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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Augenblick angegriffen werden. »Eigentlich vertraue ich Ihnen nicht, aber im Augenblick habe ich keine Wahl. Ich bin bereit, für Ihre Dienste zu zahlen.«
    »Ich will kein Geld von den Harlequins.«
    »Es garantiert eine gewisse Loyalität.«
    »Ich helfe Ihnen auch so, Maya. Sie brauchen nur zu fragen.«
    Vicki sah Maya in die Augen und erkannte, dass sie etwas verlangte, was einem Harlequin äußerst schwer fiel. Einen anderen um Hilfe zu bitten setzt ein bestimmtes Maß an Demut und Anerkennung der eigenen Schwächen voraus. Die Harlequins dagegen lebten von ihrem Stolz und ihrem unerschütterlichen Selbstvertrauen.
    Maya murmelte etwas Unverständliches und versuchte es dann erneut. Diesmal sprach sie deutlicher. »Ich möchte, dass Sie mir helfen.«
    »Ja. Sehr gerne. Haben Sie einen Plan?«
    »Ich muss diese beiden Brüder finden, bevor die Tabula sie sich schnappt. Vicki, Sie werden weder ein Messer noch eine Schusswaffe anrühren und auch niemanden verletzen müssen. Ich bitte Sie, mir nur zu helfen, einen Söldner zu finden, der sich loyal verhält. Die Tabula ist in diesem Land sehr mächtig, und Shepherd unterstützt sie. Ich schaffe es nicht allein.«
    »Vicki?« Die Mutter hatte ihre Stimmen gehört. »Was ist da los? Haben wir Besuch?«

    Josetta war eine massige Frau mit einem breiten Gesicht. An diesem Morgen trug sie einen waldgrünen Hausanzug und die Medaillonkette mit dem Bild ihres verstorbenen Ehemannes. Sie kam zur Tür herein, hielt jedoch inne, als sie die Fremde erblickte. Die beiden Frauen starrten sich hasserfüllt an, und Maya berührte wieder ihren Schwertköcher.
    »Mutter, dies ist …«
    »Ich weiß, wer sie ist. Eine mordlüsterne Sünderin, die den Tod in unser Leben gebracht hat.«
    »Ich bin auf der Suche nach zwei Brüdern«, erklärte Maya. »Es könnte sich um Traveler handeln.«
    »Isaac T. Jones war der letzte Traveler. Es gibt keine anderen.«
    Maya berührte Vickis Arm. »Die Tabula beobachtet dieses Haus. Manchmal benutzen sie Geräte, mit denen sie durch Wände sehen. Ich kann nicht länger bleiben. Es ist für uns alle zu gefährlich.«
    Vicki stand zwischen ihrer Mutter und dem Harlequin. Bis zu diesem Augenblick war ihr vieles im Leben unklar und vage erschienen – wie in einer verwackelten Fotografie, in der verwischte Figuren sich dem Blick entziehen. Aber jetzt, genau in diesem Moment, hatte sie eine echte Wahl. Gehen ist einfach, sagt der Prophet. Es kommt darauf an, den rechten Weg zu finden.
    »Ich werde ihr helfen.«
    »Nein«, sagte Josetta. »Das erlaube ich nicht.«
    »Ich brauche keine Erlaubnis, Mutter.« Vicki nahm ihre Tasche und ging in den Garten hinaus. Am Ende der Rasenfläche hatte Maya sie eingeholt.
    »Vergessen Sie eines nicht«, sagte Maya. »Wir arbeiten zwar zusammen, aber ich vertraue Ihnen trotzdem nicht.«
    »Schön. Sie vertrauen mir nicht. Was müssen wir als Erstes tun?«
    »Klettern Sie über den Zaun.«

     
    Thomas Walks the Ground hatte Maya einen Plymouth-Lieferwagen besorgt. Das Auto hatte keine Seitenfenster, sodass sie bei Bedarf darin schlafen konnte. Als Vicki im Wagen saß, befahl Maya ihr, sich komplett auszuziehen.
    »Weshalb denn?«
    »Waren Sie und Ihre Mutter während der letzten zwei Tage ständig zu Hause?«
    »Nicht immer. Wir haben Reverend Morganfield besucht.«
    »Die Tabula-Söldner waren in Ihrem Haus, haben es durchsucht und vermutlich Ortungskugeln an Ihrer Kleidung und Ihrem Gepäck hinterlassen. Sobald Sie die Gegend verlassen, wird man Sie per Satellit aufspüren können.«
    Vicki kletterte nach hinten und zog ein bisschen verschämt Schuhe, Bluse und Hose aus. Maya hielt plötzlich ein Stilett in der Hand, mit dem sie jeden Saum und jede Naht untersuchte. »Wurden diese Schuhe kürzlich repariert?«, wollte sie wissen.
    »Nein, noch nie.«
    »Hier war jemand mit einem Hammer zugange.« Maya setzte die Spitze des Messers am Absatz an und hebelte ihn los. Irgendjemand hatte einen kleinen Hohlraum hineingebohrt. Maya drehte den Schuh um, und in ihrer Hand landete eine weiße Ortungskugel.
    »Wunderbar. Jetzt wissen sie, dass Sie das Haus verlassen haben.«
    Maya warf die Kugel aus dem Fenster und fuhr in ein koreanisches Wohnviertel an der Western Avenue. Sie besorgten Vicki ein neues Paar Schuhe, dann gingen sie in eine Adventistenkirche und deckten sich mit einem Dutzend religiöser Flugblätter ein. Als adventistische Missionarin getarnt, stattete Vicki Gabriels Haus am Freeway einen Besuch ab. Sie

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