Treffpunkt Las Vegas
Geschäftsunternehmen nur dann Informationen entlocken können, wenn man sich als Vertreter einer Kreditfirma ausgibt. Auch kommt es fast nie vor, daß man dabei nach Ausweisen gefragt wird.
Dann klapperte ich noch die Banken ab. Ich erzählte überall dasselbe: Ich sei damit beschäftigt, einen gestohlenen Scheck ausfindig zu machen. Dabei sei es von Wichtigkeit, zu erfahren, ob die Bank eine gewisse Mrs. Jannix, die sich auch Mrs. Sidney Jannix oder Mrs. Elva Jannix nennen könnte, als Kundin habe.
Die meisten Banken fielen darauf prompt herein, nur eine nicht. Der Direktor dieser Bank wollte erst einmal Näheres über mich wissen. Die Art und Weise, wie er sich mit der Sache befaßte, ließ vermuten, daß Mrs. Jannix Kundin seiner Bank sein konnte. Wer ohnehin nichts von einer Sache weiß, über die er befragt wird, kann diesen Tatbestand zugeben, ohne dabei Geheimnisse zu verraten. Ist er jedoch im Besitz der gewünschten Information, dann ist er in der Regel zurückhaltend, bevor er sie weitergibt.
Als ich nach etwa siebzig Minuten zum Parkplatz zurückkehrte, war Louie noch nicht da. Allerdings lagen ein Karton mit Konserven im Wagen sowie zwei schwere Einkaufsbeutel mit den verschiedensten Lebensmitteln.
Tatenlos saß ich herum und ließ noch eine Viertelstunde vergehen. Müdigkeit übermannte mich plötzlich. Ich schloß die Augen, um sie vor grellem Sonnenlicht zu schützen. Dann erwachte ich mit einem jähen Ruck aus einem Schlaf, der recht tief gewesen sein mußte. Ich brauchte mehrere Sekunden, um Klarheit darüber zu gewinnen, wo ich mich befand. Ich schaute auf meine Uhr... Es waren mehr als zwei Stunden vergangen, seit ich mich von Louie getrennt hatte.
Nachdem ich einen Zettel ans Lenkrad geheftet hatte: »Bin in zehn Minuten wieder da. Nicht Weggehen!«, lief ich wieder in die Stadt, um noch einige Telefongespräche im Zusammenhang mit meinen Nachforschungen zu führen.
Der Zettel hing noch immer am Lenkrad, als ich zurückkam. Von Louie gab es weit und breit keine Spur. So fuhr ich schließlich ohne ihn zur Baracke zurück. Helen hatte inzwischen gefegt und Staub gewischt und sich für diese Beschäftigung ein Taschentuch um das Haar gebunden. »Hallo!« sagte sie überrascht, als ich die eingekauften Sachen in die Küche trug, »und wo ist Louie?«
»Ich weiß nicht, wohin er sich verkrümelt hat.«
»Wie war denn das möglich?«
»Er ging los, um einzukaufen. Bevor wir uns trennten, hatte ich ihm ausdrücklich gesagt, daß wir uns in einer halben Stunde wieder am Wagen treffen wollten. Er sollte dort auf mich warten. Als ich zurückkam, war er nicht da; ich habe noch eine Stunde über die verabredete Zeit hinaus gewartet und bin dann hierhergefahren.«
Helen nahm ihr Kopftuch ab, stellte den Besen in die Ecke und ging in den Baderaum, um sich die Hände zu waschen. Als sie herauskam, rieb sie ihr Gesicht mit einem duftenden Hautwasser ab.
»Da hätten wir jetzt eine gute Gelegenheit, uns auszusprechen«, sagte sie.
»Worüber?«
»Es gibt verschiedenes, was zwischen uns zu klären ist.«
Als ich mich neben sie setzte, stand sie auf und nahm auf einem
Stuhl mir gegenüber Platz. »Ich möchte Sie nämlich dabei ansehen«, erklärte sie zu dem Platzwechsel, »damit ich besser merke, wenn Sie mich anlügen.«
»Das klingt ja nicht gerade ermutigend«, sagte ich erstaunt.
Und nun platzte ein unerwartet offenes Bekenntnis heraus: »Donald, ich mag Sie gern.«
»Vielen Dank.« Was sollte ich zu diesem »Geständnis« sonst auch sagen?
»Ich konnte Sie schon vom ersten Moment an gut leiden, ich...«
»Ich glaube nicht, daß es Ihre Absicht war, mir nur das zu sagen, da folgt doch sicher noch etwas ganz Bestimmtes«, antwortete ich.
»Allerdings.«
»Dann bin ich auf den zweiten Teil gespannt.«
Sie sah reizend aus, wie sie so vor mir saß, so resolut und unbekümmert auf ihr Anliegen zusteuerte, das ihr offensichtlich schon seit Beginn unseres Abstechers in die Wüste am Herzen lag.
»Nach herkömmlicher Weise ist es für ein junges Mädchen, dem ein junger Mann gut gefällt, wohl schicklich, zurückhaltend zu sein und ihn so ganz nebenher und quasi unbeabsichtigt dazu zu bringen, daß er ihr gegenüber eine Liebeserklärung abgibt. Ich gehöre nicht zu dieser Kategorie. Wenn ich jemanden mag, dann zeige ich ihm das, und er hat mich voll und ganz. Wen ich nicht mag, den mag ich eben nicht, auch wenn er sich noch so sehr um mich bemüht. So bin ich nun einmal.«
Ich nickte
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