Traveler - das Finale
der Ersten Sphäre«, sagte Gabriel. »Ich kenne die Stadt.«
Linden drehte sich zu Simon Lumbroso um. »Erklären Sie ihm, warum ich Recht habe.«
Simon hob beide Hände. »Entschuldigung, ich habe mit Ihrer Auseinandersetzung nichts zu tun.«
Gabriel stand auf der Anhöhe und wusste nicht, was er sagen sollte. Das Wort Liebe konnte er unmöglich benutzen. Für einen Mann wie Linden war es bedeutungslos. »Maya hat sich an diesen Ort begeben, um mich zu retten. Ich fühle mich ihr verpflichtet.«
»Ein Traveler ist einem Harlequin zu nichts verpflichtet!«
»Linden, ich werde jetzt zum Kloster fahren. Und wenn ich den Zugangspunkt gefunden habe, werde ich hinüberwechseln – allein. Wenn Sie mich nicht unterstützen wollen, werde ich den Fahrer beauftragen, Sie nach Kairo zurückzubringen.«
Gabriel stapfte zum Auto zurück, und Simon folgte ihm.
Ein paar Minuten später kam Linden ebenfalls zurück, stieg wortlos ins Auto und schlug die Beifahrertür zu. Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück. Der ägyptische Fahrer hatte begriffen, dass seine Fahrgäste sich gestritten hatten. Hin und wieder warf er Linden einen flüchtigen Blick zu, so als fürchte er, der Franzose könnte explodieren.
Die Straße wand sich neben einem ausgetrockneten Flussbett ins Gebirge hinauf. Sie passierten einen Wachtposten, dann einen zweiten. Der letzte Kontrollpunkt war mit einer Gruppe gelangweilter Polizisten besetzt, die Tee schlürften und Wasserpfeife rauchten. Einhundert Meter weiter standen Busse mit laufendem Motor und eingeschalteter Klimaanlage geparkt.
»Die meisten Touristen treffen gegen zwei Uhr morgens hier ein, um den Berg Sinai zu besteigen«, erklärte der Fahrer. »Wer zu fett ist, um selbst zu laufen, wird von den Kamelen der Beduinen raufgetragen.«
Das Gästehaus des Klosters war ein weißer Gebäudekomplex mit einer breiten, von italienischen Zypressen und Olivenbäumen überschatteten Terrasse. Der Hotelmanager hieß sie willkommen, während ein Teenager mit verkrüppeltem Bein ihr Gepäck auf die Zimmer brachte. Auf der Terrasse, zwischen dem Restauranteingang und dem Souvenirladen, saßen rotgesichtige Touristen, die eben den Abstieg hinter sich gebracht hatten.
»Gehen Sie zur Kapelle und suchen Sie die geheime Kammer«, sagte Linden zu Gabriel und Simon. »Ich werde mit dem Abt sprechen und versuchen, zu einer finanziellen Übereinkunft zu gelangen.«
Als Gabriel und Simon den steinigen Pfad zum Kloster hinaufstiegen, entdeckten sie zwei Beduinen, die einem älteren Mann von einem Kamel herunterhalfen. Auf dem Serpentinenpfad kamen ihnen Touristen entgegen. »Vor vielen Jahren hat mein Bruder diesen Berg bestiegen«, sagte Simon. »Überall
am Wegesrand stehen Beduinen, die Wasserflaschen und Schokoriegel verkaufen. Je näher man dem Gipfel kommt, desto höher steigen die Preise.«
Das Kloster war als Festungsanlage erbaut worden, um die Mönche vor Überfällen der Wüstenräuber zu schützen. Die »Kapelle vom brennenden Dornbusch« war von einer rechteckigen, riesigen Mauer aus massiven Sandsteinblöcken umschlossen, und vom Pfad aus konnte man nicht mehr als die Spitze des Glockenturms erkennen. Nachdem sie den Eintritt bezahlt hatten, betraten Simon und Gabriel die Klosteranlage durch eine kleine, in die Mauer eingelassene Tür. Die Kapelle stand in der Mitte eines Hofes, der von dreistöckigen Wohn-und Verwaltungsgebäuden umgeben war. Die Lücke zwischen den Klosterbauten und der Kapelle war recht schmal – auf der westlichen Seite war sie etwa sieben, auf der östlichen knapp drei Meter breit.
Verschiedene Touristengruppen zwängten sich hindurch, während die Führer in allen möglichen Sprachen ihre Erläuterungen riefen. Die meisten Frauen trugen schulterfreie Hemden und Caprihosen und hatten sich aus Pietätsgründen hauchdünne Tücher über Kopf und Schultern gelegt. Während Simon die Außenmauern der Kapelle inspizierte, ließ Gabriel sich mit der Menge zur Nordseite des Hofes treiben. Dort wuchs ein Gestrüpp – angeblich ein Nachkomme des brennenden Dornbuschs –, und die Touristen drängelten und schoben, um Blätter abzurupfen und als Andenken mitzunehmen.
Simon legte eine Hand auf Gabriels Schulter und raunte: »Keine Hinweise auf eine geheime Kammer. Die Kapelle ist vierzig Meter breit und einhundertzwanzig Meter lang. Wir sollten einen Blick hineinwerfen.«
Sie durchschritten zwei Flügeltüren und betraten die Kapelle. Die abgetretenen Teppiche auf
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