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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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wünschen konnte – außer der Freiheit zu gehen. Lawrence erklärte, das kurzfristige Ziel sei, ihn wieder fit und gesund zu machen. Michael würde bald einem sehr mächtigen Mann vorgestellt, der ihm sagen werde, was er wissen wolle.
    Eines Tages kam Michael aus der Dusche und bemerkte, dass jemand ihm Kleider herausgesucht und aufs Bett gelegt hatte. Schuhe und Socken. Eine graue Wollhose mit Bügelfalten und ein schwarzes, perfekt sitzendes Hemd. Er ging in den angrenzenden Raum und sah Lawrence, der ein Glas Wein trank und dabei eine Jazz-CD hörte.
    »Wie geht es Ihnen, Michael? Gut geschlafen?«
    »Okay.«
    »Irgendwelche Träume?«
    Michael hatte davon geträumt, über ein Meer zu fliegen, aber es gab keinen Grund, darüber zu sprechen. Er wollte
nicht, dass sie erfuhren, was in seinem Kopf vorging. »Keine Träume. Zumindest keine, an die ich mich erinnern kann.«
    »Auf diesen Moment haben Sie lange gewartet. In wenigen Minuten werden Sie Kennard Nash kennen lernen. Wissen Sie, wer er ist?«
    Michael konnte sich an ein Gesicht erinnern, das er in den Fernsehnachrichten gesehen hatte. »War er nicht in der Regierung?«
    »Er war Brigadegeneral. Seit seinem Ausscheiden aus der Armee hat er für zwei amerikanische Präsidenten gearbeitet. Jedermann hat Respekt vor ihm. Jetzt ist er Vorstandsvorsitzender der Evergreen Foundation.«
    »›Für alle Generationen‹«, zitierte Michael den Werbeslogan der Stiftung, die bestimmte Fernsehprogramme sponserte. Ihr Logo war auffällig. Der Spot zeigte zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die sich über einen Kiefernsetzling beugten, und dann verschmolz alles und verwandelte sich in einen stilisierten Baum. Computermorphing.
    »Sie befinden sich im Verwaltungsgebäude des nationalen Forschungszentrums der Stiftung. Das Gebäude steht in Westchester County. Mit dem Auto ist man in fünfundvierzig Minuten in New York.«
    »Und warum haben Sie mich hierher gebracht?«
    Lawrence stellte das Weinglas ab und lächelte. Es war unmöglich, seine Gedanken zu erraten. »Wir gehen jetzt nach oben, um General Nash zu treffen. Er wird Ihre Fragen gern beantworten.«
    Die beiden Wachmänner warteten im Vorraum. Wortlos begleiteten sie Michael und Lawrence aus dem Zimmer und durch einen Korridor bis zu einer Reihe von Fahrstühlen. Ganz in ihrer Nähe befand sich ein Fenster, und Michael wurde bewusst, dass es Abend war. Als der Fahrstuhl kam, winkte Lawrence ihn hinein. Er hielt seine Hand vor einen Sensor und drückte den Etagenknopf.

    »Hören Sie General Nash aufmerksam zu, Michael. Er ist ein sehr kluger Mann.« Lawrence trat einen Schritt zurück in den Flur. Michael fuhr allein bis zur obersten Etage.
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich in einem Privatbüro. Der große Raum war so eingerichtet, dass er wie die Bücherei eines englischen Herrenklubs aussah. An den Wänden standen Eichenregale mit in Leder gebundenen Bänden. Es gab Ohrensessel und kleine, grüne Leselampen. Das einzig Ungewöhnliche stellten die drei Überwachungskameras an der Decke dar, die sich langsam hin und her bewegten, um den gesamten Raum zu überwachen. Sie beobachten mich, dachte Michael. Irgendeiner beobachtet immer.
    Er ging um die Möbel und Lampen herum, darauf bedacht, nichts zu berühren. In einer Ecke des Raums leuchteten Strahler ein architektonisches Modell auf einem hölzernen Sockel an. Das Miniaturgebäude bestand aus zwei Teilen: einem Turm in der Mitte, darum ein ringförmiger Bau. Das Außengebäude war in kleine, identische Räume unterteilt, jeder davon mit einem schlichten Fenster in der äußeren Wand und einem weiteren in der Eingangstür daneben.
    Zunächst wirkte der Turm wie ein Monolith, aber als Michael um den Sockel herumging, sah er die Konstruktion im Querschnitt. Ein Labyrinth aus Türen und Treppen. Streifen aus Balsaholz bedeckten die Fenster wie Jalousien.
    Michael hörte ein Türquietschen und sah, dass Kennard Nash den Raum betrat. Glatze. Breite Schultern. Als Nash lächelte, erinnerte Michael sich daran, den General schon oft in Fernsehtalkshows gesehen zu haben.
    »Guten Abend, Michael. Ich bin Kennard Nash.«
    Der General durchquerte mit schnellen Schritten den Raum und schüttelte Michaels Hand. Eine der Überwachungskameras bewegte sich leicht, so als wollte sie die Szene festhalten.
    »Wie ich sehe, haben Sie das Panopticon entdeckt.« Nash näherte sich dem Architekturmodell.

    »Was ist das? Ein Krankenhaus?«
    »Ich denke, es könnte ebensogut ein

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