Treibhaus der Träume
Fröhlichkeit tut größere Wunder als zehn Spritzen, »suchen Sie sich Ihre neue Brust aus. Nur: Werden Sie in Ihren Wünschen nicht zu üppig! Eingepflanzt sieht die neue Brust größer aus als hier hinter Glas.«
Mit großen Kinderaugen stand Resi Haberstock vor dem Schrank, in dem Dr. Lorentzen die künstlichen Brüste verwahrte. Es waren Kunststoffschwämme, die aussahen wie poröse Kinderbälle ohne Luft.
»Das sind sie …?« fragte sie gedehnt. »Das kommt unter meine Haut?«
»Ja. Ich werde nachher die gewünschte Größe zurechtschneiden, sterilisieren und transplantieren. Unten, am Brustansatz, werden Sie eine Narbe behalten, aber die wird in kurzer Zeit fast unsichtbar sein. Wer von oben in Ihren Ausschnitt guckt – und das dürfte ja bei Ihrem Beruf als Bardame üblich sein –, wird nur die schöne, glatte, feste Rundung sehen.«
Über Resis Gesicht zog eine leichte Röte. »Und wenn … wenn man anfaßt?« fragte sie und sah weg.
»Auch dann sitzt alles vollkommen natürlich. Die Schwämme fühlen sich an wie echtes Brustgewebe. Mit den Jahren werden sie zwar etwas härter, aber das merkt nur der Fachmann.«
Resi stand vor den Schwämmen und brachte es nicht fertig, einen anzufassen. Sie dachte nach, Lorentzen sah es an ihren Augen.
»Noch Fragen?«
»Kann man nicht doch Fett überpflanzen?«
»Natürlich kann man. Ich kann Ihnen von den Hüften wegnehmen. Dann haben Sie aber noch mehr Narben am Körper, und nach einiger Zeit nimmt der Körper das Fett auf – und weg ist der Busen.«
Lorentzen nahm einen Schwamm aus dem Schrank und trug ihn zum Schreibtisch. Dort zeichnete er auf einem Block eine Brust im Profil. Resi sah ihm tief atmend zu.
»Es gibt viele Möglichkeiten, eine Brust zu vergrößern«, sagte Lorentzen. »Man kann fettdurchwachsene Haut überpflanzen. Auch hier gibt es an den Entnahmestellen große Narben. Man kann sogar, wie bei großen Plastiken, einen Rollappen von der Bauchwand zur Brust wandern lassen. Auch hier: Eine Narbe im Bauch und eine lange Wartezeit, bis der gestielte Lappen eingewachsen ist. Dann kann man noch Knorpel überpflanzen. Aber sie sind zu hart und werden auch mit der Zeit resorbiert. Eine neue Methode war das Paraffin. Man spritzte es in die Brust ein, man blies die Brust gewissermaßen mit Wachs auf. Aber das ist gefährlich. Es gab Entzündungen, Vergiftungen, sogar Todesfälle …«
Resi Haberstock nickte. Ihre Stimme war klein und ängstlich. »Ich weiß, Herr Doktor. Es stand in allen Zeitungen. Eine Tänzerin vom Lido in Paris.«
»Richtig!« Dr. Lorentzen hatte seine Brustzeichnung beendet – es war ein schöner Busen, jugendlich und doch fraulich. »Deshalb nehme ich Kunststoffe, wie viele meiner Kollegen. Die neuen Kunststoffe sind körperfreundlich, stoßen sich nicht ab, wachsen gut ein, fühlen sich wie natürliches Gewebe an und lassen sich vor allem auf jedes Maß leicht schneiden. Drei Monate nach der Operation müßte Sie ein Freund schon ganz genau untersuchen, wenn er die schmalen Narben in der Brustfalte entdecken will.«
Therese Haberstock nickte. In ihrem Kopf schwirrten die Worte Dr. Lorentzens wie Maikäfer. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die Zeichnung. »Soll das meine Brust sein?«
»Ja.« Lorentzen blickte sie an. »Gefällt sie Ihnen?«
»Ist sie nicht etwas klein?«
»Auf der Zeichnung. An Ihrem Brustkorb wird es Größe vier bis fünf sein. BH-Größe, wohlgemerkt. Dabei sollten wir es belassen. Zuviel ist auch nicht gut, und es paßt im übrigens nicht zu Ihrem Typ.«
Auf dem Klingelbrett auf Lorentzens Schreibtisch leuchtete summend ein grünes Lämpchen auf. Resi schrak zusammen und bekam große, zitternde Augen.
»Es ist soweit.« Lorentzen stand auf und nahm die Zeichnung mit. »Dr. Thorlacht hat natürlich schon zwei Schwämme im Sterilisator. Kommen Sie … keine Angst, mein Fräulein.«
»Ich … ich habe Vertrauen zu Ihnen, Herr Doktor«, sagte Resi Haberstock leise. Aber sie hielt sich doch wie ein Kind an seinem Arm fest, als sie hinübergingen zum Operationssaal.
Die Operation gelang.
Wie bei einer Brustverkleinerung ist es auch das Problem bei der Vergrößerung, die beiden Brüste gleich groß, gleich hoch und die Warzen samt Warzenhof in einer Ebene zu halten. Bei Joan Bridge, der Amerikanerin, hatte Lorentzen die freie Überpflanzung der Brustwarzen angewendet; hier, bei der Brustvergrößerung, wurde die Brust von außen überhaupt nicht berührt. Nach einem kleinen Bogenschnitt in der
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