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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brustfalte wurden die zurechtgeschnittenen Kunststoffschwämme unter die Brustdrüse geschoben und dort eingepflanzt. Bei Resi Haberstock war das nicht ganz einfach. Ihre kindliche Normalbrust hatte so wenig Wölbung, daß die Haut über den Prothesen gespannt werden mußte bis zur Grenze des Möglichen. Zwar half auch hier die Natur und würde die Haut in absehbarer Zeit dehnbarer werden lassen, aber Lorentzen war schon bereit, den Kunstbusen kleiner zu schneiden, als Dr. Thorlacht anerkennend sagte: »Chef … einen solchen Busen habe ich noch nie gesehen. Wenn da einmal ein Mann drüber streichelt … o verdammt! Etwas Strafferes und doch Zarteres ist kaum denkbar.«
    Schwester Emilie sah ihn strafend an. Für sie war das eine Operation, kein erregender Anblick. Sie verstand sowieso nicht, daß ein Mensch nicht mit dem, was die Natur gegeben hatte, einverstanden war. Aber das war ihre Privatansicht … als OP-Schwester war sie Gold wert und nicht mit Diamanten aufzuwiegen.
    Dr. Lorentzen ließ die Brüste in Größe 4. Besonders sorgfältig setzte er die Nähte in der Brustfalte, die jetzt erst eine richtige Falte werden sollte.
    »Fertig!« sagte er nach dem letzten Stich. Er trat zurück. Das Licht des OP-Scheinwerfers fiel voll auf den Oberkörper Resi Haberstocks. Zwei glänzende, zartrosa Hügel wölbten sich ins Licht. Eine betörend junge Brust. Und sie würde so bleiben … Jahrelang, für immer … bis vielleicht das Alter die Haut erschlaffen ließ. Aber die schönsten Jahrzehnte im Leben Resis waren gerettet.
    »Gratuliere!« sagte Dr. Thorlacht enthusiastisch und gab Lorentzen die Hand. »Chef, unter Ihnen zu arbeiten ist ein Erlebnis. Sie sind kein Arzt, Sie sind ein Künstler.«
    »Das sollte immer so sein.« Lorentzen band sein Mundtuch ab. »Ein Chirurg, der nicht auch die Hände eines Bildhauers hat, ist ein schlechter Chirurg. Das mindeste, das man verlangen kann, ist das Gefühl für Schönheit und Ebenmaß. Machen Sie jetzt weiter, Thorlacht.«
    Während der junge Arzt die Verbände anlegte, ging Lorentzen in sein Zimmer und setzte sich erschöpft in einen Sessel. Er war müde.
    Und er dachte wieder an den Mann, der unter dem Dach wie eine gefangene Bestie lebte.
    Der alte Patz erlebte die tollste Geschichte seines Lebens.
    Er bekam einen Brief.
    Vom Vormundschaftsgericht in München.
    Schon der Absender war eine Überraschung. Bevor der alte Patz das Kuvert aufriß, legte er den Brief erst mal hin und begann nachzudenken.
    Vormundschaftsgericht. Das hat immer mit Alimenten zu tun. Kruzisakra, da muß man auf der Hut sein!
    Der alte Patz begann, in Erinnerungen besonderer Art zu wühlen. Aber da war nichts zu finden, was nach einem Ausrutscher aussah. Erst als er sich sagte, daß so etwas nicht vorgekommen war, riß er den Brief auf. Mal sehen, wer da Ansprüche erhebt, dachte er grimmig. Von 'nem Kuß und ein bisserl Fühlen hat noch keine ein Kind bekommen.
    Dann kam die zweite Überraschung. Das Schreiben war eine Vorladung zu einer amtsärztlichen Untersuchung. Städtisches Gesundheitsamt. Zimmer 156. Obermedizinalrat Dr. Lack. Innerhalb von zwei Wochen.
    »Aha!« sagte der alte Patz laut. »Blutgruppe. Biologisches Erbgutachten. So läuft das also! Und keinen Namen! Das könnte denen so passen! Dagegen wird Einspruch erhoben.«
    Er rief seinen Rechtsanwalt an, las den Brief am Telefon vor und brüllte dann: »Und i sag Eahna … i hoab nit mit an Weiberl poussiert! Dos is an Irrtum, a saublöder!« In der Erregung fiel er in seinen Dialekt. Dann schnaufte er und mußte sich setzen, denn die Knie wurden ihm weich.
    Der Anwalt in München arbeitete schnell. Schon am Nachmittag gab er Nachricht. Seine Stimme am Telefon war sehr aufgeregt.
    »Ich habe beim Gericht recherchiert!« sagte er. »Es handelt sich nicht um eine Alimentesache, sondern – es ist unglaublich – um einen Entmündigungsantrag.«
    »Um was?« fragte der alte Patz verstört.
    »Sie sollen amtsärztlich auf Ihren Gesundheitszustand untersucht werden! Man will Sie entmündigen!«
    Der alte Patz holte tief Luft. »Wer?!« brüllte er.
    »Ich habe sofort …«
    »Wer?!« brüllte Patz.
    Der Anwalt zögerte, dann sagte er leise: »Ihre Tochter …«
    Der alte Patz feuerte den Hörer zurück und sprang auf. Wie ein rasender Büffel rannte er durchs Haus, stampfte durch den Garten, nahm sich nicht die Zeit, den normalen Weg zur Schönheitsfarm zu gehen, sondern raffte einen dicken Knüppel auf, mit dem Dicki sonst dünne Pfähle

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