Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
Vom Netzwerk:
konsternierten David vorbei, bevor ich den Pool wieder verließ, duschte und nach oben ging. Dort schlüpfte ich in eine bequeme schwarze Hose, in ein schwarzes Trägertop und sah in den Spiegel. Ich sah … deplatziert aus. Ein schwarzer Engel im Feenreich. Mit Brandnarben statt Flügeln.
    Okay, das war sogar für mich zu strange. Ich schlüpfte aus dem schwarzen Trägertop und tauschte es gegen ein rosafarbenes und ein lila Top. Beide übereinander gezogen boten einen tollen Kontrast zueinander. Ausnahmsweise band ich meine Haare zu einem halbhohen Pferdeschwanz zusammen. Doch der erhoffte Effekt war einfach nur blass. So blass, dass ich ins Bad stürmte, Wimperntusche auftrug, Rouge und ein wenig farbigen Lipgloss.
    Wow!
    Eine Kick-Ass-Elfe strahlte mir aus dem Spiegel entgegen.
    Zufrieden schwebte ich die Treppe nach unten, in die Küche und erfreute mich an Davids kurzem Blick. Obwohl er sehr schnell wieder wegsah, hatte das kurze Funkeln doch ausgereicht. Ich musste wirklich gut aussehen.
    Nur Klaus musterte mich, als wolle er mir am liebsten verbieten, so vor die Tür zu gehen. Wie gut, dass er nicht mein Vater war!
    Mit einem »Frohen guten Morgen« setzte ich mich an den gedeckten Frühstückstisch. Die Stille, die mir antwortete, war noch bedrückender als sonst. Klaus schien immer noch sauer zu sein. Er sah heute besonders griesgrämig aus, soweit ich das mit all den Haaren beurteilen konnte.
    Dank dieser Körperbehaarung konnte ich mir kaum vorstellen, dass Meg Recht hatte und Klaus irgendwann einmal ein lebensfroher und gut aussehender Mann gewesen war. Vor dem Tod seiner ersten Frau. Danach hatte er angefangen sich die Haare wachsen zu lassen und sie nie wieder geschnitten. Zumindest das ein Fakt. Ich für meinen Teil kannte ihn nur unförmig, zauselig und schlecht gelaunt, konnte mich aber auch nicht genug darauf konzentrieren, um hinzusehen und zu schauen, ob Meg Recht hatte. Irgendetwas lenkte immer wieder meinen Blick fort von Klaus, wie ein unsichtbarer Zauber. Es war unheimlich. ER war unheimlich. Wie Rübezahl … und das sagte eine Menge über ihn aus. Wenn es nach mir ging, eigentlich auch alles, was ich von ihm wissen musste und wollte.
    Er reichte mir den Kulturteil der Zeitung, und wie jeden Morgen nahm ich ihn. Dieses Mal überflog ich nur schnell die Neuigkeiten, verweilte einen Moment lang bei den Comics von »Calvin und Hobbes« und legte das Papier schließlich zur Seite. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, woran nur zum Teil meine müden Beine schuld waren. Der Großteil meiner Gedanken versuchte zu ergründen, warum Tante Meg und Onkel Klaus eigentlich miteinander verheiratet waren. Wie immer schmachtete sie ihn an und versuchte ein Gespräch zu beginnen, während er die Zeitung so hoch hielt, dass sie ihn nicht sehen konnte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass es einmal anders gewesen war.
    Meg seufzte leise und theatralisch – und ich innerlich. Jetzt gleich würde es wieder losgehen. Ein Vorwurf würde den nächsten jagen. Beinahe konnte ich verstehen, warum Klaus sein Glück bei anderen Frauen suchte.
    Ich warf David einen Blick zu, und zu meiner Überraschung sah er auf und nickte Richtung Tür. Innerhalb der nächsten Sekunde machten wir einen Evolutionssprung, entwickelte Mutantenfähigkeiten und waren mit einem »Schönen Tag, wir sind in der Schule«, in sagenhafter Geschwindigkeit aus der Tür. Erst draußen fiel mir auf, dass wir unsere Frühstückspakete vergessen hatten. Tante Meg würde nachmittags toben.
    »Wer stehen bleibt, den verspeisen die wütenden Wölfe!«, behauptete David, ohne mich anzusehen.
    »Die Pakete …«
    Jetzt blieb er doch stehen, beinahe schon am Auto und in Sicherheit. Langsam drehte er sich zu mir um und sein Lächeln verhieß nichts Gutes.
    »Du gehst.«
    »Oh nein, auf keinen Fall.« Ich stand noch an der Tür und konnte die erregten Stimmen der beiden hören. Um was sie aktuell stritten, wusste ich nicht, aber der Tonfall ließ keinen Zweifel daran aufkommen, DASS sie stritten.
    »Oh doch! Ein Wort: Pool. Ein Angebot: Du. Morgen. Allein.«
    »Erpressung«, murmelte ich. Aber eine verdammt gute und verlockende.
    »Deine Entscheidung.«
    Täuschte ich mich, oder benutzte mein Stiefbruder gerade meine Worte gegen mich und offenbarte Humor, den ich ihm gar nicht zugetraut hatte?
    »Fein, du wartest!« Ich kramte meinen Haustürschlüssel aus der Tasche.
    »In Gedanken bei dir, kleine Liz. In Gedanken bei dir …«
    Nur weil ich

Weitere Kostenlose Bücher