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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daran, das Vertrauen zu Dr. Lorentzen systematisch zu zerstören. Und was ist ein Arzt ohne das Vertrauen seiner Kranken …?
    Acht Tage hielt es Hans Bornemann in seinem Gefängnis aus, dann hatte er einen verzweifelten Entschluß gefaßt. Für ihn gab es wirklich nur ein Entweder-Oder … entweder er brach aus und nahm das Risiko auf sich, erkannt zu werden … oder er stellte sich der Polizei, um aus der Dachkammer herauszukommen. Die erste Möglichkeit enthielt die Chance, durchzukommen und die zwei Millionen verleben zu können – die Verwirklichung der zweiten Möglichkeit führte ohne Umweg in die Zuchthauszelle.
    Hans Bornemann wählte den ersten Weg. Es war in seiner Verzweiflung der Weg ins Märchenland. Nur Mut brauchte man, und Kaltblütigkeit.
    Vom Fenster aus sah er, wie Lorentzen drüben im Garten der Schönheitsfarm spazierenging. Der Abend dämmerte; es war die beste Zeit, in den Wäldern zu verschwinden und alle Spuren zu verwischen.
    Bornemann holte seine beiden Koffer mit dem Geld unter dem Bett hervor, zog seinen Mantel an, setzte seinen Hut auf und begann dann, mit beiden Fäusten gegen die Tür zu hämmern.
    Er hatte Glück.
    Horst Rappel war wieder auf Wanderschaft durch das Haus, um den Mann mit dem Pflaster zu suchen. Dicki und der Nachtwächter Xaver Grundmoser waren außer Sicht – für Dicki hatte der Dienst aufgehört, für Xaver noch nicht begonnen – die Ärzte, Schwestern und Patienten aßen zu Abend. Es war sonntäglich still in der Klinik.
    In diese Stille hinein tönte das Hämmern vom Dachboden. Horst Rappel ging dem Geräusch nach und blieb vor der Tür stehen. Labor. Achtung! Lebensgefahr! stand darauf. Es war die Tür, so erinnerte sich Rappel, an der vor einer Woche noch ›Gerätekammer‹ oder so ähnlich gestanden hatte. Nun schien ein Mensch in Not zu sein, denn er schlug gegen die Tür, als verbrenne er drinnen.
    Horst Rappel zögerte nicht lange. Da die Tür nach innen aufging, war es für ihn leichter, sie einzurennen, als für den Menschen im Zimmer, der sie anscheinend nicht aufziehen konnte.
    »Warten Sie!« rief er. »Ich breche die Tür auf! Was ist denn los?«
    Bornemann hielt den Atem an. Er trat etwas zurück und bemühte sich, zu röcheln. »Ich ersticke!« keuchte er. »Hilfe! Ich ersticke! Ich habe den Schlüssel verlegt und … Hilfe!«
    »Sofort!« Horst Rappel nahm einen Anlauf und rannte mit der Schulter gegen die Tür. Sie knirschte und bebte. Aber erst nach dem vierten Anlauf brach das Schloß aus dem Rahmen. Rappel stolperte ins Zimmer. Einen Augenblick sah er verwundert, daß das gar kein Labor war, sondern ein normales Zimmer mit Schrank und Bett und Tisch, er sah auch den Mann, den er suchte, den Mann mit dem großen Pflaster quer über dem Gesicht – dann wurde es dunkel um ihn. Ganz dumpf wußte er nur noch, bevor er die Besinnung verlor: Er hat mich niedergeschlagen. Es ist Hans Bornemann, der Bankräuber von Frankfurt …
    Bornemann nahm seine Koffer und rannte die Treppe hinunter. Auf der nächsten Etage stand der Fahrstuhl – er sprang hinein und ließ sich hinuntergleiten in die Halle. Dort rannte er, die wertvollen Koffer an sich gepreßt, ins Freie, bevor Dicki aus seinem Hausmeisterfenster ihm nachschreien konnte: »Wo wollen Sie denn hin?«
    Zwei Millionen in bar hatten die Klinik verlassen.
    Bornemann rannte den Weg hinunter, schwenkte dann ab und verschwand im Wald. Er keuchte den Berghang hinauf, erreichte einen Wanderweg und rannte ihn weiter. Die Lunge keuchte er sich fast aus der Brust, aber er hielt das Tempo durch, bis er glaubte, weit genug von der Klinik entfernt zu sein.
    Zwei Millionen! Ein Leben der Freude. Ein paar Jahre wirkliches Leben. Schöne Frauen, ein Motorboot an der Riviera. Eine Villa auf den Klippen.
    Lauf, Bornemann! Lauf! Jetzt kommt es nur auf deine Beine an!
    Horst Rappel erwachte schon nach kurzer Zeit. Ächzend stand er auf, schwankte durch die aufgerissene Tür in den Flur und taumelte die Treppe hinunter. Beim ersten Telefon auf dem Flur der Station VI lehnte er sich an die Wand. Sein Kopf, brummend und summend, sank gegen den Apparat, aber dann riß er sich zusammen, hob den Hörer ab und wurde so automatisch mit Dicki verbunden.
    »Die Polizei!« stammelte Rappel. »Dicki! Sofort die Polizei! Der Bankräuber von Frankfurt hat eben das Haus verlassen! Er kann noch nicht weit sein! Ruf die Polizei …«
    Dann fiel ihm der Hörer aus der Hand. Er hielt sich an der Wand fest und übergab sich.
    Das ist

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