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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Zeitlupe bewegten.
    Erst als die kalte Flasche meine Hand berührte, verflog der Effekt und die Welt kehrte zurück zu »normal«.
    Die meisten der Feiernden flanierten in Bikini oder Badeshorts durch die Gegend und zeigten mehr Haut als es der Jahres- und Uhrzeit angemessen war. Eigentlich war es ein Wunder, dass mich Meg und Klaus hierhergelassen hatten, wo lauter hormongeplagte Teenager halbnackt herumliefen. Okay, David hatte ihnen verschwiegen, dass es eine Poolparty war, und von mir würde es ganz sicher auch niemand erfahren. Außerdem fand ich es eher skurril als erotisch. Schließlich hatte sich bislang noch niemand in das Wasser gewagt, da es offensichtlich bei einer Poolparty darum ging, auf gar keinen Fall im Wasser zu landen. Denn das Chlor könnte dem Make-up schaden … von den gestylten Haaren mal ganz abgesehen. Rebeckas Erklärung, nicht meinte.
    Aber die absolute Königsdisziplin des Abends bestand darin, mir nicht anmerken zu lassen, wie Scheiße-kalt mir eigentlich war. Doch ich fror, obwohl Elijah mir längst seine Jacke überlassen hatte.
    »Alles in Ordnung bei dir?« Elijah musste brüllen, um die laute Musik zu übertönen.
    »Nein, mir ist immer noch kalt.«
    Besorgt legte er einen Arm um mich und dirigierte mich Richtung Haus. Kein Wunder, dass er gute Laune hatte. Er glühte förmlich. Am liebsten wäre ich ihm noch näher auf die Pelle gerückt.
    Als hätte er meinen Gedanken gelesen, zog er mich näher zu sich. Demonstrativ, um einer Gruppe Mädchen, an der wir vorbeimussten und die ihm erwartungsvoll entgegensahen, zu zeigen, dass ich zu ihm gehörte. Seine Geste erfüllte mich mit Stolz aber auch mit Missbilligung. Ich war doch keine Trophäe.
    Ich seufzte leise bei diesem unfairen Gedanken. Schließlich war er der beliebte, gutaussehende Traumtyp und ich nur das gebranntmarkte, zwielichtige Anhängsel. Der Schöne und das Biest. Wider Erwarten musste ich grinsen, und Elijah zog mich noch näher, um mich auf die Wange zu küssen. Naja, auf die Haare, die der Wind nach vorne wehte, aber der Vorsatz zählte. Und ich müsste lügen, wenn ich behauptete, keinen Spaß zu haben. Elijah war ein großartiger Begleiter. Witzig, charmant und aufmerksam.
    Aufmerksam genug, um mich in einem großen Bogen um David zu leiten, der mit Rebecka in der Mitte des Wintergartens feierte. Meine Freundin war, selbst wenn man den allgemeinen Pool-Party-Bekleidungsstandard als Grundlage nahm, so gut wie unbekleidet und amüsierte sich königlich. Ihre Gesten waren ziemlich eindeutig und ihre Bewegungen, mit denen sie sich tanzend an David schmiegte, einladend. Ich schüttelte den Kopf, obwohl mir ihr aber auch Davids eher desinteressiertes Verhalten einen Stich in der Herzgegend versetzte. Frauen konnten sich auch mutwillig zum Affen machen.
    Elijah zog mich sanft weiter Richtung Wohnzimmer, wo gerade ein Limbowettbewerb angeleiert wurde.
    »Ach nööö …« Ich versuchte mich aus seiner Umarmung zu winden, aber er hielt mich fest und schob mich unerbittlich weiter. »Zwei Freiwillige«, meldete er uns unförmlich an, und sofort wurden wir begeistert aufgenommen. Die Begeisterung schrieb ich dem Alkohol zu, den hier jeder außer mir in der Hand hielt. Ich klammerte mich an meiner kalten Cola fest.
    »Glühwein?« Justus tauchte hinter uns auf und drückte mir einen Becher in die Hand. Beinahe hätte ich gelacht. Hatte ich mir doch die richtigen Freunde ausgesucht. Einen mit einer kuscheligen Jacke und einen mit warmen Getränken.
    Ich nahm einen Schluck und schlagartig verteilte sich Wärme in meinem Inneren. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit, als ich Elijah ansah. Trotz der Flirtversuche einiger Mädchen hielt er immer noch meine Hand und sah mich an. Ich fühlte mich gut, schwebend. Erst der laute Limbo-Gong riss meinen Verstand zurück ins Hier und Jetzt, und ich blinzelte verwirrt. Oh mein Gott, war ich dabei, mich zu verlieben? Ausgerechnet in das selbsternannte Geschenk an die Frauen?
    »Vielleicht doch erst einmal etwas langsamer?« Elijah zog mich von der grölenden Menge und der Limbostange fort und in die kleine Gruppe, die zu der Limbomusik tanzte. Pärchenweise wurden halbe-Schmuse-halbe-Balztänze aufgeführt. Doch ich war zu abgelenkt, um auch nur einen fiesen Gedanken zu denken. Elijahs Hände auf meinem Rücken und seine Wärme, an die ich mich jetzt doch unwillkürlich schmiegte, waren einfach zu verlockend, um mich nicht auch einmal ein wenig fallen zu lassen. Verflixt. Ich

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