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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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diesem Moment klingelte, dauerte es vier Nanosekunden, bis alle Schüler ihre Unterrichtsmaterialien eingepackt hatten und aufsprangen, um den Raum zu verlassen. Rebecka zeigte nach vorne, wo schon die Ersten aus der Tür stürmten und sich den anderen Schülern die bereits Richtung Mensa strömten anschlossen.
    »Astrid«, meinte Rebecka, als erkläre das alles.
    DAS war Astrid? Ich bog um die Ecke und auf den Flur, so dass ich einen zweiten Blick riskieren konnte. Von hinten hätte ich die nette, blonde Schlumpf-Dame und ehemalige Anwärterin auf die Stufensprecherrolle nicht erkannt. Ihre seltsame, allumfassende Fröhlichkeit war einer tranigen Langsamkeit gewichen.
    »Astrid?«
    Sie blieb stehen und sah mich verwirrt an.
    »Alles in Ordnung?«
    Rebecka schloss zu uns auf, und ihren Seitenblick konnte ich mehr spüren, als sehen. Wahrscheinlich hatte ich grade gegen ein ungeschriebenes Mädchen-Gesetz verstoßen. Egal.
    »Müde«, murmelte Astrid, fügte noch ein »Danke« hinzu und setzte sich wieder in Bewegung. Abwesend. Seltsam
    Aber ihre Langsamkeit erinnerte mich etwas. Jemanden. Unruhe ergriff mich. Doch ich konnte dieser Erinnerung nicht wirklich habhaft werden. Sie war da, hielt sich aber knapp unter der Wahrnehmungsgrenze. Nagend, ärgerlich. Auch seltsam.
    »Wahrscheinlich hat Elijah es ihr die ganze Nacht hindurch besorgt«, meinte eine spöttische Stimme dicht hinter mir, und ich fuhr erschrocken herum. Zum Glück war Paul noch zu sehr damit beschäftigt, Elijahs neuester Liebschaft hinterherzusehen. Sein hämisches Grinsen zeugte von übergroßer Fantasie und davon, dass ich den letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    Warum war eigentlich immer einer dieser Best-Buddy-Blödmännern da, um mein Leben zu kommentieren? Ach ja, weil sich die anderen 80% der Schüler lieber von mir fernhielten.
    Rebecka gehörte zum Glück zu den 4% der netten Menschen. (Ja, genau. Die anderen 16 % waren die unnetten Menschen, die aus unerfindlichen Gründen ständig in meiner Nähe rumhingen.) Mit Pizza und Fake-Coke bewaffnet, blieb sie an meiner Seite, bis wir zwei freie Plätze gefunden und okkupiert hatten. Das Gesicht zur Sonne, genoss ich einen Augenblick der Ruhe und des stillen, genussvollen Essens. Eine nette Abwechslung zu den Gerichten im Hause de Temples. Gott sei Dank, gab es die Schulmensa.
    Das Gemurmel um mich herum verstummte, und die plötzliche, beinahe unheimliche Ruhe riss mich aus den angenehmen Gedanken. Paul, Dominique und einige andere Buddies zogen an uns vorbei, blieben aber nicht bei den gewöhnlichen Sterblichen stehen, sondern verzogen sich zum Essen in Richtung ihres Spielplatzes, ehäm… Football-Platzes. Erst, als sie sich an ihrem Privilegierten-Tisch niedergelassen hatten, wagte ich es, meine Aufmerksamkeit wieder auf alles andere zu lenken.
    Rebecka hatte mich aufmerksam beobachtete und grinste wissend. An welche meiner angeblichen Liebschaften sie dabei dachte, blieb meiner Fantasie überlassen. Auf einmal hatte ich keinen Hunger mehr. Genauso gut hätte Meg das Essen kochen können. Lustlos stocherte ich in dem schlagartig geschmacklos gewordenen Zeug herum und beobachtete Elijah. Wie üblich flatterte er von Mädchen zu Mädchen. Dabei verteilte er seine Aufmerksamkeit auf die blonden, brünetten und schwarzhaarigen gleichermaßen. Heute schien Astrid die Glückliche des Tages zu sein, zumindest hatte er sie in fünf Minuten glatte dreimal Mal angesehen.
    Moment mal! Zählte ich etwa mit?
    Absichtlich riss ich meine Aufmerksamkeit von Elijah los und konzentrierte mich auf das Tick-Tack der Uhr in meiner Hosentasche. Es war viel wichtiger, mehr über dieses Geschenk herauszufinden, als über irgend so einen Elijah – oder einen Jonah. Apropos. Ich sah zu David, der sich zu seinen Jungs gesellt hatte. Jonah war gar nicht da – und überhaupt … ich hatte ihn heute noch gar nicht gesehen. Seltsam, dass ich es jetzt erst bemerkte. Es war so ruhig und so angenehm … Kein Wunder, dass ich mich so merkwürdig fühlte … wie bei der Ruhe vor dem Sturm.

    Die letzte Schulstunde tropfte wie zäher Sirup um mich herum, und während sich die anderen in einem normalen Tempo bewegten, hatte ich das Gefühl, in einer Timeless-Zone festzustecken. Ich griff in meine Hosentasche und nach der Taschenuhr. Ihr leichtes Pochen in meiner Hand wies mich darauf hin, dass sich meine Wahrnehmung täuschte. Die Zeit lief immer noch, wurde von Zeigern in appetitliche Häppchen geschnitten und

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