Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
einen Tag vor Katharinas Staatsexamen. Sie paukte also gerade und hatte zu diesem Zweck auf dem Fußboden zahlreiches Lernmaterial genau geordnet ausgelegt. Die „Polizeibande“ stürmte rein, zerriss Papiere, zog sämtliche Schubladen heraus und schüttete den Inhalt auf den Boden, alles von der Bett- bis zur Unterwäsche wurde durchwühlt und Wohnungsgegenstände beschädigt. Sie war nicht einmal belehrt worden. Rechtsanwalt Ahrend hakte deswegen noch einmal gezielt nach, ob sie belehrt worden war, und wieder verneinte sie das ausdrücklich. Die Durchsuchung begann zur Mittagszeit und endete nach ca. sieben Stunden am frühen Abend. Nach fast zwei Stunden der Einflussnahme auf die Zeugin, die sich von den Polizisten massiv bedroht, eingeschüchtert und zu Aussagen genötigt fühlte, setzte sich ein Beamter vor sie hin, und drei weitere stellten sich hinter ihm auf. Er zückte sein Diktiergerät und die Vernehmung begann offiziell halb eingekreist von vier Beamten. Bezüglich ihrer damals getätigten Aussage vor der Polizei sagte Katharina nun imGerichtssaal, dass sie nur hatte sagen können, was die Polizisten ihr in den Mund gelegt und vorformuliert hatten. Der Vorsitzende Richter Keil versuchte, sie zu beruhigen, indem er ihr mitteilte, dass sie mich damals nicht einmal belastet hatte. Trotzdem blieb Katharina dabei, dass ihr alles in den Mund gelegt worden war. Die Polizisten seien dabei psychologisch geschickt vorgegangen und hatten Stück für Stück die Aussagen bekommen, die „gewünscht“ waren. Abermals wurde die Zeugin konfrontiert, ob sie dabei bleiben und ob man ihr jetzt auch die Worte in den Mund legen würde. Katharina blieb jedoch unter Tränen bei der Aussage und beschwor, die Wahrheit zu sagen. Auch das wurde protokolliert. Sie erzählte: „Die Wahrheit ist, dass der Tim K. seitens der Polizei als eine höchst kriminelle Person dargestellt und bezeichnet wurde. Aber er ist immer ein sehr netter und liebevoller Mann gewesen. Ich habe ihn gebeten, beinahe angefleht, ob er mir nicht beim Einstieg in den Escort-Bereich helfen könne. Niemals hat er, bis auf Spritkosten, Geld von mir bekommen.“ Die Zeugin Pfahl beschrieb sie als total berechnend und falsch. Zudem sei sie durch den ständigen Drogenkonsum sehr „verpeilt“. Da Katharina sich schon mehrfach negativ über das Brot geäußert hatte, gab es an dieser Stelle eine klare Ansage vom Vorsitzenden: „Noch einmal so eine Äußerung und ich kann Sie auch in Ordnungshaft nehmen lassen.“ Danach fuhr sie fort, dass ich die Zeugin Pfahl von den Drogen hatte wegbringen wollen und dass ich immer gut zu der Pfahl gewesen sei, ihr Schmuck, Schuhe und sonstige Geschenke dargebracht hatte. Zu dem Tatvorwurf der versuchten schweren räuberischen Erpressung sagte sie aus, dass es keinerlei Tätigkeiten gegen die Zeugin Pfahl gegeben hatte. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sie das zweifelsfrei mitbekommen. Sie hatte bei der Pfahl an diesem Abend auch keinerlei Verletzungen, Verbrennungen oder Würgemale bemerkt. Schließlich saß man nach dem angeblichen Vorfall noch ganz normal zusammen. Und Schusswaffen hatte sie generell nie bei mir gesehen. Die Frage wurde spezifiziert: „Hat Herr K. eine Pistole besessen?“ „Wenn er Polizist war, dann hat er bestimmt eine gehabt.“ Die Oberstaatsanwältin verzweifelte, wohl wissend, dass sie jetzt auch noch gegen die eigenen Hilfsbeamten Verfahren wegen Aussageerpressung und Nötigungeinleiten musste. Es ging weiter: „Hat die Zeugin Pfahl Angst vor dem Milan gehabt?“ „Das kann schon sein, denn Milan ist nicht der Typ, den man als Kindergärtner einsetzen würde.“ „Hatten Sie Angst vor ihm?“ „Nein, das habe ich nicht.“ Als man Katharina mit der Aussage der Pfahl konfrontierte, dass ich sie auf Koks hatte bringen wollen, damit sie besser anschaffen würde, musste sie laut auflachen. „Sie sollen nicht lachen, sondern antworten“, sagte Richter Keil. Katharina verneinte dieses vehement. Sie schloss ihre Aussage mit den Sätzen: „Ich habe alles unter Druck ausgesagt und wurde zu den Aussagen genötigt. Ich habe alles gesagt, damit die endlich verschwinden. Ich hatte am nächsten Tag mein Staatsexamen.“ Und dieses bestand sie trotz allem Ärger und dem Verhindern des geordneten Auffrischens des Gelernten mit einer zwei. Ich gratuliere! Zu guter Letzt erfragte die Oberstaatsanwältin noch die Personalien des vor dem Saal wartenden Begleiters Katharinas, der wohl ihr neuer Freund war.
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