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Traumschlange (German Edition)

Traumschlange (German Edition)

Titel: Traumschlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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bekommt und man zur Musik der Compas-Gruppen tanzen kann, aber für eine Weiße wäre es zu gefährlich. Bleiben Sie in Pétonville. Hier leben die Reichen. Alles ist gut bewacht und es kochen einige der besten Köche der Karibik in den Restaurants. Ich rufe Ihnen ein Taxi.“
     
     
    4. Karibische Nacht
     
    Die karibische Nacht umfing Abby mit einem Mantel aus warmer Luft und ferner Musik. Sie stieg aus dem Taxi, gab dem Fahrer ein angemessenes Trinkgeld und ließ sich in der Menschenmenge treiben. Der intensive Geruch, diese Mischung aus gebratenem Fisch, Süßigkeiten und Asche, den sie schon im Taxi wahrgenommen hatte, erwartete sie auch diesmal, aber er war nicht mehr unangenehm, sondern schien zu diesem Land zu gehören.
    Hier war alles anders als in Port-au-Prince. So hatte sie sich die Karibik vorgestellt. Die Menschen in den engen Straßen trugen ein Lächeln auf dem Gesicht. Ihre farbenfrohe Kleidung strahlte selbst im Halbdunkel der Nacht und wenn die Frauen in ihren weiten, luftigen Röcken durch den Lichtschein einer Straßenlampe schritten, wirkten sie wie tanzende Schmetterlinge im Sonnenschein. Die Atmosphäre von Pétonville nahm Abby gefangen. Das Rauschen des Windes, der vom Meer heraufstrich, verwob sich mit dem Lachen der Menschen. Sie begann sich zu entspannen.
    Zu ihrer Überraschung stellte Abby fest, dass sie hungrig war. Ihr Magen knurrte. Nicht weit entfernt lud ein Restaurant seine Gäste auf eine offene Terrasse ein. Die Luft war lau und Abby beschloss, sich draußen einen Platz zu suchen.
    Sie entdeckte einen frei werdenden Tisch und zwängte sich zwischen den gepolsterten Rattanstühlen hindurch, als sie unverhofft mit einem Mann zusammenstieß.
    Er hielt ein Glas Rotwein in der Hand und stand vor einer atemberaubenden, dunklen Schönheit in einem gelben Wickelkleid. Das Getränk ergoss sich über die Frau, die mit einem erstickten Schrei nach hinten sprang, aber es war zu spät. Dunkelrote Flecken bildeten ein blutiges Muster auf dem ehemals makellosen Kleid.
    Der Mann wirbelte herum. In seinem Gesicht spiegelte sich ungezügelte Wut. Schwarze Augen fixierten Abby. Sein Mund öffnete sich zu einer Beschimpfung, blieb dann aber stumm.
    Abby stand erschrocken vor ihm. Sprachlos. Sie wusste nicht, was sie sagen konnte oder sollte.
    Plötzlich ging eine Veränderung im Gesicht des Mannes vor sich. Gerade hatte er noch wütend ausgesehen, nun wirkte er verwirrt.
    Abby bemühte sich um eine Entschuldigung, die von der Frau in dem gelben Kleid mit einem Schwall unverständlicher Flüche beantwortet wurde. Ihr Benehmen blieb von den anderen Gästen des Restaurants nicht unbemerkt. Die Gespräche verstummten. Die Menschen wandten sich auf ihren Stühlen um und beobachteten das Geschehen.
    „Es tut mir wirklich leid“, wiederholte Abby ihre Entschuldigung. „Hören Sie...“
    „Sie kann Sie nicht verstehen“, unterbrach sie der Mann. „Sie spricht ihre Sprache nicht.“
    Ein Lächeln spielte um seinen Mund. Aus irgendeinem Grund schien ihn die Angelegenheit zu amüsieren.
    Die Stimme seiner Begleiterin ging in ein Kreischen über, das endgültig dafür sorgte, dass sich keiner der Anwesenden mehr um sein Essen kümmerte.
    „Können Sie Ihr bitte sagen, dass es mir leid tut“, wandte sich Abby an den Mann. „Ich werde natürlich für die Reinigung aufkommen oder falls das Kleid nicht mehr zu reinigen sein sollte, es ihr ersetzen.“
    „Das wird nicht nötig sein.“
    Er sprach leise auf die Frau ein, die schon nach dem ersten Wort verstummte und den Blick demütig zu Boden senkte. Abby verstand kein Wort. Schließlich nickte seine Begleiterin mit dem Kopf und verließ mit erhobenem Haupt das Restaurant, ohne sich nochmals umzudrehen.
    „Wo geht sie hin?“, fragte Abby verblüfft.
    „Nach Hause.“
    „Nach Hause?“, echote sie. „Oh...“
    „Vergessen Sie es.“ Sein Blick glitt über Abby. „Sie sind fremd hier?“
    Abby betrachtete ihn. Er sah gut aus. Ein Meter neunzig groß, vielleicht ein bisschen weniger, da er sich ausgesprochen aufrecht hielt. Seine Figur war schlank, muskulös. Sein Gesicht schmal und braungebrannt, mit ebenmäßigen Zügen, einer leicht gekrümmten Nase und vollen Lippen. Die linke Augenbraue wurde durch eine kleine, weiße Narbe unterbrochen und ähnelte der Silhouette einer fliegenden Möwe. Das schwarze lockige Haar hatte er kurz geschnitten. Es stand im Kontrast zu dem legeren weißen Leinenanzug zu dem er ein schwarzes Seidenhemd trug. Der Mann

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