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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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angemeldet. Die Putzfrauen kamen morgens in der Frühe. Die Assistenten waren auf ihren Zimmern … hinter ihren Fenstern brannte Licht.
    Lorentzen riß mit einem Ruck die Tür auf. In einem der Sessel saß ein schwerer, breitschultriger Mann und rauchte. Eine Flasche Bier – Dickies Spezialmarke – stand auf dem Tisch.
    »Sie?« fragte Dr. Lorentzen gedehnt. »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie heute kommen wollten, Herr Patz.«
    »Ich auch nicht.« Der alte Patz, Baugroßunternehmer und Rennstallbesitzer, legte die Zigarette weg, nahm die Bierflasche und setzte sie nach alter Maurerart an den Mund. Er nahm einen tiefen Schluck und setzte die Flasche krachend auf den Tisch zurück. »Aber die Weiber sind toll. Wenn Sie jemals Kinder haben sollten, setzen Sie Ihr ganzes medizinisches Wissen ein, um keine Mädchen zu bekommen. Töchter sind eine Plage, Doktor! Und Väter von Töchtern sind die Gestraften Gottes! – Wie geht es Ihnen?«
    »Warum spielen wir Karussell, Herr Patz?« Dr. Lorentzen blieb vor dem alten Patz stehen. »Ilse war heute bei Ihnen und hat Sie alarmiert.«
    »Ja.«
    »Sie hat sich beklagt?«
    »Sie höflicher Idealist! Beklagt ist ein Ausdruck für Säuseln. Ilse kam mit einem Orkan. Und dann hat sie geweint. Begreifen Sie, was das bedeutet? Dieses Mädchen weint! Ich war baff. Es kann weinen. Und schluchzen. Und es sagte wieder, wie vor zwanzig Jahren: Papi … Das haut einen um, Doktor …«
    »Sicherlich. Aber bevor Sie weitersprechen, Herr Patz …«
    »Halt!« Der alte Patz hob seine großen Hände, die vor fünfzig Jahren Steine und Mörtel geschleppt hatten. »Bevor Sie Erklärungen abgeben, will ich reden. Das klärt sofort alles. Meine Tochter ist sterblich oder unsterblich … wie's heißt, weiß ich nicht, ich war's nie – in Sie verliebt. Sie stellte ultimative Forderungen. Und sie erinnerte mich daran, daß ich in dem Objekt ›Klinik‹ runde eineinhalb Millionen stecken habe. Die andere Hälfte gehört unserem Freund Steegert. Ich habe das Geld erschuftet, auf dem Bau, im Zementstaub, im Steineklingeln … Steegert hat den Leuten Nippes angedreht, das war einfacher. Meine eineinhalb Millionen sind Schweißmillionen, Doktor. Ich hänge an ihnen, wie an meinem Kind. Klare Frage: Lieben Sie Ilse?«
    »Nein. Nicht so, daß ich sie heiraten könnte.«
    Der alte Patz sah Lorentzen mit vorgeschobener Unterlippe an. »Sind Sie kurzsichtig, Doktor? Ilse hat die Schönheit doppelt gepachtet.«
    »Das verkenne ich nicht.«
    »Sind Sie anormal? Welcher richtige Mann geht nicht bei Ilse in die Knie? So etwas können Sie ganz allein haben, Doktor!«
    »Ich liebe Marianne und werde sie heiraten.«
    »Genau das hat Ilse auch angedeutet. Ihr würde es das Herz brechen.« Der alte Patz nahm wieder einen langen Zug aus der Bierflasche. »Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Meine Frau starb früh. Meine Tochter war mir alles und ist mir alles, Doktor. Wenn sie leidet, leide ich mit. Und wenn ich leide, wird's schrecklich. Ich weiß, ich sitze hier wie ein verhinderter Bettnässer, aber – zum Teufel noch mal! – meine Ilse zerbricht an der Liebe zu Ihnen. Da muß ein Ausweg gefunden werden.«
    »Es gibt nur einen: Ich heirate Marianne.«
    »Ich weiß einen besseren: Sie heiraten Ilse.«
    »Das geht nicht.« Dr. Lorentzen war gewillt, diesem unwürdigen Theater ein schnelles Ende zu bereiten. »Ich bin Marianne bereits verpflichtet.«
    »Lassen Sie uns keine größeren Ehrenmänner sein, als es ein bestimmter Grad von Blödheit zuläßt, Doktor! Es geht mir um meine Tochter. Sie haben ihr den Kopf total verdreht …«
    »Im Gegenteil! Ich habe alles getan, um Ilse keinen Anlaß zu geben …«
    »Das ist es ja!« schrie der alte Patz. »Wären Sie um sie herumgeschwänzelt wie ein Dackelchen um einen Bernhardiner, hätte Ilse Sie nie beachtet. Aber Sie waren abweisend … Doktor, welche Frau erträgt das? Rundheraus: Was ist Ihnen lieber: Ruhe, Frieden und ein liebendes Frauchen – oder die Kündigung meiner Einlage von eineinhalb Millionen und Platzen Ihrer Klinik?«
    »Das ist ein Ultimatum!«
    »Ja!«
    »Sie verkaufen Ihre Tochter an mich für eineinhalb Millionen!«
    »Umgekehrt. Ich kaufe ihr Glück!«
    »Merken Sie denn nicht, wie verrückt das ist?« rief Dr. Lorentzen. »Wie schamlos! Sie verkuppeln Ihre Tochter! Sie wollen sie mir ins Bett pressen! Himmel noch mal, was sind Sie für ein Mensch!«
    »Das will ich Ihnen sagen, Doktor.« Der alte Patz erhob sich. Ein Riese, der einmal

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