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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwester schickte nun ihre Karteikarte zu Lorentzen ins Sprechzimmer.
    Die erste Karteikarte der neuen Klinik. Patient Nummer 1. Das erste Bett.
    Dr. Lorentzen nahm seinen Kugelschreiber fest in die Hand. Nun, in diesem Augenblick begann das neue Leben.
    Patient Nr. 1.
    Joan Bridge nahm mit einem gezierten Lächeln auf dem lederbezogenen Stuhl Platz. Sie schlug die Beine übereinander und ließ unter dem kurzen Rocksaum eine schwarze Spitze sehen. Ein Duft wie von hundert Rosen strömte zu Lorentzen.
    Keine Kinder, las er auf der Karteikarte. Zweimal Facelifting in den USA. Mit vierzig Jahren schon? Interessiert sah er Joan Bridge an. Sie erwiderte seinen musternden Blick mit strahlenden, blauen, großen Kinderaugen.
    Eine Maske, dachte Lorentzen. Amerikanisches Einheitsgesicht. So laufen sie alle in Hollywoods Straßen zu Hunderten herum.
    »Sie können mir helfen, nicht wahr?« sagte Joan Bridge in einem guten Deutsch. »Ich habe Ihnen geschrieben, daß es um mein Leben geht. Von Ihrer Kunst, Doc, hängt alles ab … Gelingt die Operation, zahle ich Ihnen 5.000 Dollar.«
    Dr. Lorentzen blickte wieder auf seine Karteikarte. 5.000 Dollar, das sind rund 12.000 Mark, dachte er. Der Brief von Joan Bridge fiel ihm ein; er war voller Beschwörungen, und auch das stand darin, daß ihr Leben von einer Operation abhing. Nur deshalb hatte er sie ausgewählt. Nun saß sie auf dem Lederstuhl, puppenhaft, geschminkt, mit glänzenden Schaukelpferdaugen, langen, schlanken Beinen. Eine lustige Witwe aus New Orleans. Woran hing ihr Leben …?
    »Wie kann ich Ihnen helfen?« fragte Lorentzen. Sein Blick glitt über ihren Körper. Er bemerkte keinerlei Stellen, die einer Korrektur bedürften. »Wo fühlen Sie sich von der Natur benachteiligt?«
    »Hier«, sagte Joan Bridge. Sie zog die weiße Sommerjacke auseinander und wölbte Lorentzen ihre Brüste vor. Plötzlich war ihr Gesicht ernst, ja es lag alles in ihrer Miene, daß sie gleich zu weinen beginnen konnte. Ein unglückliches Kind war sie jetzt. »Sehen Sie sich das an. Diese Brüste. Groß und schwer. Wie Fußbälle, sagt Alfredo. Oh, ich wäre fast gestorben, als er das sagte. Ich habe zwei Tage lang geweint und wollte mich umbringen. Fußbälle, nannte er sie.«
    »Wer ist Alfredo?« fragte Lorentzen ruhig.
    »Mein Freund.« Joan Bridge sagte es ganz ungeniert. »Ein zierlicher, süßer, wilder Italiener. Wissen Sie, Doc, so ein lockiger schwarzer Teufel. Er liebt zierliche Figuren. Er schwärmt von Brüsten, zart wie Äpfelchen. ›Du bist die schönste Frau der Welt‹, sagte er zu mir in Rom. ›Nur deine Brüste … wie Fußbälle.‹ – Das hat mich bis ins Mark getroffen, Doc. Verstehen Sie das? Ich wollte sterben.«
    Dr. Lorentzen schwieg. Er sah auf die vollen, runden Brüste Joan Bridges und dachte daran, daß viele Frauen glücklich wären, so etwas zu haben.
    »Ich soll sie also verkleinern?« fragte er, als er sah, wie Joan Bridge die Tränen aus den blauen Augen kullerten.
    »Ja. Ganz klein, Doc. Bitte, wie Äpfelchen, sagt Alfredo …«
    »Es bleiben Narben zurück.«
    »Ich weiß. Aber unter der Brustfalte. Ich habe mich genau erkundigt. Sie stören nicht … Bitte, Doc, bitte!«
    Dr. Lorentzen erhob sich. Gleichzeitig drückte er auf einen Klingelknopf an seinem Schreibtisch. Assistent ins Untersuchungszimmer, hieß das. Es ist eine alte Regel, daß ein Arzt nie allein eine ausgezogene Frau untersuchen soll. Schon gar nicht ein Arzt, der Schönheit schaffen will.
    »Ich weiß nicht, ob ich das machen kann«, sagte er langsam. »Kosmetische Operationen sollen korrigieren, verschönen, der Natur nachhelfen. Bei Ihnen wäre es eine Verstümmelung. Sie haben eine ausgesprochen schöne Brust.«
    »Ein Fußball, sagt Alfredo.«
    »Ich geben Ihnen einen Rat: Behalten Sie Ihre Brüste und wechseln Sie den Liebhaber.«
    »Alfredo? Nie!« Joan Bridge sprang auf. Plötzlich riß sie ihre Bluse auf und streifte mit einem Ruck ihren Spitzenhalter herunter. Dr. Lorentzen griff wieder zum Klingelknopf und drückte Sturm. Assistent zu mir!
    »Ich kann mit dieser Brust nicht mehr leben!« schrie Joan Bridge. »Ich nehme Tabletten! Ich ertränke mich! Wenn Sie mir nicht helfen, Doc, geschieht etwas Furchtbares. Sie müssen mich operieren. Ich werde wahnsinnig, wenn ich mich im Spiegel sehe und mir quellen diese Kugeln entgegen. Ich schreie auf. Ich flüchte vor mir selbst. Soviel Fleisch unter meinem Kinn! Soviel ekelhaftes, schwabbelndes Fleisch! Doc, Doc, ich flehe Sie an:

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