Traumtagebuecher
Typen wie mir …?« Er schien die Worte in seinem Mund hin und her zu drehen, als gefielen sie ihm außerordentlich.
David funkelte jetzt wirklich. Und zwar mich an, als sei es meine eigene, ganz persönliche Schuld, dass er eben beinahe die Kontrolle verloren hätte. Hatte er wirklich vorgehabt, mich zu küssen? Ich schüttelte den Kopf. Unmöglich! Eher hätte er sich die Lippen abgebissen …
Ich bekam einfach nicht mehr die Kurve. Zusammen mit Davids Abgang war auch mein Spaß verflogen, egal wie sehr ich versuchte mich auf Elijah zu konzentrieren. Es ging nicht. Immer wieder glitten meine Blicke zu David. Nicht, weil ich eingesehen hatte, dass ich immer noch in ihn verliebt war. Sondern weil ich mich schuldig fühlte. Natürlich. Ungeduldig und nervös trommelte ich mit den Fingern auf meinem leeren Glas herum. Aber es änderte nichts. Ich ertrug es einfach nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich versuchte mit Elijah an einem der Partyspiele teilzunehmen, tauchte David auf und beobachtete uns mit Argusaugen. Immer wenn wir uns zurückzogen, um ungestört zu reden, tauchten auf magische Art und Weise Dom oder Paul auf. Selbst jetzt spürte ich, dass ich wieder im Mittelpunkt von Davids unauffälliger Aufmerksamkeit stand. Und es ärgerte mich, dass es mir mehr gefiel, als gut für mich war.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«
Elijah stupste mich kameradschaftlich an. Sein mitfühlender Blick sagte mehr als tausend Worte.
»Gerne!« Ich atmete erleichtert aus und konnte spüren, wie sich das erste Lächeln seit dem David-Vorfall auf meine Lippen schlich. Gleich darauf tat es mir leid. »Nicht wegen dir oder der Party.«
»Er ist eifersüchtig.«
»Quatsch.«
»Glaub mir … mit Liebe und Eifersucht kenne ich mich aus.«
»Ha!« Ausgerechnet Elijah. «Mit Liebe?«
Einen Augenblick lang sah er verbittert aus und so, als täte ihm leid, dass er es überhaupt erwähnt hatte. Ich benötigte einen Moment, um mich in die Gleichung einzufügen und auch sofort wieder zu verwerfen. Besagten Moment nutzte Elijah, um »Ich sag nur kurz Rebecka Bescheid«, zu murmeln und zu fliehen.
»Na großartig, schlimmer kann es ja wohl nicht mehr werden …« Ich stellte das Glas zur Seite und löste mich von der Mauer, bevor David auf die Idee kommen konnte, dort weiterzumachen, wo er vorher aufgehört hatte. Rebecka suchen klang da wie eine gute Alternative. Ich bog ins Wohnzimmer ein und natürlich wurde es schlimmer. Ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Rebecka Jonah die Haustür öffnete und ihn herein bat. »Shit!« Wenn David ihn sah … weiter kam ich nicht, denn manchmal waren Gedanken wie kleine, gemeine Voodoozauber: sie beschworen das Schlimmste herauf.
Ohne jede Vorwarnung hatte sich mein Stiefbruder auf meinen Lieblingsfeind gestürzt, ihn von den Beinen katapultiert und in einem wüsten Knäuel rollten die beiden zwischen den Feiernden – die jetzt nicht mehr feierten, sondern aus dem Weg sprangen, schimpften oder anfeuerten – umher.
Wo war eigentlich das Loch im Boden, wenn man es brauchte?
Eine Hand legte sich von hinten auf meine Schulter, und ich schreckte zusammen.
»Ich bin es nur.« Elijah hielt sich hinter einer der zahlreichen Grünpflanzen geduckt. »Ich denke, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden …«
Unwillkürlich warf ich einen Blick Richtung David und Jonah, die sich immer noch wie die hinterletzten Streithähne aufführten. Ein unglaublich guter Zeitpunkt! Unauffällig glitt ich in den dunklen Flur, und Elijah folgte mir durch die Küche, in die Garage und durch die Seitentür nach draußen. Erst auf der Straße atmete er erleichtert aus und legte seinen Arm um mich. »Gott sei Dank! Ich hatte das Gefühl, wenn sie mich entdeckt hätten, wäre alles zu spät gewesen.«
»Erst dann?« Wider Willen musste ich lachen. »MIR musst du nicht klarmachen, dass die beiden Idioten sind …« Neu war einzig und allein die Tatsache, dass ich Elijah für keinen hielt.
Die Fahrt verlief so, wie ich mir den restlichen Abend vorgestellt hatte. Lustig und unterhaltsam. Zu meiner eigenen Beunruhigung stellte ich fest, dass ich wirklich gerne mit Elijah zusammen war. Seine selbstironische Art machte es leicht ihn zu mögen und ihm zu vertrauen, obwohl er genaugenommen jemand war, dem man auf gar keinen Fall vertrauen sollte. Aber weil er selbst mit seiner eigenen, moralisch fragwürdigen Integrität so offen umging, fiel es schwer, ihn als den Bösen zu sehen oder als jemanden, der ein
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