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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Friseurtrakt dirigiert, wo man Make-up-Studien an ihnen trieb.
    »Es ist alles durcheinander«, sagte Marianne am Telefon zu Lorentzen. »So etwas habe ich bei Ilse noch nie erlebt, solange wir zusammen sind.«
    Lorentzen hatte wenig Zeit, darüber nachzudenken. Die Operationen gingen weiter. Auf der Warteliste standen bereits so viele Patienten, daß jetzt jeden Tag operiert wurde und die ›Kurtage‹ je nach Lage der Dinge abgekürzt werden mußten. Die große Idee, Klinik und Erholung in einem zu sein, schrumpfte immer mehr zusammen. Der Ansturm von draußen war zu gewaltig; es gab so viele Fehler der Natur, die korrigiert werden wollten. »Ich werde mit den Hoteliers der Umgebung sprechen«, hatte Lorentzen schon vor Tagen gesagt. »Sie müssen uns mit Quartieren aushelfen. Sie sollten investieren, anbauen, umbauen. Wenn das so weitergeht, werden sie das ganze Jahr hindurch alle Zimmer belegt haben.«
    Lorentzen sah auf die Uhr.
    Im OP wurde jetzt Rosa Ballek vorbereitet. Ihr großer Viermastschoner auf dem Rücken sollte versenkt werden. Die Probeoperation war gut verlaufen; Rosa Ballek zeigte keine Veranlagung zur Keloidbildung. Bei der ersten Operation hatte Oberschwester Ottilie fassungslos auf die linke Hinterbacke Rosas gestarrt. In roten Lettern war dort eintätowiert: Ahoi!
    »Das ist doch keine Frau mehr«, sagte sie hinterher zu Lorentzen. »Mein Gott, welche Frau läßt sich ein Schiff in den Rücken einritzen und dann … diese Worte … an dieser Stelle … Ordinär!«
    »Und doch läßt sich Rosa jetzt aus Liebe operieren«, sagte Lorentzen. »Auch in einem solchen Turm brennen Feuer.«
    »Wenn sie einmal in Narkose ist, machen wir das Ahoi auch weg, Chef!« Schwester Ottilie war sichtlich empört.
    »Auf gar keinen Fall! Das gäbe einen Prozeß! Die Viermastbark verschwindet, aber lassen wir ihr das fröhliche Ahoi auf der Hinterbacke. Es ist immer noch besser, als stände dort: Windstärke 10.«
    Schwester Ottilie warf den Kopf in den Nacken und ging beleidigt in den OP.
    Nun lag Rosa Ballek auf dem Bauch, nackt und riesig. Unter dem Operationsscheinwerfer rauschte das stolze Schiff durch die See. ›Ahoi!‹ war abgedeckt, es gehörte nicht zum Operationsfeld. Dafür lagen der rechte Oberschenkel und die rechte Hüfte bloß – gewaltige Fleischmassen, deren Haut zur Deckung des weggenommenen Schiffes verwendet werden sollten.
    »Herr Doktor!« rief Rosa Ballek, als sie Lorentzen am Waschbecken stehen sah. Ihre Stimme dröhnte durch den OP. »Haben Sie einen Fotoapparat?«
    »Ja. Warum?«
    »Noch keiner hat bisher die Bark fotografiert. Nur im Spiegel habe ich sie gesehen. Aber nun soll se ja wech … und da hätte ich gern ein Erinnerungsfoto von ihr … Kommt ja nie wieder, die schnelle Deern! Geht ja unter. Und so'n Foto, nech, das ist doch ein Dokument. Das kann ich später meinen Kindern zeigen: Seht, so'n stolzes Schiff hatte Mutter auf'n Rücken. Ich halte viel auf Tradition, Herr Doktor.«
    »Das läßt sich machen.« Dr. Lorentzen lachte. Die Blicke Schwester Ottilies flammten. Die beiden Assistenten grinsten. »Ich werde sogar ein Farbfoto machen, Rosa.«
    »Des is scheen, Herr Doktor.« Rosa Ballek dehnte sich wohlig unter dem warmen Scheinwerferlicht. Die Viermastbark schwankte. »Sie sind ein Mensch! Sie haben Verständnis für die Seelen!«
    Sorgfältig fotografierte Lorentzen das stolze Schiff aus verschiedenen Winkeln und mit verschiedenen Blenden. Auch das ›Ahoi!‹ ließ er freilegen und machte davon einige Bilder.
    »Das gibt das schönste Krankenblatt, das je eine Klinik hatte«, sagte der I. Assistent, als er die Kamera wegtrug. »Eigentlich ist es schade, daß so etwas für immer verschwindet.«
    Die Operation war langwierig. Rosa Ballek schnarchte fürchterlich in der Narkose. Wie ein Walroß zog sie die Luft ein und blies sie mit einem trompetenartigen Laut wieder aus.
    »Es geht nicht, wie ich hoffte«, sagte Lorentzen enttäuscht. »Wir müssen das stolze Schiff tatsächlich zerstören.«
    Er hatte gehofft, den ganzen Hautflecken wegnehmen zu können und ihn mit Haut aus Schenkel und Bein wieder abzudecken. Das war unmöglich. Das Schiff war zu groß. Es mußte in vier Teile zerlegt und mit vier Transplantaten wieder zugedeckt werden.
    »Schiff versenkt!« meldete der I. Assistent, als die letzte Hautpartie abgezogen war. »Da bleiben aber schöne Narben zurück.«
    »Wir werden sie später abschleifen, falls wir Rosa wiedersehen sollten. Aber ich glaube, dieses

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