Treffpunkt Las Vegas
schön warm duschen, nicht heiß, sondern nur etwas wärmer als die Körpertemperatur. Danach trockne dich gut ab, und dann bin ich wieder an der Reihe.«
Ich duschte genau nach Louies Vorschrift. Die Handtücher, die der Besitzer der Baracke uns gestellt hatte, waren kleine, schmale Dinger, die schon pitschnaß waren, ehe man sich halb abgetrocknet hatte.
Louie wartete schon im Zimmer, wo ich meinen dampfenden Körper aufs Bett streckte. Er hatte eine Flasche bei sich, und als er etwas davon in die hohle Hand goß, durchzog das Zimmer ein Duft nach Alkohol, virginischer Zaubernuß und Fichtennadel. Dann machte Louie sich an die Arbeit. Er knetete, massierte, klatschte und rieb meinen Körper, und als ich glaubte, er sei endlich fertig, fing die ganze Prozedur noch mal von vorn an.
Ich fühlte mich köstlich entspannt und war überhaupt nicht mehr müde.
Von der Küche her hörte man das Klappern von Töpfen und Pfannen. Louie fuhr wie von der Tarantel gebissen hoch und riß die Küchentür mit den Worten auf: »He, ich bin der Koch, und sonst niemand.«
Helen antwortete mit ihrer tiefen, melodischen Stimme: »Sie waren es, Louie. Jetzt sind Sie zum Trainer befördert, darum ist das Frühstück von nun an meine Angelegenheit.«
Louie kehrte wieder an mein Bett zurück. »Ein prächtiges Mädchen«, knurrte er bewundernd, machte seine Finger steif und stieß sie mir zu beiden Seiten der Wirbelsäule in die Muskeln.
Erst nach einer halbstündigen Massage war Louie mit seiner Arbeit zufrieden, und ich durfte mich endlich anziehen. Helen hatte schon den Tisch gedeckt. Es gab Grapefruit, goldbraunen Toast, Kaffee, dicke Scheiben gebratenen Speck und Spiegeleier. Als wir zu essen begannen, stand Helen auf, um noch ein paar Pfannkuchen zu backen. Mein Appetit schien grenzenlos geworden zu sein.
»Sie werden ihn noch so fett machen, daß er nur noch wie eine Ente watscheln kann«, sagte Helen belustigt.
»Keine Sorge, der nimmt nicht mehr als drei Pfund zu«, beruhigte Louie sie. »Er verbraucht doch jetzt eine Menge Energie, und die kann nur durch gutes Essen ersetzt werden.«
Sie sah mich nachdenklich an. »Woher kommt eigentlich das plötzliche Bedürfnis, zur Selbstverteidigung fit zu werden?«
»Das ist leicht zu beantworten«, erwiderte ich. »Ich hatte es satt, immer nur den Sandsack für andere abzugeben.«
»Und deswegen gaben Sie einfach Ihre Stellung auf, mieteten sich einen Trainer und beginnen nun mit Lauftraining, Massagen, Boxunterricht und regelrechtem Sparringboxen?«
»So ist es.«
»Wenn Sie sich eine Sache in den Kopf gesetzt haben, dann begnügen Sie sich nicht mit halben Maßnahmen, stimmt's?«
»Nein, so ist es auch nicht.«
»In einigen Fällen anscheinend doch«, sagte sie, drehte sich um und verschwand.
Noch nie in meinem Leben habe ich mich jemals so wohl gefühlt wie in dieser Stunde völliger Entspannung. Dann gab ich bekannt, daß ich noch zu arbeiten hätte. Louie wollte zwar, daß ich Atemübungen und weiteres Grundtraining absolviern sollte, aber ich bestand darauf, daß ich zur Stadt müßte.
Helen bat mich, Lebensmittel einzukaufen, und händigte mir einen langen Wunschzettel aus. Louie erbot sich, mitzufahren und die Einkäufe zu erledigen, während Helen inzwischen die Baracke in Ordnung bringen wollte.
In Reno stellte ich den Wagen auf einem Parkplatz ab und gab Louie den Zettel für die Einkäufe sowie zwanzig Dollar. »Wirtschaftsgeld«, sagte ich. »Wenn es nicht reichen sollte, dann werde ich es erhöhen. In einer halben Stunde treffen wir uns hier wieder.«
Er sah mich mit dem ergebenen Blick eines treuen Dieners an und sagte nur: »Geht in Ordnung«, und steckte das Geld in die Tasche.
In einem der größeren Hotels machte ich es mir in einer Telefonzelle bequem. An Hand einer langen Liste mit Rufnummern ging ich dann an die Arbeit; ich rief nacheinander Konsumgenossenschaften, Kreditbüros und auch den Eisfabrikanten an. Allen erklärte ich, daß ich Angestellter eines Büros für Spezialkrechte in San Francisco sei und Auskünfte über eine Mrs. Elva Jannix benötige. Es sei mir bekannt, daß keine Kreditanträge von ihr vorlägen, doch wäre ich recht dankbar, wenn die Firmen in den nächsten Tagen ihre Aufträge einmal überprüfen und eventuelle Informationen bis zu meinem nächsten Anruf bereithalten würden.
Es ist eine eigentümliche Sache mit diesen Geschäftsauskünften. Man mag noch so viele glaubwürdige Gründe in petto haben, aber man wird einem
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