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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ganze Schönheitsfarm getragen hatte, hatten ihr Ansehen bei den Frauen erschüttert. Die kommende Gymnastikstunde am nächsten Morgen würde es zeigen … Bisher hatte sie Autorität gegenüber den Damen gehabt, war für sie der Abglanz einer unerreichbaren Welt: Jung, schön, von einem gefährlichen Sex, der die Männer zu Hampelmännern werden läßt.
    Was blieb nun davon übrig?
    Ein Mädchen, das vor seinem wütenden Vater die Flucht ergriff und sich in ihrem Zimmer verbarrikadierte.
    »Sie sollten sich jetzt beruhigen«, sagte Dr. Lorentzen und setzte sich zu dem alten Patz ans Bett.
    »Beruhigen? Wieso? Ich habe ein Recht, den wilden Mann zu spielen, wenn ich schon entmündigt werden soll!« Er schnaufte und trank ein großes Glas Kirschensaft. Bier hatte ihm Marianne nicht genehmigt. »Geht das denn so ohne weiteres, Doktor?«
    »Natürlich nicht. Da müssen ärztliche Gutachten vorliegen; da muß bewiesen werden, daß Sie nicht mehr geschäftsfähig sind; da muß der Nachweis erbracht werden, daß Ihre Handlungen zum Schaden der Familie und Ihrer Firma führen und Sie für diese Handlungen nicht mehr zurechnungsfähig sind. Wenn Sie etwa ein notorischer Säufer wären …«
    »Bin ich nicht!« brüllte der alte Patz. Er schlug wieder mit der Faust gegen die Wand. »Luder!«
    »Wenn Sie eine schwere Zerebralsklerose haben …«
    »Ich bin noch nicht türili!«
    »Wenn Ihr Denk- und Urteilsvermögen irgendwie gestört wäre …«
    »Fragen Sie mich, Doktor.« Der alte Patz saß steif im Bett. »Wie ist die Mischung beim Beton 300? Wie macht man eine Rundschalung? Wie mauert man einen zugfreien offenen Kamin? Mein Gehirn ist in Ordnung. Nur fragen Sie mich nicht, wann Napoleon nach Elba ging. Darum habe ich mich nie gekümmert. Aber so dämliche Fragen stellen die Irrenärzte, und dann ist man plötzlich blöd, wenn man nicht weiß, ob Bismarck Zigarre oder Pfeife rauchte.« Er hieb wieder gegen die Wand. »Luder!«
    »Ihr Anwalt in München wird diese Sache schon auffangen«, sagte Dr. Lorentzen und nickte Marianne zu. »Und nun trinken wir ein Bier zusammen. Und Sie sind ganz ruhig.«
    Der alte Patz wartete, bis Marianne hinausgegangen war, um zwei Flaschen Bier zu holen. Dann faßte er die Hände Lorentzens.
    »Auf die Anwälte ist doch auch kein Verlaß, Doktor … werden Sie, wenn es hart auf hart kommt, bezeugen, daß ich völlig normal bin?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich sichere Ihnen vertraglich zu, daß mein Kapital in der Klinik unkündbar ist. Einverstanden?«
    Dr. Lorentzen atmete tief auf. »Das ist unmöglich. Das wäre wie eine Schenkung.«
    »Wem soll ich sonst mein Geld geben? Meiner Tochter?« Er drehte sich zur Wand und wollte wieder »Luder!« brüllen, aber Lorentzen hob die Hand. Der alte Patz nickte. »Sie haben recht, Aufregung verkürzt das Leben. Sie wollen Marianne heiraten?«
    »Ja«, sagte Dr. Lorentzen schlicht.
    »Sie paßt zu Ihnen. Sie werden ein wunderbares Paar. Sie als Schwiegersohn, und ich könnte beruhigt die Augen zumachen. Aber wer kann so ein Aas wie meine Tochter lieben? Woher sie das bloß hat? Ihre Mutter war eine sanfte Person. Fast zu sanft für mich.« Er legte sich zurück und kratzte sich den Kopf. »Ich … ich möchte mit meiner Tochter sprechen. Ehrenwort, ich klebe ihr keine. Ich will ganz vernünftig sein. Schließlich ist sie ja mein einziges Kind. Ein Vater, verdammt noch mal, kann viel ertragen. Man müßte doch mit ihr sprechen können.«
    »Ich weiß nicht.« Dr. Lorentzen sah an dem alten Patz vorbei. »Ilse ist ein besonderer Typ. Es geht ihr gar nicht mehr darum, daß sie mich als Ehemann erobert … es geht ihr nur darum, mich einmal als Mann zu haben. Einmal genügt. Der Triumph, daß auch ich ihr unterlegen bin. Ihr Stolz trieb sie jetzt. Sie ist wie ein Großwildjäger, der wochenlang durch den Dschungel streift, um den Tiger zu erlegen, der ihm immer wieder entwischt. Und wenn es dabei sein Leben kostet … er muß ihn haben. Ilse sammelt in ihrer Liebe Trophäen. Mein Skalp fehlt ihr an der Wand ihrer Erinnerung.«
    »Und das ist so stark?«
    »So etwas kann zum Irrsinn werden.«
    »Dann bin nicht ich verrückt, sondern sie?«
    Lorentzen lachte laut. »So kann man es nicht nennen – es sei denn, man nennt jede Leidenschaft Wahnsinn.« Er beugte sich vor. »Auch bei Ihnen. Wollen Sie Frau van Heerstraten wirklich heiraten?«
    »Bin ich verrückt?« Der alte Patz grinste breit. »In meinem Alter noch einen Feldwebel ins Haus? Wenn Ilse das

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