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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
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für ein harter Typ er doch war“, „dass er den Tod nicht fürchte“ und dass „er ohnehin eines Tages freiwillig aus dem Club ausgetreten wäre“ und konnte gar nicht anders als laut loslachen. Was ich von Bad Boy Ulli aus erster Hand erfahren hatte, klang vollkommen anders: Ulli soll jeden Tag vollkommen zugedröhnt gewesen sein und an einer Leberzirrhose leiden. Seinen Brüdern erzählte er, dass er deshalb wohl in absehbarer Zeit sterben würde und nur noch einmal in die USA reisen wolle. Das wäre sein letzter Wunsch. Alleine für diese Reise hatte Toni ihm noch 500 Euro „Taschengeld“ zugesteckt. Der Dank dafür war, dass der Kokain-Dealer Ulli ein „Geschäft“ zu seinem Vorteil veränderte und damit einige Leute sehr verärgerte. Als ihn seine Brüder aufgrund seiner Drogengeschäfte aus dem Club warfen und die „Bullen“ ihm ohnehin auf die Schliche gekommen waren, bot er sich als sogenannter „Kronzeuge“ an. Der „todesmutige“ Ulli erhielt somit Schutz vor seinen „Gläubigern“, vor seinen ehemaligen Brüdern, die er ja verraten hatte und zudem Straferleichterung. Zum Thema Ausstieg: Noch Wochen nachdem sie Ulli aus dem Club geworfen hatten, rief der Bad Boy ständig bei Toni an und winselte und bettelte förmlich, dass „man ihn doch bitte wieder aufnehmen möge.“ Erst als dies erfolglos blieb, lieferte er sie an den Pranger. Als gegen Ende der Sendung noch sein Buch «Höllenritt» vorgestellt wurde, war der Gipfel für mich erreicht. Hat irgendein Ghostwriter das für ihn geschrieben? Heute sah ich, dass Ullis Buch bereits auf Platz zwei der Spiegel-Sachbuchliste steht. Auf dem 16. Platz befindet sich Jay Dobbins «Falscher Engel». Ich möchte Ihnen mitteilen, was ich von diesen Autoren halte: Es sind für mich schlicht „Ratten“. Wie sonst soll man Männer bezeichnen, die ihre Freunde und Brüder verraten und verkaufen? Was für ein Charakter muss man eigentlich sein, um als Undercover-Agent zu arbeiten? Dobbins war ein vorprogrammierter Denunziant auf Zeit, ein Agent, der eingeschleust wurde. Er lebte jedoch Jahre unter den Angels, und bestimmt ergaben sich dabei auch wahre Freundschaften. Jay Dobbins hat viele seiner „Vertrauten“ ins Gefängnis gebracht. Und Bad Boy Ulli verdreht meines Wissens nach die Tatsachen. Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel gucken, solltensie sich bewusst sein, dass sie ganz, ganz unten stehen. Ich distanziere mich an dieser Stelle ausdrücklich von solchen Subjekten und möchte dieses Buch nicht als ein weiteres dieser Reihe angesehen wissen.

60. Die Zeit bis zur Verhandlung
    Mittlerweile war ich im Leben als Knacki angekommen. Es war befreiend, als ich den Schalter im Kopf „fand“, der „das zu viele Nachdenken“ kontrolliert. Es hilft einem sehr, die immer gleich trostlosen Tage hinter sich zu bringen, wenn man lediglich physisch anwesend ist. Es galt einfach nur zu warten, warten, warten – und da hilft kein denken, denken, denken. Um der Wahrheit Willen muss ich hier anmerken, dass der Gefängnisalltag nicht immer nur trist und grau gewesen ist. Unser täglicher Umschluss beinhaltete sowohl kostbare Gespräche als auch minutenlange Lachkrämpfe. Einer von diesen „Anfällen“ führte dazu, dass ein JVA-Bediensteter die Zelle aufschloss und sich nach unserem Befinden erkundigte. Ein anderes Mal, während eines Hofgangs, verpackte mir jemand seine Geschichte fast schon komödiantisch: Meinem Gesprächspartner wurde von einem Dreckspatz übel mitgespielt, der ihn belog und betrog. Natürlich nahm ich an, dass der Vogel einer angemessenen Bestrafung unterzogen worden wäre, aber: „Nein, gar nichts. Man sticht doch nicht seine eigene Firma nieder.“ Ich musste herzhaft lachen. Es galt aber auch, eine Tragödie innerhalb der Gefängnismauern zu verdauen. Ein Hausarbeiter namens Jochen, ein sympathischer und ruhiger Kerl, mit dem Salem und ich wenige Tage zuvor noch einen Umschluss gehabt hatten und der mir freitags, unserem „Fischtag“, des Öfteren eine zweite Menage in die Zelle hineingereicht hatte, verschluckte sich an seinem Essen, verlor das Bewusstsein und atmete nicht mehr. Das Essensstück blockierte seine Luftröhre, er bekam keine Luft und sein Gehirn wurde 20 Minuten lang nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Er fiel ins Koma und verstarb einige Tage später. Wochen zuvor war seine Frau gestorben, und seine sechzehnjährige Tochter war nun alleine. Das Tragischste dabei war, dass er wohl Tage später wieder ein freier

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