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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Dr. Lorentzen ausstieg.
    »Dr. Lorentzen?« Der Chauffeur zog höflich seine Mütze. Bartstoppeln überwucherten sein Kinn. Sein Gesicht war grau vor Übermüdung. »Endlich! Die ganze Nacht …«
    »Wir hatten eine Panne.«
    »Auf jeden Fall sind' Sie jetzt da. Ich fahre voraus. Man wird sehr aufgeregt sein bei meiner Herrschaft.«
    »Mein Gott, die machen das aber geheimnisvoll«, sagte Ilse, als sie hinter dem schweren Reisewagen herfuhren, durch Salzburg hindurch, hinein in die herrlichen Berge und Täler. »Sie werden sehen … hinterher ist alles nur ein Windei.«
    »Das befürchte ich auch.« Dr. Lorentzen sah sich um. Die Straße wurde enger. Dann bogen sie ab, fuhren einen Privatweg, der gepflastert war, hinauf, kamen durch ein schmales Tal und hielten vor einem großen Holztor. Der Fahrer öffnete es, ließ die Wagen durchfahren und schloß es hinter ihnen wieder. Dann ging die Fahrt weiter über eine festgewalzte Straße, die rechts und links mit hohen Tannen bestanden war wie eine Allee.
    »Reich muß er sein«, sagte Ilse anerkennend. »Der Grundbesitz allein ist Millionen wert. Verkaufen Sie sich nicht zu billig, Lutz. Ich kenne das von unserer Farm. Die am meisten Geld haben, handeln um jeden Pfennig.«
    Zwischen Tannen und uralten Buchen tauchte jetzt ein schloßähnliches Gebäude auf. Ein wenig düster sah es aus, wie ein englisches Schloß, in dem noch Gespenster herumgeistern.
    Nicht anders war es innen. Ritterrüstungen standen in der großen, getäfelten Halle. Alte Fahnen hingen an den Wänden, Gobelins und riesige Ahnenbilder, die streng auf die Besucher herunterblickten. Nach den Bildern zu urteilen, hatten auch die Vorfahren hier nichts zu lachen gehabt.
    »Bitte, gnädiges Fräulein«, sagte der Chauffeur und führte Ilse in einen Nebenraum. Es war ein hoher Saal mit geschnitzten Tischen und Stühlen. »Es wird sich gleich jemand um Sie kümmern.«
    Ilse Patz sah Lorentzen flehend an. Bitte, laß mich nicht allein, hieß diese stumme Bitte. Bleib hier. Ich habe Angst. Alle Sicherheit war von ihr abgefallen. Sie war jetzt wie ein kleines, verängstigtes Mädchen.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Lorentzen fest. Er war nicht gewillt, diese Ritterromantik mitzumachen. In unserem Zeitalter sollte man auf so einen theatralischen Blödsinn verzichten, dachte er böse, als er dem Chauffeur nachging. Auf mich wirkt das alles lächerlich.
    Sie gingen durch Gänge und ineinandergreifende Zimmer, bis sie nach Lorentzens Meinung in einem Seitenflügel waren. Hier erwartete sie eine junge Dame im Jägerkostüm. Der Chauffeur entfernte sich sofort.
    »Wir hatten solche Sorgen, daß Sie nicht kommen, Doktor«, sagte sie. Ihre Stimme war tief. Die gleiche Stimme wie am Telefon, als Lorentzen nicht wußte, ob ein Mann oder eine Frau sprach. Das Mädchen war Mitte Zwanzig, nicht häßlich, aber auch nicht anziehend. Trotz ihrer dichten blonden Haare, die in Wellen um den Kopf flossen, hatte ihr Gesicht etwas Kantiges, Hartes. Die Augen waren fahlblau, die Pupillen grau. Ein Blick, der wie gefroren wirkte.
    »Eine Panne zwang uns, zu übernachten. Es ist mir peinlich, aber wir alle sind Sklaven der Technik.« Dr. Lorentzen sah sich um. Das Zimmer war hell und barock eingerichtet. »Sie haben es dringend gemacht? Wo ist der Patient?«
    »Im Nebenraum.« Das Mädchen musterte Lorentzen. »Sie wissen, wo Sie sich befinden?«
    »Nein.«
    »Ehrlich?«
    »Ich habe dieses Schloß noch nie gesehen. Ich kenne das Salzburger Land nur flüchtig.«
    »Das wird Papa beruhigen.«
    »Ach. Es handelt sich um Ihren Vater?«
    »Ja.« Das Mädchen ging voraus und stieß eine der goldverzierten Türen auf. »Bitte, Doktor …«
    Lorentzen hatte erwartet, einen alten Mann vorzufinden. Statt dessen stand ein großer, schlanker, eleganter Mann vor ihm, der gut der Bruder des Mädchens hätte sein können. Der Schnitt seines Anzuges verriet den besten Londoner Schneider. Die Schuhe waren italienische Maßarbeit. Das Seidenhemd kam aus Hongkong. Die Krawatte war in Frankreich gewebt. Das schwarze Haar war leicht gewellt und modern lang bis in den Kragen. Der Typ eines reichen Lebemannes. Er wandte Lorentzen die linke Gesichtshälfte zu, nickte zur Begrüßung nach dieser Seite und drehte sich dann um zum Fenster. Das Mädchen verließ den Raum.
    »Sie haben mich zu sich gebeten«, sagte Lorentzen laut, als der Mann schwieg und in den Park starrte. »Im allgemeinen komme ich nicht zu anonymen Patienten.«
    »Einigen wir uns

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