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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Aber wovor waren wir sicher?
    »Hei, Sweety!« Jonah hatte die Gunst der Menge genutzt, um sich unbemerkt hinter uns zu gesellen.
    »Hei!«, begrüßte ihn David und nickte mir dann kurzangebunden zu. »Wir sehen uns.« Er verabschiedete mich, um auf Dom und Paul zusteuerte. Nur zu gerne wäre ich ihm gefolgt, um Jonah loszuwerden. Aber ich bezweifelte, dass irgendwer davon begeistert gewesen wäre. Und in dieser Atmosphäre reichte ein zu lautes »Buh« um einen Weltkrieg anzufangen.
    »Hei, Jonah!« Ich drehte mich mehr zu ihm. »Was ist hier los?«
    Er für seinen Teil wirkte so, als sei überhaupt nichts los. Zumindest nicht mehr als das Übliche. Also ich.
    »Was macht MEINE Uhr?« Er grinste sein süffisantes Grinsen, und trotz der vielen Zeugen fühlte ich die Versuchung, einfach auf ihn einzuschlagen.
    »Was soll MEINE Uhr schon machen?« Unbeteiligt konnte ich auch. »Tick-Tack?«, schlug ich vor.
    »Ja, aber sie macht ja nicht Tick-Tack, oder?« Er beugte sich ein wenig vor und roch an meinem Haar. »Du riechst gut, warst du heute schwimmen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er so nah wie möglich an mir vorbei – ohne mich zu berühren – und gesellte sich zu Davids Fangemeinde.
    Mir lief ein neuer Schauer über den Rücken. Jonah war definitiv ein gruseliger Stalker. Und ein verdammt gut informierter. Ob er mit David zusammenarbeitete? Mit einiger Mühe gelang es mir, meinen wie gebannten Blick von ihm loszureißen und mich umzusehen.
    Justus Früh, einer der wenigen Leute, die ich kannte und mit denen ich überhaupt sprechen wollte – oder war das anders herum? – stand ein Stück weit weg. Seine blaue Uniform hob ihn ein wenig von den anderen Schülern ab und ließ ihn aus der Menge hervorstechen. Er war der einzige, der allein stand. Auf dem Weg schnappte ich einige Gesprächsfragmente auf.
    »Hei!«
    Justus drehte sich zu mir um und ich fiel mit der Tür ins Haus. »Welches Mädchen ist heute Morgen nicht aufgewacht?«
    »Chris.«
    »Wer ist Chris?«
    Justus sah mich an, als hätte ich einen an der Waffel. Ich wäre schon froh, wenn ein einziger Tag vergehen würde, an dem mich nicht mindestens eine Person so ansah.
    »Die Moderatorin«, erklärte Justus.
    »Welche Moderatorin?«
    Er schnaubte. »Ich vergesse immer, dass du noch nicht so lange hier bist …« Missmutig sah er auf den Tumult und erklärte: »Chris ist Moderatorin beim Schulradio, so eine kleine Rothaarige.«
    Ich folgte Justus` Blick. Er galt einer kleinen Gruppe, die besonders aufgeregt wirkte. Vage erinnerte ich mich an das Mädchen, das am Montag das Studio verlassen hatte. Mit Elijah, der betroffen neben Astrid stand. Keine Ahnung, ob die beiden grade flirteten, trauerten oder sich schon einen Schlachtplan überlegte, wie sie ihre Radiotussi ersetzen konnten. War mir auch egal. Das flaue Gefühl in meinem Magen blieb trotzdem.

    Inzwischen hatte ich rasende Kopfschmerzen. Das konnte daran liegen, dass jeder wilde Theorien aufstellte, aber auch daran, dass meine Gedanken wie wild darum kreisten, wie ich aus der vermaledeiten Zwickmühle mit Klaus wieder herauskam. Aber wahrscheinlich musste ich mir darum keinen Kopf mehr machen, denn wenn ich so weitermachte, würde besagter Körperteil ohnehin in spätestens einer Stunde dem inneren Druck nachgeben und detonieren.
    Ein Räuspern lenkte mich wieder zurück auf den Chemieunterricht. Einen Moment lang starrte ich auf meine Hand und die irgendwie fremd wirkenden Finger, die mit dem Bleistift die aktuelle Seite in meinem Heft bemalt hatten. Kettenglieder, Zahlen und Uhrzeiger reihten sich in fröhlichem Durcheinander aneinander und erinnerten mich an meine Uhr. Mein Unterbewusstsein musste von ihr besessen sein. Aber vielleicht lag es auch nur an Jonah und dem Gespräch.
    Ich starrte den Zettel an, auf dem ich automatisches Schreiben betrieben hatte. Vielleicht konnte ich mich als Medium versuchen, wenn ich bald wieder zurück in Saint Blocks war. Das Schulabschlusszeugnis von da war eh besseres Toilettenpapier … auch wenn es nie jemand offiziell zugeben würde.
    »Hast du schon gehört …?« Rebecka hatte sich zu mir umgedreht und sah mich aus immer noch schreckgeweiteten Augen an.
    »Ja.« Konnte man es bis in die dritte Stunde gebracht haben, ohne es zu hören?
    »Was denkst du …?« Weiter kam sie nicht, denn Simons rief uns zur Ordnung und sorgte dafür, dass sie sich wieder nach vorne drehte.
    Ich sah den Rektor kurz an, nur um sicherzugehen, dass er wieder normalen

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