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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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vom Jackenärmel und senkte den Blick auf den Teppich.
    »Ein Gewimmel, ja, und manchmal ist sie auch ermüdend«, sagte seine Frau.
    Abdullahs Vater nickte, als würde er verstehen.
    »Kabul ist genau genommen eine Insel. Manche behaupten, es sei fortschrittlich, und das mag stimmen. Ja, ich nehme an, das stimmt, aber die Stadt hat auch den Kontakt zum Rest des Landes verloren.«
    Abdullahs Vater senkte den Blick auf seine Kappe und blinzelte.
    »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr sie fort. »Wenn von dieser Stadt fortschrittliche Reformen ausgehen würden, dann würde ich das aus vollem Herzen begrüßen. Gott weiß, wie dringend unser Land dergleichen braucht. Aber ich finde, dass diese Stadt manchmal etwas zu selbstzufrieden ist. Geradezu selbstherrlich.« Sie seufzte. »Und das ermüdet mich. Ich bin seit jeher eine Bewunderin des Landes. Ich mag es sehr. Die fernen Provinzen, die qairas , die kleinen Dörfer. Das wahre Afghanistan, wenn man so will.«
    Abdullahs Vater nickte unsicher.
    »Mag sein, dass ich viele, vielleicht sogar fast alle Stammessitten ablehne, aber ich habe den Eindruck, dass die Menschen dort draußen ein wahrhaftigeres Leben führen. Sie zeichnen sich durch eine gewisse Robustheit aus. Eine erfrischende Demut. Auch durch Gastfreundlichkeit. Und Ausdauer. Ein Gefühl des Stolzes. Würdest du es auch so nennen, Suleiman? Stolz?«
    »Hör auf damit, Nila«, sagte ihr Mann leise.
    Ein angespanntes Schweigen trat ein. Abdullah sah, wie Herr Wahdati lautlos mit den Fingern auf der Armlehne seines Sessels trommelte, während seine Frau schmallippig lächelte. Sie hatte ihre Füße übereinandergeschlagen, stützte einen Ellbogen auf die Stuhllehne, die Zigarette in der Hand, auf die ihr rosa Lippenstift abgefärbt hatte.
    »Das trifft es wohl nicht ganz«, sagte sie in das Schweigen hinein. »Würde wäre wohl eher das passende Wort.« Sie lächelte und enthüllte dabei ihre weißen, geraden Zähne. Abdullah hatte noch nie solche Zähne gesehen. »Würde, ja. Das trifft es viel besser. Die Menschen auf dem Land haben etwas Würdevolles. Sie zeigen Würde, nicht wahr? Das zeichnet sie aus. Ich meine das ernst. Auch Sie, Saboor, zeichnen sich dadurch aus.«
    »Danke, Bibi Sahib«, murmelte Abdullahs Vater und rutschte auf dem Sofa hin und her, den Blick weiter auf seine Kappe gesenkt.
    Frau Wahdati nickte und wandte sich an Pari. »Ich finde dich ganz bezaubernd, wenn ich das so sagen darf.« Pari rutschte näher an Abdullah heran.
    Frau Wahdati rezitierte langsam: »Heute sah ich den Zauber, die Schönheit, die unergründliche Anmut jenes Gesichts, das ich seit langem suche.« Sie lächelte. »Rumi. Kennst du ihn? Man könnte meinen, dass er diese Verse nur für dich geschrieben hat, meine Kleine.«
    »Frau Wahdati ist eine versierte Dichterin«, sagte Onkel Nabi.
    Herr Wahdati griff nach einem Keks, brach ihn in zwei Hälften und biss ein kleines Stück ab.
    »Nabi schmeichelt mir«, sagte Frau Wahdati und warf ihm einen warmen Blick zu. Abdullah merkte, dass Onkel Nabis Wangen wieder rot wurden.
    Frau Wahdati stieß die Zigarette in den Aschenbecher, bis sie erlosch. »Soll ich mit den Kindern einen Ausflug machen?«, fragte sie.
    Herr Wahdati atmete laut aus und ließ beide Hände auf die Sessellehnen klatschen, als wollte er aufstehen, doch er blieb sitzen.
    »Ich zeige ihnen den Basar«, sagte Frau Wahdati, an Abdullahs Vater gewandt. »Wenn Sie einverstanden sind, Saboor. Nabi wird uns fahren. Suleiman wird Ihnen inzwischen den Bauplatz zeigen, damit Sie sich einen Eindruck verschaffen können.«
    Abdullahs Vater nickte.
    Herr Wahdati schloss langsam die Augen.
    Alle standen auf.
    Abdullah wünschte sich plötzlich, dass sein Vater sich bei diesen Leuten für die Kekse und den Tee bedankte, Pari und ihn bei der Hand nahm und mit ihnen aus diesem Haus mit all den Gemälden und Vorhängen und der Überfülle an Luxus und Bequemlichkeiten verschwand. Danach würden sie ihren Wasserbeutel füllen, Brot und ein paar hartgekochte Eier kaufen und durch die Wüste mit den Hügeln und Felsen nach Hause laufen. Sein Vater würde ihnen die ganze Zeit Geschichten erzählen, und er würde abwechselnd mit seinem Vater den Karren mit Pari ziehen. Und nach zwei, vielleicht auch drei Tagen wären sie wieder in Shadbagh, mit Staub in den Lungen und müden Gliedern. Shuja würde sie erblicken und auf sie zurennen und Pari umtanzen. Sie wären wieder zu Hause.
    Sein Vater sagte: »Geht nur,

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