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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stühle.
    Und ein Alkoven mit einem breiten, kariert überzogenen Doppelbett.
    Lorentzen sah Ilse stumm an. Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Augen schimmerten wie schwarzes Perlmutt.
    »Es ist kein anderes Zimmer frei«, sagte sie ruhig. »Das heißt, es sind alles nur Doppelzimmer. Ich hab' nur eins genommen. Ein junger Betrieb wie wir im Aufbau muß sparen. Man soll die Spesen niedrig halten.«
    Sie streckte das Bein nach hinten und gab der Tür einen Tritt. Mit einem dumpfen Knall schlug sie ins Schloß.
    »Sind Sie mir böse, Lutz?«
    »Nein.«
    »Wer konnte ahnen, daß der Wagen bockt?«
    »Ja, wer konnte das?«
    Sie durchschritt das Zimmer, zog die Jacke aus, warf sie über die Stuhllehne und deckte das Bett auf. Dr. Lorentzen stellte seine Tasche auf den Tisch.
    »Haben Sie einen Schlafanzug?« fragte sie unbefangen.
    »Ja.«
    »Ich habe gar nichts mit. Wir müssen ihn uns teilen. Was haben Sie lieber: Ober- oder Unterteil?«
    »Ich würde mich für die Hose entscheiden.«
    »Gut. Dann geben Sie mir die Jacke.«
    Ilse Patz setzte sich auf die Bettkante und schleuderte ihre Schuhe von den Füßen. Dabei sah sie Lorentzen an und lächelte breit.
    »Eine merkwürdige Situation, nicht wahr?« sagte sie dunkel. »Wir müssen in einem Doppelbett schlafen. Sagen Sie bloß nicht, das Schicksal habe keinen Humor.«
    Sie warf sich nach hinten, wühlte sich in das dicke Federbett und lachte … lachte … lachte …
    Langsam kam Dr. Lorentzen auf sie zu.
    Kurz, bevor er vor ihr stand, stellte sie das laute Lachen ein und sah ihn plötzlich stumm und mit weiten, glitzernden Augen an. Mit ruhigen Fingern begann sie, ihre Bluse aufzuknöpfen.
    »Das haben Sie gut inszeniert, Ilse«, sagte Dr. Lorentzen rauh. »Und ich Rindvieh falle darauf herein. Ich glaube Ihnen das Verfahren, den bockenden Motor …«
    »Wirklich? Ich habe geglaubt, Sie spielen mit einer ungeheuren schauspielerischen Begabung mit.« Sie hob die Schultern und zog die Bluse aus. Ihre schönen, spitzen Brüste in dem kleinen Halter zitterten. In dem fahlen Licht der Deckenlampe schimmerte braun ihre glatte Haut. »Sie wollten mir die Schlafanzugjacke geben, Lutz.« Sie reckte sich wie ein herrliches, in der Sonne faules Tier. »Ich bin schrecklich müde. Das ist kein Theater. Es strengt an, falsch zu fahren.«
    »Was wollen Sie damit erreichen, Ilse?« Dr. Lorentzen wandte sich ab. Der Anblick von Ilses Körper ergriff ihn mehr, als er wollte. Erschreckend fiel ihm jetzt ein, daß er seit dem Tode seiner Frau keinen weiblichen Körper mehr in Liebe berührt hatte. Wie ein Asket hatte er gelebt, zwischen Operationstisch, Krankenbett und Schreibtisch. Er hatte untersucht, operiert, geforscht. Essen und Schlafen waren nur notwendige Zusätze. Für eine Frau hatte er keinen Blick mehr gehabt. Dann hatte er Marianne Steegert getroffen, und zum erstenmal kam etwas wie Wärme in sein verhärtetes Herz. Der Aufbau der Klinik folgte, und wieder nahm ihn die Arbeit weg von allen Gedanken an die Seligkeit, geliebt zu werden und lieben zu können. Erst an jenem Abend, als er Marianne am Zaun küßte und mit ihr in St. Hubert tanzen ging, blühte in ihm wieder das Gefühl auf, einen Menschen voll und ganz zu besitzen. Aber er hatte es wieder unterdrückt. Keine Komplikationen, hatte er gedacht. Noch läuft die Klinik nicht reibungslos. Noch werden sich Probleme ergeben, die von keinen persönlichen Differenzen belastet werden dürfen.
    Aber er beobachtete scharf. Er sah, daß Marianne ihn liebte, still, schüchtern, wartend auf die Stunde, in der er es gestehen würde. Und er sah Ilse Patz, die ihn attackierte mit ihrem schlangengleichen Körper, mit ihren schwarzen, glitzernden Augen, mit den Bewegungen eines wilden, herrlichen Tieres und mit der in nüchterne Worte gekleideten Leidenschaft, die durch ihren Leib zitterte.
    Und nun diese Nacht! Diese Versuchung, der zu widerstehen fast unmenschlich war.
    Er hörte hinter sich das breite Bett knarren. Ilse erhob sich und tappte auf Strümpfen hinter ihm her. Ihre warme Hand legte sich auf seine Schulter, mit leichtem, aber forderndem Druck.
    »Sind Sie ein zweiter Franziskus?« fragte sie leise.
    »Wieso?« Lorentzen hob die Schulter, aber die Hand blieb darauf liegen.
    »Franziskus setzte sich in einen Ameisenhaufen, als ihn die Versuchung überkam. Andere Heilige flüchteten auf Säulen oder ließen sich in Höhlen anbinden. Odysseus verklebte seine Ohren mit Wachs.« Ihre Stimme sank zu

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