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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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der Postkarte zu. Sie zeigte Mom und Dad nach ihrer Hochzeit in Las Vegas vor der »Little Chapel of the West«. Sie sahen schrecklich glücklich und verliebt aus, wie sie dort vor der Holzkapelle standen und einen unbekannten Fotografen anlächelten. Ich drehte die Karte um, obwohl ich den Text schon auswendig kannte.
Schade, dass du nicht gekommen bist. Ich hatte so sehr auf dich gehofft und darauf, dass du mir verzeihen kannst … Die Liebe geht eben manchmal seltsame Wege ,
    Morna
   PS. Ich werde dich immer lieben .
    Kein Wunder, dass mich Tante Meg nicht um sich haben wollte. Ich erinnerte sie an meine Mutter und das schlechte Gewissen, was sie wegen Morna zwangsläufig haben musste. Ein Familienstreit in dieser Dimension … und alles wegen der Liebe zwischen meiner Mom und meinem Dad. Das war doch mal interessant und brachte Licht ins Dunkel des Familiengeheimnisses.
    Apropos Licht. Ich schob die Karte unter mein Kopfkissen, bevor ich auch die Lampe auf meinem Nachttisch anknipste. Trotzdem blieben noch genug finstere Ecken in meinem Zimmer übrig, schwarze Löcher in dem, was ich für die Realität und die Wahrheit gehalten hatte.
    Als das Telefon klingelte, hatte ich mit einem Satz den Hörer abgehoben.
    »Bei de Temples , Liz am Apparat.«
    »Schon besser, aber noch nicht wirklich gut!«
    »Daria?!«
    »Hattest du mit dem Boogeymann gerechnet?«
    »Nein, aber mit dir auch nicht.«
    »Erwarte immer das Unerwartete.«
    »Der Leitspruch aller Paranoiker«, meinte ich trocken. »Ist etwas passiert?«
    »Das fragst DU MICH? Du hast doch beim letzten Mal so unglücklich geklungen … Deswegen wollte ich unbedingt noch einmal mit dir sprechen und bin ins Büro des Rektors eingestiegen.«
    »Bist du verrückt? Wenn sie dich erwischen, bekommst du noch ein Jahr Saint Blocks.«
    »Scheint nicht schlimmer zu sein, als dein Leben.«
    »Hier ist alles in Ordnung. Geh wieder zurück!«
    Daria schwieg und reagierte nicht. »Ich schreibe dir einen ausführlichen Brief.«
    »Nein, keinen Brief!« Meine beste Freundin klang ungewöhnlich panisch. Doch bevor ich sie fragen konnte, knackte die Leitung. Daria hatte aufgelegt, bevor ich überhaupt begriffen hatte, dass wir nicht allein waren. Gelobt sein mehrstöckige Häuser und verbundene Telefone. Vor allem, weil ich jetzt nicht mehr unauffällig auflegen konnte.
    »Hei, schön, dass du noch einmal anrufst.«
    »Ich wollte nur hören, ob du gut angekommen bist.« Klaus. Er klang weitaus entspannter als in den Gesprächen mit Tante Meg. »Rede ein wenig … ich liebe deine Stimme.«
    Urgs.
    Aber die unbekannte Frau lachte. Jede Wette, dass sie die Sexbombe aus dem Cafe war.
    »Du hast heute unglaublich gut ausgesehen … verführerisch«, fuhr er fort. Wow, wer hätte gedacht, dass Klaus charmant sein konnte? Obwohl er immer noch nicht 100% ehrlich klang. Aber gut … wen wunderte es? Er war ja auch verheiratet.
    »Sehen wir uns morgen?«
    »Übermorgen«, bot er ihr an. Dafür erntete er einen Seufzer, der geeignet war einem Mann das Herz zu brechen. Klaus hatte keines und ging nicht darauf ein.
    »Also übermorgen?«, fragte die Sexbombe etwas schmollend.
    Als Klaus bestätigte, hauchte sie einen Kuss durch die Leitung und legte auf. Einen Moment lang konnte ich noch Klaus` Atem hören, dann verriet mir das leise Knacken, dass er aufgelegt hatte.

    Irgendwann, während ich eine Zeitschrift las und zwischen den Überlegungen zu »Muss ich es Tante Meg sagen?« und »Geht es mich überhaupt etwas an?«, döste ich auf meinem Bett ein. Mein Kopf sackte nach unten, aber es war erst das leise Knistern des Fotos, das mich wieder aufschreckte und in eine sitzende Position trieb. Panisch drehte ich mich um und hob mein Kissen. Das letzte Bild meiner heilen Familie hatte Albträume verscheuchen sollen, stattdessen war es nun so zerknittert, als hätte es jemand wütend in der Hand geballt. Ich starrte es verwirrt an, bevor mir der wahre Grund für meine Verwirrung auffiel. Offenbar war mein Unterbewusstsein deutlich schneller als mein Verstand. Nie ein gutes Zeichen!
    Wir waren waren nicht mehr auf dem Foto. Es war einfach eine schwarze Fläche mit einem Sammelsurium von hellen Knitterlinien, die sich zu einem Datum formten: 12. Juni, dem Aufnahmetag. Ich rieb über die Oberfläche, die sich unter meiner Berührung wieder glättete. Die Linien ließen sich fortdrücken, verschoben sich aber selbst an andere Stellen, veränderten ihre Form und wurden zu einem neuen Bild. Jonah. Was

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