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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
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wollte ich nicht mehr enttäuscht werden, und zweitens – und das war wesentlich wichtiger – konnte ich so noch Salem weiter beistehen. Er würde mich besser gebrauchen können, als ich ein paar Wochen Freiheit. Und so gesehen, hatte dieses lange Zwischenspiel der Termine auch sein Gutes. Immer positiv denken! Der Weg war nun umgekehrt. Zurück in der Zelle des Landgerichts wurde ich noch einmal von Rechtsanwalt Ahrend und meinem Pflichtverteidiger besucht. Nach kurzer Zeitwar ich jedoch wieder allein und musste mir stundenlang das Geschrei mehrerer Libanesen anhören, die in der Nachbarzelle untergebracht waren. Erst am Nachmittag wurde ich wieder in die JVA zurückgebracht. Erneutes Durchsuchen und wieder in die Zelle. Während unseres Umschlusses erzählte mir dann Salem, dass ihn andere Berber gefragt hätten, ob er wisse, dass ich ein Polizist sei. Irgendjemand hatte mich trotz der Unkenntlichmachung meines Gesichts im Fernsehen, Radio oder durch Berichte im Videotext erkannt. Die Berber, für die Salem als ein Anführer oder Vater gilt, sorgten sich um ihn. Ein Wort von ihm genügte jedoch, mein vertrautes und freundschaftliches Verhältnis zu ihnen unberührt zu lassen. Dies bewies jedoch auch, dass der berbische „Knastgeheimdienst“ einwandfrei funktionierte. Am nächsten Tag wurde Salem abermals angesprochen, diesmal jedoch nicht von „seinen“ Leuten: „Weißt du, was Tim vor dem Knast gearbeitet hat?“ „Ja, weiß ich. Schon von Anfang an“, antwortete Salem kurz und unfreundlich. „Ach so, ich dachte, du hättest das nicht gewusst!“ stammelte der „Informant“ erstaunt. „Tim arbeitet schon seit Jahren nicht mehr als ,Bulle’ und hasst die mehr als wir alle hier.“ Punkt! Dann war Funkstille. Obwohl es spätestens jetzt alle im Knast wussten, wurde ich niemals auf meine „Vergangenheit“ angesprochen. Ein entsprechendes Auftreten, mein Erscheinungsbild und gewisse Kontakte verschafften mir diese Ruhe. Am nächsten Tag fand der Gruppenabend mit der lieben Anja statt, die ehrenamtlich eine kleine Gruppe von Gefangenen besuchte. Es war immer eine willkommene Abwechslung. Meine gute Laune verdunkelte sich aber, als ich im Fernsehen den brutalen, undemokratischen Knüppeleinsatz der grünweißen „Brut“ gegen die Stuttgart-21-Demonstranten mit verfolgen musste. Es passte wieder einmal hervorragend ins Bild. Die drei Wochen vergingen im üblichen Knast-Takt. Wie anberaumt, fand am 07.10.10 der zweite Verhandlungstag statt. Nun sollte es richtig losgehen. Am Anfang wurde von meinen Anwälten eine Erklärung verlesen. Darin wies ich sämtliche mir zur Last gelegten Straftatbestände von mir, und erklärte, dass ich lediglich der Zeugin Pfahl geholfen hätte. Anschließend war es Zeit, für das „Opfer“ Garubi in den Zeugenstand zu treten. Er wurde nach seiner Beziehung zur Zeugin –respektive der „Kronzeugin“ Pfahl – befragt. Besonderes Augenmerk lag auf der Tatsache, dass diese ihn einstmals schwer belastet hatte. Der kleine Schmierlappen verstrickte sich zunehmend in Widersprüche und machte sich zum Gespött aller Anwesenden, wie das Gelächter und Kopfschütteln verdeutlichte. Selbst die Oberstaatsanwältin, die den Staatsanwalt des Auftakttages ersetzt hatte, sagte: „Keiner hier im Saal glaubt Ihnen.“ Ich kann hier nur spekulieren, warum der Staatsanwalt Dr. Althage nicht mehr dabei war. Ich vermute, dass er aufgrund der tönernen Basis des Falles seinen Namen nicht unter die zu erwartende Waterloo-Niederlage setzen wollte. Somit wurde die Oberstaatsanwältin Frau Buchholz förmlich ins kalte Wasser geschubst. Sie wirkte zunehmend hilfloser und verbiesterte förmlich. Wahrscheinlich fragte sie sich, warum sie sich diese „Strafarbeit“ „verdient“ hatte. Es folgten Fragen zu Verenas (Schein-) Ehe, den hohen Geldsummen und der Zuhälterei. Garubi zerstörte seine Glaubwürdigkeit bei diesen Themen weiterhin nachhaltig. Mitten in die Verhandlung hinein platzte die Nachricht, dass die „Kronzeugin“ Pfahl, die am Nachmittag gehört werden sollte, sich krank gemeldet hatte. Sie saß mit einem Magen-Darm-Infekt im Wartezimmer eines Arztes. Für uns war es klar, dass die Gegenseite zuerst unsere Version hören wollte, um sich darauf einzustellen. Also wäre die Krankheit ein taktischer Schachzug. Aber es erscheint mir nicht befremdlich, wenn sie wirklich krank war. Ich war es ja gewohnt, dass sie unter Druck körperlich kollabierte. In der Regel kotzte sie dann aber

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