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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
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einleiten zu können. Dieses hat er bereits wiederholt erfolgreich praktiziert. Salems Verteidigung, bestehend aus einem bekannten Staranwalt, wollte sich zu diesem Schritt nicht entschließen. In den letzten Tagen vor meiner Verhandlung ereignete sich dann wieder ein comedy-reifes Ereignis: Zwei Russen hatten sich in der Dusche geprügelt, und einer hatte eine saubere Rechte auf die Zwölf kassiert.Er brach den Kampf sofort ab, machte komische Kaubewegungen und spuckte dann die Brocken seiner Zahnprothese aus. Es war einfach ein Bild zum Schreien. Und dann blickte ich unwillkürlich durch die kleinen Löcher der Metallabdeckung eines Fensters der Duschräume auf das Gebäude des Landgerichts. Eigentlich blickte ich nie heraus. Ich wollte die Freiheit erleben, nicht durch die kleinen Löcher sehen. Aber jetzt musste meine Verhandlung irgendwann beginnen. Eine Woche vor Ablauf der Sechs-Monats-Frist erhielt ich dann das Schreiben mit der Ankündigung der Eröffnung meiner Hauptverhandlung.

61. Die Hauptverhandlung
    Endlich war der Tag der Hauptverhandlung gekommen. Am 18.9.2010, dem allerletzten Tag der sechsmonatigen U-Haft-Frist, wurde die Verhandlung eröffnet. Vorerst wurden fünf Verhandlungstage angesetzt. Ich war zwar nervös, aber auch erleichtert darüber, dass es nun endlich losging. Am Eröffnungstag durfte ich sogar außerhalb der Reihe duschen. Ich kleidete mich in Vorzeigemontur mit weißem Hemd und neuer Jeans. Nach einer intensiven Durchsuchung ging es durch den unterirdischen Gang, der die JVA mit dem Gerichtskomplex verbindet, hinüber in den Zellentrakt des Landgerichts. Dort wurde ich erneut eingeschlossen und erhielt kurze Zeit später Besuch von meinem zweiten Anwalt, RA Lange, mit dem ich schon seit meiner Jugend befreundet bin und den ich zusätzlich als Pflichtverteidiger wählte. Auf den Weg in den Gerichtssaal wurde ich von zwei Justizbediensteten begleitet und musste zusätzlich Handfesseln tragen. Das Fernsehen und die schreibende Presse waren bereits anwesend, ebenso Leiter VL Herr Bentheim als Behördenbeobachter der KPB Lippe. Der hatte kurz zuvor noch gegenüber Herrn Ahrend verlauten lassen, dass ja nun aufgrund des Prozesses in Dortmund eine Planstelle in Lippe frei werden würde. Mein Anwalt reagierte gewohnt schlagfertig: „Da wäre ich mir nicht so sicher, denn der Tag hat 24 Stunden und nicht eine.“ Ich freute mich, Herrn Ahrend zu sehen, der bereits eine schwarze Robe trug und locker am Sessel gelehnt stand. Wenige Minuten später trat die erste Strafkammer unter dem Vorsitz des Richters Keil ein, FrauDr. Flechter und zwei weitere Schöffen gehörten dazu. Gespannt wandten sich mir die Blicke zu, erweckten doch meine Akten den Eindruck, als wenn es sich bei meiner Person um eine regelrechte Bestie handeln würde. Die Verhandlung in der Strafsache „K.“ wurde eröffnet und die Anklageschrift durch Staatsanwalt Dr. Althage verlesen, der mich noch im Saal begrüßte. Nachdem der Staatsanwalt die Anklage fast schon gelangweilt verlesen hatte, warf er sie mit einer abfälligen Handbewegung auf den Tisch vor sich. Es erschien mir richtungsweisend, so als wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass die gesamte Sache ohnehin nicht haltbar wäre. Später erfuhr ich, dass er vor der Verhandlung unter vier Augen mit Herrn Ahrend gesprochen und ihm zu verstehen gegeben hatte, dass der Haftbefehl auf sehr wackeligen Füßen stehen würde und nur noch schwer zu rechtfertigen sei. Er sei ursprünglich davon ausgegangen, dass das OLG Hamm den Haftbefehl kippen würde. Im Anschluss an die Verlesung der Anklage, die auf erpresserischen Menschenraub und versuchte schwere räuberische Erpressung lautete, erklärte der Vorsitzende Richter, dass „der erpresserische Menschenraub nach Auffassung der Kammer nicht mehr zum Tragen kommt, und wenn, dann nur noch der Raub Bestand hat.“ Es gab an diesem Tag noch einen Antrag des Nebenklagevertreters. Der Anwalt des Zuhälters und „Geschädigten“ Garubi versuchte aus der Staatskasse Gelder für seinen Mandanten geltend zu machen. Der Antrag wurde „abgebügelt“, und nach rund zehn Minuten war die ganze Sache für diesen Tag erledigt. Der Folgetermin wurde für den 07.10.10, also drei Wochen später, angesetzt. Ich bekam somit eben noch mal fast einen Monat Knast obendrauf serviert. Herrn Ahrend hatte ich bereits vorher instruiert, dass er keinen Antrag auf Aussetzung des Haftbefehls mehr stellen sollte. Dafür sprachen zwei Gründe: Erstens

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