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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht so abstehend. Es gibt schlimmere.«
    »Danke. Das war ein Kompliment.« Josef Patz fühlte in allen Gelenken den Drang, zu hüpfen. Es hatte bei ihm eingeschlagen wie eine Brandbombe in einen Strohhaufen. »Darf ich Ihnen sagen, daß ich eine so schöne Frau wie Sie nur in der Münchner Gemäldegalerie gesehen habe?«
    Man konnte nicht sehen, wie Cornelia reagierte. Der breitkrempige Hut verbarg alles. Aber sie stand auf, bückte sich nach dem Buch im Gras – der alte Patz unterdrückte ein lautes Schnaufen bei diesem Einblick in den Ausschnitt des Badeanzuges –, klemmte es unter den Arm, schlug den Liegestuhl zusammen und nahm ihn in die andere Hand. »Guten Tag«, sagte sie.
    »Auf Wiedersehen.« Josef Patz preßte die Stirn wieder gegen den Drahtzaun. »Heute abend um 9 Uhr? Wir können uns über ›Lotte in Weimar‹ unterhalten. Ich liebe literarische Gespräche.« Wer ist bloß diese saudumme Lotte, dachte er dabei. Man mußte Lorentzen einmal fragen. »Ich bringe den Dr. Schiwago mit. Tolles Buch! Habe noch nie so gut geschlafen.«
    Cornelia van Heerstraten lachte laut, bog sich nach hinten und ging dann davon zur Schönheitsfarm. Ihr Gang war federnd, die Hüften schwangen leicht, der starke Busen wippte.
    »Is dös a Weib!« sagte der alte Patz leise. »Sakra, halt deinen Hut fest, Pepperl!«
    Er machte einen Luftsprung wie ein junger Hütebub und rannte dann zurück zur Klinik, um sich um ›Lotte in Weimar‹ zu kümmern.
    Nach dem Abendessen ging Josef Patz noch etwas spazieren. Er tat das extra deswegen, weil er wußte, daß seine Tochter Ilse am Abend nach St. Hubert fahren wollte, um mit dem Lieferanten für Fleisch zu verhandeln und das Gemüse für die kommende Woche zu bestellen. Wie vorgesehen, trafen sie sich vor der Schönheitsfarm.
    »Nanu?« fragte Ilse Patz und hielt den offenen Sportwagen an. »Was machst denn du noch hier?«
    »Wie bitte?« Der alte Patz lüftete seinen Hut. »Kennen wir uns, Fräulein?«
    »Mach keinen Quatsch. Du bist nicht zurück nach München gefahren?«
    »Aber ja. Was du hier siehst, ist nur mein unruhiger Geist.«
    »Was hast du vor?«
    »Allerlei.« Der alte Patz sah seine Tochter aus den Augenwinkeln an. Ein schöner Teufel ist sie schon, dachte er. Das schwarze Haar, die Figur, die feurigen Augen. Woher hat sie nur den südländischen Typ? Unter meinen Vorfahren gab es keinen Italiener. Oder ist die würdige Oma einmal ausgerutscht, als sie in San Remo ihr Asthma heilte? Onkel Helmut war auch ein dunkler Typ, stimmt. »Ich bleibe hier. Ich bin Patient von Doktor Lorentzen.«
    »Was bist du?« Ilse sprang aus dem Wagen. »Wo soll der dich denn operieren?«
    »Die Ohren.«
    »Die waren sechsundfünfzig Jahre gut genug.«
    »Im Siebenundfünfzigsten genügen sie nicht mehr.« Der alte Patz hatte einen Heidenspaß. »Cornelia ist auch dafür.«
    »Wer ist Cornelia?« fragte Ilse gedehnt.
    »Deine neue Mama.«
    »Hast du getrunken, Paps?«
    »Keinen Tropfen! Oh, es kommen Überraschungen herbei!«
    »Das scheint mir auch so.« Ilse setzte sich wieder in ihren Wagen. Sie musterte ihren Vater. Selten hatte sie ihn so fröhlich gesehen. Das war wirklich verdächtig. »Mach keine Dummheiten, Paps. In deinem Alter …«
    »Warum soll ich keine Dummheiten machen?« schrie der alte Patz plötzlich. »Wen habe ich zu fragen? Eine Tochter habe ich nicht mehr – auf wen soll ich Rücksicht nehmen?« Er warf beide Arme hoch, stieß einen grellen Jodler aus und marschierte zur Klinik zurück. »Mei Resl hat an bunten Rock juchheididada …«, sang er dabei und schwenkte seinen Hut.
    Ilse Patz sah ihm mit zuckenden Lippen nach.
    »Es muß etwas geschehen«, sagte sie leise. »Wenn er so ist, ist er zu allem fähig.«
    Wie eine Wahnsinnige raste sie hinunter nach St. Hubert.
    Obwohl Prof. Sahrein sich von vornherein im klaren war, daß in der ›Almfried-Klinik‹ keinerlei Kunstfehler zum Tode von Frau Alberts geführt hatten, hielt er es dennoch für seine Freundespflicht, seinem alten Kommilitonen Prof. Heberach in Hamburg einen Bericht über die Vorgänge zu schicken. Schließlich war Lorentzen einmal der Schwiegersohn gewesen, und es tut auch alten, klugen Männern einmal gut, zu klatschen wie eine Kaffeetante.
    In Hamburg schlug der Bericht wie eine Bombe ein. Heberach rief sofort seine Oberärzte zusammen und las ihnen Passagen aus dem Münchner Bericht vor. Dann warf er das Schreiben auf den Tisch, stemmte die Hände in die Hüften und sah seine Ärzte

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