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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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versammelt, und so langsam wusste ich wirklich nicht mehr weiter. Ich hielt mir ein weiteres meiner schwarzen Oberteile an und sah in den Spiegel. Es wirkte zu düster. Obwohl … was zog man eigentlich zu einer Party an? Ich war noch nie eingeladen worden. In Saint Blocks schon, aber das war nicht freiwillig gewesen. Eher so etwas wie Wichteln für Fortgeschrittene unter Aufsicht der Schule und um unsere Sozialkompetenz zu stärken.
    Ich warf das Oberteil zu seinen Freunden aufs Bett und wandte mich den noch nie angezogenen Klamotten zu, die ich mir mit Tante Megs Hilfe gekauft hatte – und eigentlich auch nur, um ihr einen Gefallen zu tun. Allerdings musste ich zugeben, dass das dunkelrote Oberteil mit den Spagettiträgern wohl eher dem klassischen Partyoutfit entsprach. Ich hielt es mir an und musterte mich. Dann zog ich es mir über. Perfekt. Dazu die Jeans Hotpants und halbhohe klobige Stiefel. Fertig. Das musste reichen.
    Ein Klopfen an der Tür schreckte mich aus meiner Betrachtung. Kurz hoffte ich, dass es David war, dann schob ich den Gedanken beiseite. Schließlich hatte David nach dem Vorfall auf der Treppe kein Wort mit mir gesprochen und mich gänzlich ignoriert. Selbst, als ich mit Klaus und Meg wegen der Party gesprochen hatte.
    »Ja.«
    Die Tür wurde geöffnet und Klaus betrat mein Zimmer. Neugierig sah er sich um und betrachtete den neuen Anstrich. »Ist schön geworden.«
    »Fast so schön wie die neue Tür zum Wohnzimmer.« Ich zog das Band aus dem Pferdeschwanz und befreite meine Haare. Noch hatte ich fünf Minuten für eine einigermaßen anständige Frisur.
    Klaus ging nicht auf meine Provokation ein, sondern betrachtete mich bis er die richtigen Worte fand. »Weißt du, die Situation ist schwer für David.« Er setzte sich nahe der Tür auf den Rand des Bettes. »Das Mädchen, auf das er steht, geht mit einem anderen weg.«
    Ich musste lachen, weil Klaus so danebenlang, wie man nur danebenliegen konnte. »David steht doch nicht auf mich!« Wie kam er denn auf so etwas Schräges?
    »Doch … hat er schon immer.«
    Ich drehte mich zu Klaus um und musste mich zusammenreißen, um nicht abermals zu lachen. Komisch, wie Erinnerungen variierten. Ich wusste noch genau, wie David damals vor meinen Anschmachtungen geflohen war. Nicht, dass ich es ihm wirklich verübeln konnte … ich war wirklich aufdringlich gewesen.
    »David ist nicht in mich verliebt. War es nie und wird es auch nie sein.«
    Klaus seufzte und schüttelte den Kopf. »Gib ihm eine Chance, Liebes. Er ist noch so jung. Und manchmal weiß er einfach nicht, was richtig ist – und gut für ihn.«
    Gut für ihn? Ich war gut für ihn? Wieder war ich dankbar für die Fähigkeit, mir meine Gedanken nicht immer sofort anmerken zu lassen. Ich warf einen Blick in den Spiegel, aber das Pokerface war zurück und saß wie gemalt.
    »Was für eine Chance?«
    Klaus ging nicht darauf ein. »Simons sagte, Elijah wäre in Ordnung. Aber ich würde wirklich lieber sehen, wenn du mit David ausgehen würdest. Ihr passt so gut zusammen.«
    Wow, so lief der Hase! Ich griff nach der Bürste, um mich abzulenken. Wie lange versuchte Klaus schon, uns zu verkuppeln? Kein Wunder eigentlich, dass David wütend reagierte und ich den Großteil dieser Wut zu spüren bekam. Ich meine … ich war nun wirklich nicht erste Wahl – optisch, moralisch und mein Background war auch nicht wirklich klasse. Energisch zog ich die Haarbürste durch die widerspenstige, erste Strähne und versuchte meine eigene Wut zu verdrängen. Scheiß was auf eine ordentliche Frisur, offen ging immer. Außerdem hatte ich nicht darum gebeten, mit David verkuppelt zu werden – und David sicher auch nicht. Mal ehrlich: Es gibt wirklich bessere Partien als ein sechzehnjähriges, paranoides Soziopathen-Schneewittchen. Tsktsktsk …
    Klaus fasste mein leises, selbstironisches Lachen falsch auf. »Du gibst ihm eine Chance, ja?«
    Er klang so hoffnungsvoll und eindringlich, dass ich den besten Teil meines Selbst aktivierte. Ich nickte und lächelte – wahrscheinlich leicht grenzdebil, aber er schien damit glücklich.
    Zumindest, bis es klingelte.

Kapitel 14
    Der Geruch von gegrilltem Fleisch überwog und dämpfte die anderen Düfte, die beinahe farblich sichtbar in der Luft hingen. Für einen kurzen Moment konnte ich sogar die Töne sehen, sie mischten sich unter den Rhythmus der lauten Musik und glitzerten mit den Sternen und der Beleuchtung des Pools um die Wette, während sich die Tanzenden wie in

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