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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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übel.
    Als Simons` Erzählung endete, tanzten weiße Punkte vor meinen Augen und meine Brandnarbe schmerzte, als stünde sie mein Haut wieder in Flammen. Trotzdem schaffte ich es, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern und ihn mit dem Versprechen zu verabschieden, dass ich mich bei ihm melden würde, wenn mir etwas verdächtig vorkam.
    Wenn mir etwas verdächtig vorkam. Dass ich nicht lache! Mit zitternden Knien setzte ich mich auf den erstbesten Tisch und versuchte meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. Atmen, atmen … Obwohl ich wusste, dass die Schatten, die unter den Tischen und hinter den Gardinen hervorglitten, unbemerkt in ihren Bewegungen, aber langsam näherkommend, nicht real waren, hielt ich mir die Augen zu.
    Die Schatten entsprangen meiner Erinnerung. Genau wie die Bilder in meinem Geist. Eine Schule. Zweite Klasse. Schatten. Albträume. Meine. Hysterische Selbsthypnose, schlafende Mädchen. Mein Vater. Der Umzug.
    Ich atmete tief durch, als sich die einzelnen Fragmente in meinen Gedanken zu einem Puzzle der Vergangenheit zusammenfügten. Mein Großvater – Gott habe seine Seele gnädig, ich konnte mich nicht einmal mehr an sein Gesicht erinnern – hatte mich von der Schule abgeholt. Das war in Ordnung, er war ja mein Großvater. Wir waren bei ihm gewesen. Das Gefühl der Uhr in meiner Hand. Ich hörte mein eigenes Lachen. Mein Vater hatte nicht gelacht. Er hatte gebrüllt. Und die Uhr geworfen. Nach seinem Vater. Die Schatten … die Mädchen … Ich griff mir an den Kopf, aber der Fluss der Erinnerung war versiegt … Egal. Jetzt zählte das Hier und Jetzt … Die Mädchen damals … Hysterische Selbsthypnose kam vor, aber selten. Wie selten? Und wie wahrscheinlich war es, dass es an zwei MEINER Schulen zu solchen Vorfällen kam? Sehr unwahrscheinlich, wenn man in Betracht zog, dass ich bei beiden Vorfällen im Besitz der Taschenuhr gewesen war.
    Apropos Taschenuhr. Ich zog sie hervor und betrachtete sie. Sie sah normal aus, harmlos. Eine Uhr eben. Mit zwei Zeigern, zwölf Ziffern. Einer Klappe, wie es sich für eine Taschenuhr gehörte, einer silbernen Kette und einem Motiv, das ich immer noch hässlich fand. Kein Hinweis darauf, dass ich im Besitz eines verfluchten Gegenstandes oder einer magische Uhr war. Ich sah auf das Ziffernblatt, welches auf schlicht zauberhafte Art und Weise die richtige Zeit anzeigte. Und seufzte. Zum wiederholten Male heute. Zu gerne wäre ich noch in die Bibliothek gegangen, um zu den Vorfällen von damals zu recherchieren. Aber heute hatte David länger Schule, und ich musste pünktlich zu Hause sein. Sonst würde es Ärger geben. Viel Ärger. Ich machte mich auf den Weg. Manchmal musste man eben Prioritäten setzen.

Kapitel 12
    Trotzdem stand »doofe Mädchen retten« ganz weit oben auf meiner »To-Do-Liste« für den heutigen Tag. Dicht gefolgt von »Uhr loswerden«. Wenn ich nur an das Stück schick zusammengeschraubtes Metall in meiner Tasche dachte, wurde mir schon wieder flau im Magen. Mit jedem Schritt in Richtung Zuhause schien der Inhalt meiner Hose schwerer zu werden. Selbst ohne jedweden Beweis würde ich mich sicher sicherer fühlen, wenn ich die Taschenuhr nicht bei mir hatte.
    Kurz spielte ich tatsächlich mit dem Gedanken, sie Jonah zurück zu geben. In dieser Zeit war schließlich nichts passiert. Alle waren ganz normal aufgewacht. Und falls dieses Mal doch etwas passierte und es an der Uhr lag, würde man Jonah zur Rechenschaft ziehen. Obwohl diese Vorstellung politisch und moralisch vollkommen inkorrekt war, gefiel sie mir. Schließlich konnte mich niemand dazu zwingen, die Welt zu retten. Ich schritt ein wenig schneller aus und bog vom Waldweg auf die Straße, wobei ich den dicken Kater ignorierte, der sich mir anschloss und aufmerksamkeitsheischend um meine Beine lief. Natürlich würde ich es nicht tun. Aber träumen durfte man doch schließlich, oder?
    Genauso, wie ich davon träumen durfte, nach Hause zu kommen, ohne dabei in einen Streit zu platzen. Ein wirklich schöner Traum.

    Durch Klaus` Jeep vorgewarnt, bemühte ich mich darum, die Haustür leise aufzuschließen. Mit etwas Glück hatten sie noch nicht mit dem Streit begonnen – aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Ich verharrte einen Moment lang reglos im Eingang und wartete.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen.« Meg klang rationaler als sonst, und ich nutzte ihre Worte, um in den Flur zu schleichen. Ich hatte wirklich nicht vor, zu lauschen – schon wieder nicht. Aber

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