Traveler - das Finale
dem Marmorboden dämpften ihre Schritte. Der helle Wüstenhimmel verschwand,
und nur noch die trüben Öllampen und die Kerzenleuchter, die an Ketten von der blau-grünen Decke hingen, spendeten etwas Licht. Besonders auffällig war ein aufwändig verzierter Paravent aus Silber und Gold, der den Besucherbereich vom Altar trennte. Ein Mönch in schwarzer Robe stand davor und zischte jeden Touristen an, der Anstalten zu fotografieren machte.
Gabriel und Simon besichtigten den Reliquienschrein der heiligen Katharina, in dem ein Stück ihres Armes aufbewahrt wurde. Es sah aus wie ein alter Hühnerknochen, den man im Hof aufgelesen hatte. Simon schritt die Kapelle der Länge und Breite nach ab, während Gabriel sich in eine der hölzernen Bänke setzte. Über ihm hing ein Kerzenhalter aus massivem Messing, und nach einer Weile erkannte Gabriel eine Drachenform. Die Wände waren von Ikonen bedeckt, die Heilige und Märtyrer zeigten. Sie sahen ihn aus großen schwarzen Augen an, und Gabriel hatte das Gefühl, vor einem himmlischen Gericht zu stehen.
Eine plappernde Gruppe von Christen aus Goa verließ die Kapelle, gefolgt von einer russischen und einer polnischen Reisegruppe. Schlagartig kehrte Stille ein, und auf einmal wirkte die Kapelle friedlich und seltsam heilig. Selbst der Mönch schien sich zu entspannen. Er musterte Simon und Gabriel, befand sie für harmlos und verließ den Raum durch den Haupteingang.
»Mir nach«, flüsterte Simon, »ich glaube, ich habe die geheime Kammer entdeckt.«
Gabriel verließ die Kirchenbank und eilte durch den Mittelgang. An der Rückwand der Kapelle hing ein Wandteppich, eine düstere Darstellung von Moses, wie er das Rote Meer teilt. Vorsichtig legte Gabriel eine Hand auf das staubige Gewebe und fühlte die Umrisse einer Türklinge.
»Ist es hier?«
»Ja. Genau wie auf Youssefs Karte …«
Aber noch bevor sie den Wandteppich beiseiteschieben konnten, öffnete sich die Eingangstür mit lautem Quietschen, und der Mönch kam mit einer neuen Reisegruppe zurück. Simon und Gabriel verließen die Kapelle, überquerten den Hof und traten durch die Tür im Schutzwall.
»Ich bin die Kapelle der Länge nach abgeschritten«, sagte Simon. »Berücksichtigt man die Dicke der Wände, könnte am hinteren Ende gerade genug Platz für eine Geheimkammer sein.«
»Meinen Sie, Linden kann sich mit den Mönchen einigen?«
»Wer weiß? Sicher wird er ihnen ein Bestechungsgeld anbieten.«
Die beiden Männer liefen die Klostermauern in östlicher Richtung ab. In modernen Zeiten hatten die Mönche beschlossen, für fließend Wasser und eine Kanalisation zu sorgen. Anstatt ein Loch in den Wall zu bohren, hatten sie ein Wasserrohr von zehn Zentimetern Durchmesser am Sandstein befestigt. Gabriel berührte die raue Oberfläche der Leitung und legte den Kopf in den Nacken.
»Ich könnte daran hochklettern. Wenn ich einmal oben bin, muss ich bloß noch die Lücke zwischen den Wohngebäuden und der Kapelle überwinden. Ich könnte aufs Kapellendach springen und durch den Glockenturm hinunterklettern.«
»Klingt nach einem guten Plan, sich das Genick zu brechen«, sagte Simon. »Wir sollten zum Gästehaus zurückgehen und herausfinden, ob unser Freund erfolgreich war.«
Linden saß auf der Terrasse vor dem Restaurant. Inmitten der Pilger wirkte der französische Harlequin deplatziert. Bei den meisten Gästen handelte es sich um ältere Frauen mit schwarzen Kleidern, die sich das Haar mit einem weißen Tuch bedeckt hatten und schwere Silberkreuze um den Hals trugen. Die wenigen Männer in der Gruppe trugen abgewetzte Jacketts und weiße, hochgeschlossene Hemden mit Stehkragen.
Sie rauchten Kette und debattierten mit dem griechisch-orthodoxen Priester, der die Gruppe anführte.
Gabriel setzte sich an den weißen Plastiktisch. »Wie war es?«
»Ich habe ein wenig Geld unter den Angestellten verteilt, dann bin ich zum Kloster rauf, um mit dem Abt zu sprechen.« Linden warf eine gefälschte Visitenkarte auf den Tisch. »Ich habe mich als Filmproduzent ausgegeben und gesagt, ich wolle den Innenraum der Kapelle fotografieren. Der Abt meinte, es würde mindestens sechs Monate dauern, bis der Patriarch von Alexandria die Genehmigung erteilt. Ich habe ihm eine kleine und dann eine größere Geldsumme angeboten. Er geriet in Versuchung, lehnte aber schließlich ab.«
Simon wischte sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn. »Gabriel glaubt, einen Weg gefunden zu haben.«
»An seiner Stelle
Weitere Kostenlose Bücher