Traveler - das Finale
belohnen. Wir sind auf der Suche nach …«
»Hossam hat mir alles erzählt. Sie sind auf der Suche nach einem Durchgangspunkt, der Sie in eine andere Welt bringt.« Pater Youssef nippte mit lautem Schlürfen an seinem Tee und setzte das Glas mit einem Klicken auf die Untertasse zurück. »Nur wenige Menschen interessieren sich für diese Zugangspunkte. Sie verlangen im Leben nicht mehr als ein neues Auto und einen großen Fernseher.«
Simon ließ einen Zuckerklumpen in seinen Kaffee fallen. »Wir vermuten, dass in den Pyramiden möglicherweise ein Zugangspunkt liegt. Seit Tausenden von Jahren sind sie von besonderer Bedeutung.«
»Die Pyramiden wurden für die Toten gebaut. Die Zugangspunkte dienen den Lebenden.«
Linden beugte sich vor und berührte den Arm des Priesters.
»Erzählen Sie uns etwas Neues, dann bekommt Ihre Kirche ein neues Dach.«
»Die Anhänger der koptischen Kirche sind arm und werden verfolgt. Man hat uns alles genommen, sogar unsere heilige Kapelle. Dort liegt der Zugang zu einer anderen Welt.«
»Und wem gehört diese Kapelle?«, fragte Linden.
»Der griechisch-orthodoxen Kirche. Ich spreche vom heiligen kaiserlichen Kloster auf dem Berg Sinai, wo Gott einst wandelte.«
Lumbroso wandte sich Gabriel zu. »Den meisten Leuten ist es als das Katharinenkloster bekannt. Kaiser Justinian ließ es im sechsten Jahrhundert bauen.«
»Ein Schrein unserer Kirche stand dort, lange bevor das Kloster gegründet wurde. Sie meinen, eine verkokelte Pflanze hätte Moses eine Botschaft überbracht? Der brennende Dornbusch ist eine Mär, die nur zum Schutz des Zugangspunkts erfunden wurde.«
»Können wir dorthin?«, fragte Gabriel. »Wird der Priester uns einlassen?«
Pater Youssef spuckte in den Staub. »Wenn Pilger zum Kloster kommen, zeigen die Griechen ihnen einen Busch vor der Kapelle. Der Zugangspunkt liegt in einem Zimmer hinter dem Altar.«
»Und wenn wir ihnen eine großzügige Spende anbieten?«, fragte Lumbroso.
»Wenn die Mönche den Eindruck gewinnen, Sie könnten über den Zugangspunkt Bescheid wissen, werden sie die Polizei rufen und Sie verhaften lassen.«
Verärgert schüttelte Linden den Kopf. »Ce prêtre est inutil «, flüsterte er Simon zu.
»Ich möchte Ihnen behilflich sein«, widersprach Pater Youssef. »Ich kann einen Lageplan der Kapelle zeichnen und Ihnen das Geheimzimmer zeigen. Aber eigentlich sollten Sie das Ganze vergessen und nach Europa zurückfliegen. Der
Einstiegspunkt ist ein gefährlicher Ort. Wenn Sie hinüberwechseln, enden Sie möglicherweise als Gefangener in einer Welt voller Dämonen und Geister. Nur ein Heiliger übersteht die Reise, aber Heilige gibt es keine mehr.«
Simon Lumbroso lächelte. »Manche Rabbiner sagen, eine Hand voll Heiliger habe überlebt, um diese Welt vor der Zerstörung zu retten.«
»Klingt nach einer großen Verantwortung«, sagte Gabriel. »Ich weiß nicht, ob das stimmt.«
»Es stimmt definitiv nicht .« Pater Youssef tippte mit dem Teelöffel auf die Tischplatte. »Die Ära der Heiligen ist Vergangenheit. Gott spricht nicht länger zu uns. Wir führen Selbstgespräche und beten das Echo an.«
NEUN
S imon Lumbroso bestellte einen Wagen mit Chauffeur, und sie machten sich noch am selben Abend auf den Weg zum Katharinenkloster. Gabriel und Simon saßen auf der Rückbank, Linden vorn neben dem Fahrer. Der Renault war von außen verstaubt und zerkratzt, aber der Innenraum war mit rotem Teppichboden verkleidet, und auf dem Armaturenbrett saßen Plüschhunde. Eine Familie aus Yorkshireterriern starrte Gabriel aus kleinen Glasaugen an, während das Auto auf dem Weg nach Osten an den ummauerten Palästen ägyptischer Militärs vorbeifuhr.
Die vierspurige Autobahn durchschnitt die flache Wüstenlandschaft in gerader Linie. Der ägyptische Fahrer war ein kleiner, schweigsamer Mann mit bleistiftdünnem Schnurrbart. Er hielt den Renault auf der Mitte der Straße und zielte geradewegs auf alle herankommenden Scheinwerferpaare, nur um im letzten Augenblick auszuweichen und so der Kollision mit einem Sattelschlepper oder einem riesigen Tanklaster zu entgehen.
Bei Sonnenaufgang erreichten sie die Vororte von Suez. Der Fahrer zeigte seinen Passierschein an drei Armeekontrollpunkten vor, bevor sie in den langen, weiß gekachelten Tunnel unter dem Kanal einfuhren. Als sie auf der anderen Seite wieder im Sonnenlicht auftauchten, hatten sie den afrikanischen Kontinent hinter sich gelassen und die Sinai-Halbinsel erreicht. Linden streckte Arme
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