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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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klopfte an die Tür. Niemand war zu Hause, dennoch hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Die beiden Frauen fuhren auf den Parkplatz eines Kaufhauses und kletterten in den hinteren Teil des Wagens. Während
Vicki sie beobachtete, verband Maya ihren Laptop mit einem Satellitentelefon und gab eine Nummer ein.
    »Was tun Sie da?«
    »Ich gehe ins Internet. Es ist gefährlich, wegen Carnivore.«
    »Was ist das?«
    »Ein Internetüberwachungsprogramm, das euer FBI entwickelt hat. Die Agentur für Nationale Sicherheit hat sich inzwischen noch ganz andere Sachen ausgedacht, aber mein Vater und seine Harlequinfreunde haben die Bezeichnung ›Carnivore‹ stets beibehalten. Der alte Name hat sie daran erinnert, vorsichtig zu sein, wenn sie sich im Internet bewegten. Carnivore ist ein verdecktes Schnüffelprogramm, das alle Informationen auswertet, die über gewisse Netzwerke verteilt werden. Es ist auf bestimmte Internetseiten und E-Mail-Adressen ausgerichtet, kann aber auch auf einzelne Schlüsselbegriffe und Redewendungen reagieren.«
    »Und die Tabula weiß von diesem Programm?«
    »Ihre Internetüberwachungsabteilung hat unautorisierten Zugriff darauf.« Maya begann, auf der Tastatur herumzutippen. »Man kann mit Carnivore umgehen, indem man eine unverdächtige Sprache benutzt und Schlüsselwörter vermeidet.«
    Während Maya nach einem anderen Harlequin suchte, saß Vicki auf dem Beifahrersitz und sah auf den Parkplatz hinaus. Bürger verließen mit riesigen Einkaufstüten, aus denen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte quollen, das Warenhaus. Die Einkaufswagen waren schwer beladen, und die Leute mussten sich nach vorn beugen, um sie bis an ihre Autos zu schieben. Vicki erinnerte sich, wie sie in der Highschool etwas über Sisyphus gelesen hatte, den griechischen König, der auf ewig verdammt war, einen Stein den Berg hinaufzurollen.
    Nachdem sie einige Internetseiten durchforstet und es mit unterschiedlichen Suchbegriffen probiert hatte, stieß Maya auf Linden. Vicki schaute Maya über die Schulter, als diese ihre unverfänglich formulierten Mitteilungen eintippte. Aus
dem verräterischen Harlequin Shepherd wurde »der Enkel eines guten Mannes«, der einer »Konkurrenzfirma« beigetreten sei und das geplante »Geschäftsunterfangen zunichte gemacht« habe.
    »Bist du gesund?«, fragte Linden.
    »Ja.«
    »Probleme bei den Verhandlungen?«
    »Kaltes Fleisch mal zwei«, tippte Maya.
    »Genügend Werkzeug?«
    »Ausreichend.«
    »Körperliche Verfassung?«
    »Müde, aber unbeschadet.«
    »Hast du Unterstützung?«
    »Eine ortsansässige Mitarbeiterin von Jones und Company. Stelle heute einen Fachmann ein.«
    »Gut. Geldmittel verfügbar.«
    Eine Sekunde lang blieb der Bildschirm leer, dann meldete Linden sich abermals. »Vor achtundvierzig Stunden zuletzt von meinem Freund gehört. Schlage vor, du suchst an folgenden Orten: …«
    Lindens Informant in der Evergreen Foundation hatte ihm sechs Adressen zugespielt, unter denen Maya nach Michael und Gabriel Corrigan suchen sollte. Dazu gab es kurze Hinweise wie »spielt mit M. Golf« oder »Freund von G.«.
    »Danke.«
    »Werde mich um weitere Daten bemühen. Viel Glück.«
    Maya notierte die Anschriften und schaltete den Computer aus. »Wir müssen ein paar Adressen überprüfen«, sagte sie zu Vicki. »Aber zuerst muss ich einen Söldner anwerben, der mir Rückendeckung gibt.«
    »Ich kenne da jemanden.«
    »Gehört er einem Stamm an?«
    »Was soll das heißen?«
    »Einige der Leute, die dem System ablehnend gegenüberstehen,
haben sich auf verschiedenen Untergrundebenen zu Gruppen zusammengeschlossen. Einige Stämme lehnen die vom System hergestellten Lebensmittel ab, andere die Musik und den Kleidungsstil. Manche versuchen, allein durch den Glauben zu leben. Sie lehnen die Angstmacherei und Bigotterie des Systems ab.«
    Vicki lachte. »Dann ist die Kirche des Isaac T. Jones ein Stamm.«
    »Genau.« Maya startete den Motor und fuhr vom Parkplatz. »Ein Kämpferstamm ist eine Gruppe, die sich, zumindest körperlich, gegen das System wehren kann. Harlequins setzen diese Leute als Söldner ein.«
    »Hollis Wilson gehört keiner Gruppe an. Aber er weiß ganz sicher, wie man kämpft.«
    Während sie in den Süden der Stadt fuhren, erzählte Vicki, die Göttliche Kirche habe erkannt, dass der aufreizende Materialismus des Neuen Babylon ihre jüngeren Anhänger in Versuchung bringen könnte. Man ermunterte die Halbwüchsigen deshalb, als Missionare nach Südafrika oder

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