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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Gabriel klingelte, und Maggie öffnete die Tür. Sie trug einen roten Flanellbademantel und Hausschuhe aus Plüsch.
    »Du bist hoffentlich nicht gekommen, um mich zu einem Motorradausflug abzuholen. Es ist kalt und dunkel, und ich bin müde. Ich habe noch drei Verhörprotokolle zu lesen.«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Was ist passiert? Steckst du in Schwierigkeiten?«
    Gabriel nickte.
    Maggie trat einen Schritt zurück. »Dann komm rein. Tugendhaftigkeit ist bewundernswert, aber langweilig. Ich glaube, nur aus diesem Grund bin ich Strafverteidigerin geworden.«
    Obwohl Maggie nicht kochen konnte, hatte sie bei ihrem Architekten eine extragroße Küche in Auftrag gegeben. Kupfertöpfe hingen von Deckenhaken, auf einem Regal standen kristallene Weingläser in einem Holzgestell. In dem riesigen Edelstahlkühlschrank lagen vier Flaschen Champagner und
eine Box mit Essen vom Chinesen. Während Maggie einen Tee aufbrühte, setzte Gabriel sich an den Küchentresen. Allein schon seine Anwesenheit brachte sie vielleicht in Gefahr, doch er wollte unbedingt über seine Lage reden. Nun, da sein Leben sich aufzulösen schien, bahnten sich Kindheitserinnerungen gewaltsam einen Weg in seine Gedanken.
    Maggie goss den Tee ein, setzte sich ihm gegenüber an den Tresen und zündete sich eine Zigarette an. »Also gut. Ich spreche jetzt als deine Anwältin. Ich werde alles, was du sagst, vertraulich behandeln. Es sei denn, du planst ein Verbrechen.«
    »Ich habe nichts Verbotenes getan.«
    Sie winkte ab, und ein dünner Streifen Zigarettenqualm zog durch die Luft. »Natürlich hast du das, Gabriel. Wir alle haben Verbrechen begangen. Die erste Frage ist: Wirst du von der Polizei gesucht?«
    Gabriel erzählte ihr kurz vom Tod seiner Mutter, dann beschrieb er die Männer, die Michael auf dem Freeway angegriffen hatten, das Treffen mit Mr. Bubble, den Zwischenfall in der Kleiderfabrik. Meist ließ Maggie ihn reden, nur gelegentlich erkundigte sie sich, woher er dieses oder jenes wusste.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du wegen Michael noch Ärger bekommen wirst«, erklärte sie. »Wenn jemand sein Geld vor dem Staat versteckt, ist er in der Regel in kriminelle Handlungen verwickelt. Wenn Michael die Miete für sein Bürogebäude nicht mehr zahlen kann, werden diese Leute nicht zur Polizei gehen, sondern gleich einen Profi beauftragen.«
    »Vielleicht steckt etwas anderes dahinter«, sagte Gabriel. »Als wir klein waren und in South Dakota lebten, tauchten Männer bei uns auf, die meinen Vater suchten. Sie zündeten unser Haus an, und mein Vater verschwand. Wir erfuhren nie, warum. Und jetzt, kurz vor ihrem Tod, hat meine Mutter uns diese unglaubliche Geschichte erzählt.«
    Gabriel hatte es stets vermieden, über seine Familie zu sprechen, aber nun konnte er gar nicht mehr aufhören. Er berichtete
Einzelheiten aus seinem Leben in South Dakota und wiederholte die letzten Worte seiner Mutter auf dem Sterbebett. Maggie hatte den größten Teil ihres Lebens damit zugebracht, Klienten zuzuhören, die sich für ihre Verbrechen rechtfertigten. Sie besaß Übung darin, sich keinerlei Zweifel anmerken zu lassen, bis der Bericht zu Ende war.
    »Ist das alles, Gabriel? Keine weiteren Details?«
    »An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    »Möchtest du einen Cognac?«
    »Jetzt nicht.«
    Maggie nahm eine Flasche französischen Cognac heraus und schenkte sich einen Drink ein. »Ich will nicht in Abrede stellen, was deine Mutter gesagt hat, aber es passt nicht zu dem, was ich weiß. Wenn Menschen in Schwierigkeiten geraten, ist normalerweise Sex, gekränkter Stolz oder Geld im Spiel. Manchmal auch alle drei gleichzeitig. Der Gangster, den Michael erwähnte – Vincent Torrelli – ist in Atlantic City ums Leben gekommen. Nach dem, was du mir über Michael erzählt hast, könnte ich mir vorstellen, dass er sich auf ein illegales Finanzgeschäft eingelassen hat und nun nach einem Ausweg sucht, das Geld nicht zurückzahlen zu müssen.«
    »Glaubst du, dass mit Michael alles in Ordnung ist?«
    »Wahrscheinlich. Sie müssen ihn leben lassen, wenn sie ihre Investition nicht verlieren wollen.«
    »Was kann ich tun, um ihm zu helfen?«
    »So gut wie nichts«, antwortete Maggie. »Die Frage ist: Lasse ich mich darauf ein? Ich nehme nicht an, dass du über irgendwelches Geld verfügst?«
    Gabriel schüttelte den Kopf.
    »Ich mag dich wirklich, Gabriel. Du hast mir nie etwas vorgemacht, und das war wirklich angenehm. Ich verbringe den Großteil meiner

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