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Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Titel: Traurige Therapeuten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingomar von Kieseritzky
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Mist oder, wie das gute deutsche Wort: Scheiße.
    Nach dem zweiten Bier, das er aus der Dose trank wie ich, fragte er, was ich so treibe.
    So gut wie nichts, sagte ich.
    Wohl keine Malerei, sagte Aram, oder eine andere künstlerische Tätigkeit.
    Wie man’s nimmt, sagte ich, ich widmete mich Tier- und Menschen-Therapien, um das Elend für sie und zwischen ihnen zu mildern.
    Bigotter Hund, sagte Schlitz begeistert, was für eine Geschäftsidee. Wonderful.
    Aram, sagte ich an diesem herrlichen Tag im April, was werden Sie mit Singrams Arche machen …
    Nothing, sagte Schlitz, ich horte privat. And that’s the situation in my home – ich sitze im Kellerkabinet in meinem Haus in Virginia, hänge den Singram auf, installiere meine Riesenlupe auf Lafette, Pardon, dem Stativ und gehe dann für lange Zeit spazieren im Paradies der Tiere von Max Singram, bis ich krepiere.
    Er schüttelte vor Wonne den Hundeschädel. Seine Hamsterbacken – die Lefzen – bebten.
    Rückzug, Arthur, ist das Beste, was einem Menschen machbar sein sollte – now, you can. Do it, Arthur!

 
    74 Der Scheck von Aram Schlitz, schrieb ich damals, macht frei, ein paar Jahre bestimmt; nie wieder Corned Beef von Aldi, nie wieder Büchsenbier.
    Nun heißt es pragmatisch handeln. Die Handlung als solche, schrieb der Philosoph W. Hamilton, ist eine der Erscheinungsformen der Willensfreiheit unter Berücksichtigung der Zweck-Tätigkeit; ich denke mir, der Mann meint, dass Handlungen zweckmäßig sein sollten. Einleuchtende, goldene Worte.
    Und in einem philosophischen Wörterbuch konnte ich lesen, dass der Mensch nicht eigentlich das denkende Wesen sei, sondern das handelnde; und eine kleine Fußnote verwies zurückhaltend auf das Stichwort: siehe auch Aktivismus a.a.O.
    Ich für meinen Teil und das Restchen Lebenszeit will wohlbedachte Handlungen, basierend auf meiner angeborenen Positivität – (große Mengen positiver Impulse hatte ich nicht mehr in petto), gelenkt von Klarheit und Distinktionsfähigkeit im Hinblick auf die erstrebten Ziele.
    Das war’s, was ich an diesem regenreichen Sonntag niederschrieb.
    Yorick trabte zu meinem Sessel, in dem ich vor Glück leicht betäubt hockte, setzte sich vor mich auf den Hintern und warf mir einen scheelen Blick zu, der mich zu Handlungen zwang. Wir teilten uns die letzte Dose Corned Beef, während ich ihm die schöne Geschichte von Upton Sinclair (amerikanischer Romancier, später Okkultist) erzählte, in der ein Fabrikarbeiter samt Galoschen in einen Riesenkessel voller Fleisch fällt, und die mechanischen Messer verarbeiten das arme Schwein ungerührt zu Beef.
    Die Sache, sagte ich zu Yorick, passierte 1933 in Chicago. Weiß nicht, ob ihm die Geschichte gefiel, denn er ließ seine Portion auf dem Teller liegen, stieß dezent auf, putzte sich mit der linken Pfote die Schnurrhaare und starrte mich an. Ich weiß, sagte ich, es ist nicht das Futter; es ist die Notärztin Beatrice Margoti.
    Yorick zuckte mit allen Schnurrhaaren, erhob sich und richtete majestätisch seinen räudigen Schwanz auf; dann fing er an, kraftvoll zu schnurren. Seine gelben Augen waren aufmerksam und kalt auf mich gerichtet.
    Mein lieber Yorick, sagte ich, Frauen können das Leben eines Mannes verstören, ja gar vernichten … ich kenne da Beispiele …
    Entsinne dich der großen Tragödien, denke an Heloïse und Abelard – der wurde sogar kastriert! Pardon.
    Oder denke an den armen Maupassant, der so um die 3064 Frauen hatte und sich doch hoffnungslos in ein tropfnasiges Dienstmädchen verliebt, das ihn nicht erhört; über die Gefahren des fleischlichen und psychischen Kontaktes mit dem schönen Geschlecht muss man nicht sprechen, ich sage nur zwei Worte – Syphilis und geistige Depravation, von den Nebenkosten einmal abzusehen, also Blumen und das ganze Zeug, Restaurantbesuche … Kintopp, Langeweile im Theater… oder denke an Tristan und Isolde, eine Liebesgeschichte, die trotz aller chemischer Vorhaltungen in die Binsen ging.
    Ruf dir die unglückselige Liebesgeschichte aus Entenhausen ins Gedächtnis – die Affäre zwischen Donald und der zickigen Daisy; natürlich keine Affäre – er kriegt sie nicht, diese frigide Tante mit ihren dämlichen Damenkränzchen und caritativen Aktivitäten; in diesem keuschen Kosmos wurde nicht einmal geschnäbelt, wie die alten Balten das Küssen nannten, nicht ein einziges Mal, Yorick. Kein Petting mit Donald an einem milden Mai-Abend in seinem alten, tangerinroten Ikarus auf einer waldigen

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