß und schick im schwarzen Anzug, sie in einem weißen, fließenden Kleid, und beide lächelten mit geschlossenem Mund.
    Abdullah musterte Frau Wahdati verstohlen, ihre Wespentaille, ihren kleinen, hübschen Mund und die makellos gewölbten Augenbrauen, ihre rosalackierten Zehennägel und den dazu passenden Lippenstift. Und da fiel ihm ein, dass er sie, Pari war damals knapp zwei Jahre alt gewesen, schon einmal gesehen hatte. Onkel Nabi hatte sie nach Shadbagh gefahren, weil sie darum gebeten hatte, seine Familie kennenzulernen. Sie hatte damals ein ärmelloses, pfirsichfarbenes Kleid – Abdullah erinnerte sich noch an die Verblüffung seines Vaters – und eine dunkle Sonnenbrille mit weißem Gestell getragen. Sie hatte ständig gelächelt, Fragen zum Dorfalltag gestellt, sich nach Namen und Alter der Kinder erkundigt und so getan, als wäre sie in dem Lehmziegelhaus mit den niedrigen Decken zu Hause. Sie hatte vor dem mit Fliegenkot verdreckten Fenster und der trüben Plastikplane gesessen, die das Wohnzimmer von der Küche trennte, in der Abdullah und Nabi schliefen, und sich gegen die rußgeschwärzte Wand gelehnt. Sie hatte einen großen Auftritt hingelegt und nicht nur darauf bestanden, vor dem Eintreten ihre hochhackigen Schuhe auszuziehen, sondern sich auch auf den Fußboden gesetzt, obwohl Abdullahs Vater ihr einen Stuhl angeboten hatte. Als wäre sie eine von ihnen. Abdullah war damals erst acht gewesen, hatte sie aber gleich durchschaut.
    Am deutlichsten erinnerte Abdullah sich daran, dass Parwana – damals schwanger mit Iqbal – die ganze Zeit so gut wie unsichtbar gewesen war und zusammengekrümmt und eisern schweigend in einer Ecke gehockt hatte. Sie hatte mit verkrampften Schultern dagesessen, die Füße unter den dicken Bauch gezogen, als wollte sie mit der Wand verschmelzen. Sie hatte ihr Gesicht mit einem schmutzigen, unter dem Kinn zusammengeknoteten Schleier verhüllt, und ihre Scham und ihre peinliche Berührtheit waren mit Händen zu greifen gewesen. Sie hatte sich winzig klein gefühlt, und Abdullah hatte zu seinem Erstaunen plötzlich Mitgefühl für seine Stiefmutter empfunden.
    Frau Wahdati griff nach der Schachtel, die neben dem Teller mit den Keksen lag, und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ich bin einen langen Umweg gefahren, um ihnen die Stadt zu zeigen«, sagte Onkel Nabi.
    »Gut! Gut!«, sagte Frau Wahdati. »Waren Sie schon einmal in Kabul, Saboor?«
    Abdullahs Vater antwortete: »Ein oder zwei Mal, Bibi Sahib.«
    »Und wie war Ihr Eindruck, wenn ich fragen darf?«
    »Die Stadt ist ein Menschengewimmel«, erwiderte Abdullahs Vater schulterzuckend.
    Herr Wahdati zupfte sich einen Fussel

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