Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumschlange (German Edition)

Traumschlange (German Edition)

Titel: Traumschlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
in einer Mischung aus Knoblauch und Zitronensaft mariniert und anschließend mit Kokosraspeln paniert, bevor sie in einer großen Pfanne ausgebacken werden. Sie mögen doch Meeresfrüchte?“
    Abby bejahte. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Seit dem kurzen Frühstück im Flughafen von Santo Domingo hatte sie nichts mehr gegessen.
    „Was ist Lamm-Pilaw?“
    „Ein Lammgericht mit Reis und verschiedenen Kräutern.“
    „Klingt alles sehr lecker.“
    „Gut“, stellte er mit seiner Auswahl zufrieden fest. Er rief den wartenden Kellner an den Tisch und gab die Bestellung auf.
    Abby leerte ihr Glas und sofort erschien eine weitere Bedienung und schenkte ihr nach. Langsam dämmerte ihr, dass dies vielleicht ein teures Restaurant war. Sie hatte überhaupt keine Vorstellung davon, was ein derartig üppiges Menü hier kosten mochte. Abby schob den Gedanken beiseite. Der Abend war zu schön, um ihn sich verderben zu lassen. Dann würde sie den Rest ihres Aufenthaltes in Haiti eben kürzer treten müssen. Eine leichte Brise verfing sich in ihrem Haar und brachte angenehme Kühlung.
    „Ein schöner Anblick“, sagte Ferre kaum hörbar.
    „Wie bitte?“
    „Verzeihung. Ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe treten.“
    „Nein.“ Sie winkte ab. „Ich bin Komplimente nur nicht mehr gewöhnt.“
    „Das ist schade.“
    „Ja.“
    „Sie sind nicht verheiratet?“
    Hoppla, dachte Abby. Er horcht dich aus.
    „Nein. Und Sie?“
    „Nein.“
    Konnte es wirklich wahr sein? Dieses Prachtstück von einem Mann lief noch frei herum? Abby beschloss, ihm nicht zu glauben.
    Die Suppe kam und die Unterhaltung erstarb. Kurz nach der Suppe wurden die Kokos-Krabben serviert. Knusprig und herrlich duftend waren sie ein Hochgenuss. Patrick zeigte ihr, wie man die Garnelen aß, indem man sie an den Schwänzen hielt und dann abbiss. Das Lamm-Pilaw schmeckte ebenfalls hervorragend, allerdings war Abby inzwischen so satt, dass sie den größten Teil des Gerichtes zurückgehen ließ.
    „Möchten Sie einen Nachtisch?“, fragte Patrick Ferre, nachdem er seinen Teller von sich geschoben hatte.
    „Um Gottes Willen, nein. Ich habe das Gefühl zu platzen. Es war vorzüglich. Vielen Dank, Patrick.“ Es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach. Er reagierte darauf mit einem freundlichen Blinzeln.
    „Kaffee oder Brandy?“
    „Beides!“, lachte Abby.
    Als die Gläser vor ihnen standen, nahm Abby die Gelegenheit wahr, sich bei Patrick Ferre für ihre heftige Reaktion auf seine Frage, warum sie Haiti besuche, zu entschuldigen.
    „Ist schon in Ordnung, wenn Sie nicht darüber sprechen möchten.“
    „Nein, vielleicht ist es genau das. Vielleicht sollte ich darüber sprechen.“ Und dann erzählte sie ihm von Lindas Tod und dass sie hier war, um ihren Leichnam nach London zu bringen. Als sie endete, wirkte er verlegen.
    „Das mit Ihrer Schwester tut mir leid“, sagte er sanft.
    „Ja, mir auch.“
    Beide schwiegen für einen Moment, bis Abby schließlich fragte: „Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?“
    Patrick Ferres Hände wanderten über das makellose Weiß der Tischdecke. „Nun, das ist schwer zu beantworten. Mein Vater, eigentlich ist er mein Stiefvater, hat eine große Plantage im Norden des Landes. Ich helfe ihm, so gut ich kann.“
    Das klingt nach Beruf ‘reicher Sohn’, dachte Abby automatisch. „Was bauen Sie an?“
    „Alles mögliche.“
    Warum weicht er mir aus?
    „Auch Zuckerrohr?“
    „Ja, unter anderem.“
    „Dann kannten Sie vielleicht meine Schwester“, platzte Abby aufgeregt heraus. „Sie war die Zuckerrohrankäufer eines europäischen Konzerns, hier, auf Haiti. Vielleicht hatten Sie sogar geschäftlich mit ihr zu tun.“
    „Nein, ich kannte sie nicht. Wir verkaufen direkt an ein Konsortium, das sich aus allen Anbauern des Landes zusammensetzt. Dadurch können wir beim Verhandeln mit den Abnehmern einen einheitlichen Preis erzielen, ohne dass der eine den anderen im Angebot unterbietet und im Endeffekt alle billiger verkaufen müssen. So wird es schon seit zwanzig Jahren gehandhabt.“
    Abby hatte das Gefühl, angelogen zu werden. Aber warum sollte Patrick sie anlügen? Er kannte sie erst seit einer Stunde.
     
     
    Die Luft war herrlich mild, als sie den Hügel zu Abbys Hotel hinaufgingen. Der Weg führte verschlungen durch mehrere Gassen bevor er in einen weiten, grünen Park mündete. Über allem lag der Duft blühender Büsche, die zahlreich neben dem schmalen Pfad wuchsen. Der Kies

Weitere Kostenlose Bücher