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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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normalen Umstände.
    »Ich weiß es nicht genau«, gab ich zu.
    »Aber Jonah hast du gesehen?«
    »Ja.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    Jetzt war ich diejenige, die ihn ansah. Strafend.
    »Oh schon klar …« Er starrte geradeaus und biss sich auf die Unterlippe. »Du hast gedacht, ich würde es nicht glauben.«
    Ich sah zu, wie wir abermals abbogen und uns immer weiter von unserem normalen Ziel entfernten. »Und was genau machen wir gerade?«
    David hielt an der roten Ampel an und wandte sich zu mir. Ernst. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Und eigentlich auch noch nie in Bezug auf mich.
    »Du hast mich gestern Abend etwas gefragt.« Er schwieg und bewegte sich unruhig auf dem Fahrersitz. Offensichtlich war ihm das Gespräch unangenehm. »Die Antwort hat mir nicht gefallen.«
    »Also weißt du nichts Persönliches über Jonah …« Nichts von seiner Familie, keinen Geburtstag, nichts …
    Mein Stiefbruder sah mich düster an. Die Erkenntnis schien ihm ungefähr so gut zu gefallen, wie mir die Tatsache, dass mein Schuss ins Blaue – um ihn zu ärgern – voll ins Schwarze getroffen hatte. Ein unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen uns aus, und als das Auto hinter uns hupte, schraken wir beide zusammen.
    Ohne einen Blick auf die Ampel zu werfen, fuhr David los.
    »Aber du weißt, wo er wohnt?«
    »Ungefähr.«
    Ich sah auf mein Handy. »Wir kommen zu spät zur Schule.«
    »Wolltest du, dass wir ihn von zu Hause abholen und mitnehmen?« Für einen Moment grinste David und wirkte wie eine jüngere Ausgabe von Klaus. Kein unangenehmer Effekt.
    »Wenn dich einer meiner Freunde wirklich verfolgt, will ich verdammt noch mal wissen, warum.« Wieder waren Davids Lippen fest zusammengepresst, wirkten weniger sexy als vielmehr streng – und er selbst entschlossen und kampfbereit.
    »Dann sind wir schon zwei.«
    Wieder lenkte David das Auto um eine Kurve und auf eine Buckelpiste, die mitten hinein ins Nirgendwo führte. Dreck wirbelte um uns herum auf und hüllte das Auto in eine eigene Atmosphäre aus Staub, Laub und kleinen Steinen. Nach wenigen Minuten wichen die Sträucher und Bäume, die bisher einen Ausblick verwehrt hatten, weiter zur Seite und erlaubten einen Blick auf die drei Häuser, die am Ende der Straße standen. Sekunden später befand sich wieder Asphalt unter unseren Reifen.
    »Ich tippe auf das unheimliche Haus.«
    Es schmiegte sich förmlich an den Wald, der direkt am Hinterausgang begann und wirkte kleiner und gedrungener als die beiden anderen, die auf der Feldseite standen. Inzwischen war die Ernte eingeholt und die leeren Äcker lagen trostlos in der frühen Sonne. Beinahe so trostlos, wie die Umgebung des hintersten Hauses.
    David hielt weder vor diesem, noch vor dem unheimlichen, sondern vor dem ohne Hausnummer und mit dem ganzen Grünzeugs drum herum. War ja klar. Irgendwie.
    »Sieht nicht nach Jonah aus«, meinte ich beim Aussteigen. Dann fiel mir sein umgebautes Auto ein, das ja auch nicht »nach ihm« ausgesehen hatte, und ich hielt vorsichtshalber meine Klappe.
    »Warte hier!«, befahl David, und sein Gesichtsausdruck war ernst genug, um mich nicht automatisch widersprechen zu lassen. Für einen Augenblick sah er sogar so aus, als würde er mir am liebsten empfehlen, mich bei laufendem Motor ans Steuer zu lassen. Aber das war natürlich Unsinn. Trotzdem sah ich ihm merkwürdig gerührt zu, als er zu dem Haus ging und an der Tür klingelte.
    Die junge Frau, die öffnete, war kein bisschen furchteinflößend. Ich verfolgte das kurze Gespräch angespannt, ahnte aber schon vorher, was es ergeben würde. Nichts.
    Und genauso war es. »Kein Jonah. Sie habt noch nie von einem gehört.«
    »Also auf zu den beiden anderen Häusern.« Nach zwei Schritten stutzte ich. War der alte Mann vorher schon auf der Veranda gewesen? Mit seinen langen, weißen Haare wäre er mir doch sicherlich schon auf den ersten Blick aufgefallen, oder?
    »Willst du ihn fragen?«
    David schluckte und ich konnte ihn zum ersten Mal in meinem Leben voll und ganz verstehen.
    »Die Nummer ist falsch«, meinte er. Auf meinen Blick hin erklärte er: »Jonah hat irgendwann erzählt, er wohne in der Hausnummer 13. Elmstreet 13.«
    »Wie im Horrorfilm?« Ich rollte mit den Augen. »Mal abgesehen davon, dass ich Jonah niemals irgendetwas glauben würde … es gibt hier nur drei Häuser … falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«
    »Kein Grund pampig zu werden.«
    »ER hat die Nummer 3.«
    David drehte sich zu dem

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