Traveler - Roman
ausdrücklichen Befehl von mir widersetzt.«
»Es ist meine Aufgabe, unsere Organisation zu schützen und beim Erreichen unserer Ziele zu helfen.«
»Momentan steht der Erfolg des Transzendenzprojekts an erster Stelle. Alles andere ist zweitrangig.«
Boone trat näher an Nash heran. »Vielleicht sollte diese
Angelegenheit mit dem gesamten Vorstand diskutiert werden.«
General Nash richtete seinen Blick auf den Tisch und wägte seine Alternativen ab. Er hatte bisher vermieden, Boone mit sämtlichen Informationen über den Quantencomputer zu versorgen, aber diese Taktik war jetzt wohl nicht mehr praktikabel.
»Wie Sie wissen, verfügen wir seit kurzem über einen Quantencomputer. Jetzt ist nicht der passende Moment, Sie mit den technischen Details dieses Geräts vertraut zu machen, doch so viel sollten Sie wissen: Mit seiner Hilfe werden subatomare Partikel in einem Energiefeld freigesetzt. Für einen extrem kurzen Zeitraum verschwinden diese Partikel aus dem Kraftfeld, dann kehren sie zurück. Aber wohin begeben sie sich, Mr. Boone? Unsere Wissenschaftler sind überzeugt, dass sie in eine andere Dimension reisen – eine andere Sphäre.«
Boone wirkte belustigt. »Sie sind die Reisegefährten der Traveler?«
»Diese Partikel sind mit Botschaften einer uns überlegenen Zivilisation in den Computer zurückgekehrt. Zuerst haben wir relativ simple Binärcodes empfangen, dann aber immer komplexere Informationen. Sie haben uns in die Lage versetzt, genetische Veränderungen an Tieren vorzunehmen und dadurch die Splicer zu entwickeln. Wenn wir weitere Kenntnisse über die fortgeschrittenen Technologien dieser anderen Zivilisation erhalten, werden wir noch zu unseren Lebzeiten das Panopticon installieren können. Die Bruderschaft wird dann endlich die Macht haben, den Großteil der Menschheit zu überwachen und zu kontrollieren.«
»Und was verlangen die Vertreter dieser anderen Zivilisation als Gegenleistung?«, fragte Boone. »Sie helfen uns doch bestimmt nicht aus purer Freundlichkeit.«
»Sie wollen in unsere Welt kommen und uns kennen lernen. Und dafür brauchen wir einen Traveler – er soll ihnen
den Weg weisen. Der Quantencomputer folgt Michael Corrigan beim Hin-und-her-Wechseln zwischen den verschiedenen Sphären. Verstehen Sie jetzt, Mr. Boone? Ist Ihnen die Tragweite des Projekts bewusst?«
Zum ersten Mal erlebte Nash, dass Boone beeindruckt wirkte, und er genoss diesen Augenblick, während er sich gleichzeitig Wein nachschenkte. »Darum habe ich Sie aufgefordert, Gabriel Corrigan zu finden. Und ich bin nicht besonders glücklich über Ihre Weigerung, diesen Befehl zu befolgen.«
»Ich habe unsere Einsatzkräfte aus einem bestimmten Grund abgezogen«, erklärte Boone. »Ich glaube, dass es in unserer Organisation einen Verräter gibt.«
Nash zitterte leicht, als er sein Glas abstellte. »Wie sicher sind Sie sich?«
»Thorns Tochter Maya befindet sich in den USA. Aber es ist mir noch nicht gelungen, sie unschädlich zu machen. Die Harlequins scheinen jeden unserer Schritte vorausgeahnt zu haben.«
»Und Sie glauben, dass ein Mitglied der Einsatzkräfte für die Gegenseite arbeitet?«
»Das Prinzip des Panopticons basiert darauf, dass jeder überwacht und überprüft wird – auch jene, die es betreiben.«
»Wollen Sie behaupten, mich träfe irgendeine Schuld?«
»Keineswegs«, erwiderte Boone, aber er starrte dabei den General mit einem Blick an, als hätte er diese Möglichkeit durchaus erwogen. »Zurzeit verfolge ich mit Hilfe des Internetteams jeden auf Schritt und Tritt, der an dem Projekt mitarbeitet.«
»Und wer überprüft Ihre eigenen Aktivitäten?«
»Ich habe noch niemals etwas vor der Bruderschaft verheimlicht.«
Sieh ihn nicht an, dachte Nash. Keinen Blickkontakt. Er starrte durch die Glasscheibe auf Michaels Körper.
Dr. Richardson lief nervös neben seinem reglosen Patienten auf und ab. Irgendwie hatte ein weißer Falter es geschafft, in das klimatisierte Grab zu gelangen. Der Neurologe sah verblüfft zu, wie das Insekt aus dem Schatten ins Licht und wieder zurück ins Halbdunkel flatterte.
NEUNUNDDREISSIG
M aya und Gabriel durchquerten gegen ein Uhr mittags die Stadt San Lucas und fuhren auf einem zweispurigen Highway weiter in südlicher Richtung. Obwohl Maya sich bemühte, gelassen zu bleiben, wurde ihre Anspannung bei jedem Umspringen des Kilometerzählers größer. Die Anweisung, die sie in Los Angeles von Linden erhalten hatte, war unmissverständlich gewesen: Ihr fahrt
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