Traveler - Roman
sagte, ich bekomme viel Besuch.«
Sanchez zog sich den Anzug über den Kopf und atmete
durch den Luftfilter. Nun würde sich seine eigene DNA nicht mit den Proben vermischen. Der Söldner öffnete die Hintertür, betrat das Haus und machte sich an die Arbeit. Die besten Proben fand man auf Bettwäsche, Toilettensitzen und Rücklehnen von Polstermöbeln.
Die beiden Männer behielten sich gegenseitig im Auge, während sie dem gedämpften Sirren des Sniffers lauschten. »Erzählen Sie schon«, sagte Boone. »War Maya in Ihrem Haus?«
»Warum ist Ihnen das so wichtig?«
»Sie ist eine Terroristin.«
Thomas Walks the Ground begann, nach drei passenden Unterlegscheiben für die drei Schrauben zu suchen. »In dieser Welt leben tatsächlich Terroristen, aber eine kleine Gruppe von Männern missbraucht unsere Angst vor ihnen, um ihre eigene Macht zu vergrößern. Diese Männer machen Jagd auf Schamanen und Mystiker …« Thomas lächelte wieder. »… und auf die so genannten Traveler.«
Aus dem Innern des Hauses war immer noch das Sirren zu hören. Boone wusste, dass Sanchez von Zimmer zu Zimmer ging, um mit der Mündung des Sniffers die verschiedenen Gegenstände abzutasten.
»Alle Terroristen sind gleich«, meinte Boone.
Thomas lehnte sich in seinem Gartenstuhl zurück. »Lassen Sie mich eine Geschichte über einen Paiute-Indianer namens Wovoka erzählen. In den 1880ern begann er, andere Sphären zu besuchen. Nach seiner Rückkehr berichtete er den Stämmen davon. Er begründete eine Bewegung mit dem Namen Ghost Dance. Seine Anhänger tanzten im Kreis und sangen besondere Lieder. Wenn man gerade nicht tanzte, war man dazu angehalten, ein rechtschaffenes Leben zu führen. Ohne Alkohol. Ohne Diebstahl. Ohne Prostitution.
Nun möchte man meinen, den Weißen, die die Reservate verwalteten, hätte das Bewunderung abgerungen. Nach Jahren
der Erniedrigung erstarkten die Indianer moralisch. Unglücklicherweise verweigerten die Lakota den Gehorsam. Im Pine-Ridge-Reservat von South Dakota führten Tänzer das Ritual ein. Die Weißen in der Gegend bekamen große Angst. Ein Regierungsbeamter namens Daniel Royer entschied, dass die Lakota weder Freiheit noch eigenes Land brauchten. Sie brauchten nur zu lernen, wie man Baseball spielt. Er bemühte sich, den Kriegern beizubringen, wie man wirft und einen Baseballschläger schwingt. Die Krieger aber ließen sich vom Ghost Dance nicht abbringen.
Und die Weißen sagten sich: ›Jetzt werden die Indianer wieder gefährlich.‹ Also schickte die Regierung Soldaten zu einem Ghost-Dance-Ritual am Wounded Knee Creek. Sie feuerten ihre Gewehre ab und schlachteten zweihundertneunzig Männer, Frauen und Kinder ab. Die Soldaten hoben Gruben aus und warfen die Leichen in den gefrorenen Boden. Und mein Volk versank wieder in Alkohol und Verwirrung …«
Das Geräusch hörte auf. Eine Minute später öffnete sich quietschend die Hintertür, und Sanchez kam heraus. Er nahm den Mundschutz ab und zog sich die weiße Anzugkapuze vom Kopf. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. »Wir haben einen Treffer«, sagte er. »Auf dem Sofa im Wohnzimmer waren Haare von ihr.«
»Gut. Sie können zum Wagen zurückgehen.«
Sanchez zog den Anzug aus und verschwand im Durchgang. Thomas und Boone waren wieder allein.
»Maya war hier«, sagte Boone.
»War sie das?«
»Ich will wissen, was sie gesagt und getan hat. Ob Sie ihr Geld gegeben oder sie irgendwohin gefahren haben. War sie verletzt? Hat sie ihr Aussehen verändert?«
»Ich werde Ihnen nicht helfen«, sagte Thomas ruhig. »Verlassen Sie mein Haus.«
Boone zog seine Automatik, hielt sie aber flach auf dem rechten Oberschenkel. »Sie haben keine große Wahl, Thomas. Ich möchte nur, dass Sie die Tatsachen akzeptieren.«
»Ich habe die Freiheit, Nein zu sagen.«
Boone seufzte wie ein Vater über ein störrisches Kind. »Die Freiheit ist der größte Mythos, der jemals erfunden wurde. Sie ist zerstörerisch, ein unerreichbares Ziel, die Ursache von großem Leid. Die wenigsten Menschen können mit der Freiheit umgehen. Eine Gesellschaft ist gesund und produktiv, solange sie unter Kontrolle ist.«
»Und Sie glauben, dass das eintreten wird?«
»Ein neues Zeitalter wird anbrechen. Wir sind kurz davor, im Besitz der nötigen Technologien zu sein, um eine unfassbare Zahl von Menschen zu überwachen und zu kontrollieren. In den Industrienationen ist die Infrastruktur dafür bereits vorhanden.«
»Und die Kontrolle üben Sie aus?«
»Oh, ich werde
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