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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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Die Aktentasche hatte ein gutes Gewicht, und weil das Leder kostbar wirkte, aber nicht allzu hart war, meinte er die Umrisse eines Aktenordners und möglicherweise eines Laptops zumindest zu erahnen. Er öffnete den Schnappverschluss und runzelte die Stirn.
    Danowski holte zwei mit Klebeband umwickelte zerkratzte Metallplatten mit Resten von Schaltkreisen und Relais aus der Tasche.
    «Meine Güte, ist das eine Bombe?», fragte Sonja und schickte sich an, vom Tisch aufzustehen, als könnte sie sich dadurch in Sicherheit bringen.
    «It’s just trash», beruhigte sie Katja.
    Danowski nickte und fragte scherzhaft Richtung Francis: «Oder geht so was in Fulda als Laptop durch?»

37 . Kapitel
    Nach einer Weile wurde es Maik in der Garderobe zu langweilig und zu eng. Er hatte Probleme mit dem Stillsitzen, so lange er denken konnte. Und was hatten die anderen zu ihm gesagt: rausgehen, in Bewegung bleiben. Er war zwar nicht besonders scharf darauf, in dem fremden Anzug gesehen zu werden, denn der saß nicht. Wenn auch besser als bei dem merkwürdigen Polizisten. Aber er würde einfach ein bisschen durch die Gänge streifen, als hätte er ein Ziel. Maik kannte alle Schleichwege, und was den schlechten Anzug anging: Er war ja nicht er selbst, sozusagen: Er spielte den Polizisten. Hatte er nicht Schauspieler werden wollen, bevor dieses Animateursding so richtig abgegangen war? Eben. Und alles besser, als hier im Halbdunkel zu sitzen und sich selbst beim Atmen zuzuhören.
    Auf dem Gang beschloss er, ein bisschen aufs Achterdeck zu gehen und auf Hamburg zu schauen. Sich auszumalen, wie er eines Tages mit Katja eine Stadt finden würde, in der sie beide zu Hause waren. Vielleicht diese. Vielleicht Schwerin. Alle Viertelstunde oder so würde er schauen, ob die anderen schon wieder zurück waren.
    Als er die eine Seite der doppelten Holzschwingtür zum Achterdeck öffnen wollte, sah er durch die runden Fenster im Türblatt, dass zwei Männer in Windjacken der Reederei an der Reling standen und mit zusammengesteckten Köpfen sprachen. Er hatte gehofft, allein zu sein. Für einen Moment hielt er inne, und dadurch stieß die Tür beim Zurückschwingen gegen seinen Schuh. Die Männer in Windjacken sahen auf, und Maik erkannte, dass sie zu denen gehörten, die in wechselnder Besetzung Simone Bender und die Kabinenstewardess bewachten.
    Instinktiv wich er zurück. Das hier waren seine Feinde, wenn auch nur indirekt, weil sie Simone Bender versteckten oder gefangen hielten, und weil die so was wie eine Freundin geworden war. Oder eine gute Bekannte. Im Rahmen dessen, was auf einer Kreuzfahrt eine gute Bekanntschaft war. Und die Feinde seiner guten Bekannten waren seine Feinde. Gut, dass er im Moment geschützt war, weil er gerade aussah wie jemand anders: Die Typen in Windjacken kannten ihn nur in seiner Animateursuniform und mit blauer Perücke. Er wandte sich um und ging mit nicht zu schnellen, aber entschiedenen Schritten durch den schmalen Kabinenflur zurück Richtung Garderobe. Hatten sie ihn am Ende doch erkannt? Er wusste, dass sie zu einer Gruppe von Offizieren gehörten, die nicht nur die beiden Infizierten versteckten, sondern die sich auch als eine Art Geheimpolizei aufspielten, alles wissen wollten, was sich an Bord abspielte, und jeden von der Crew unter Druck setzten, der ihnen nicht passte. Mit geschultem Ohr hörte Maik ihre Schritte hinter sich auf dem dicken Flurteppich, ein charakteristisches Ffft-ffft.
    Die wollen wahrscheinlich wissen, warum ich nicht bei meinen Kollegen bin und warum ich hier in diesen komischen Klamotten rumlaufe, dachte er. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Jetzt zurück in die Garderobe? Da würden sie ihn zuerst suchen, denn jeder von der Crew wusste, dass die Garderobe das Hauptquartier der Animateure und Artisten war.
    Maik war ein geübter und schneller Treppenschleicher, denn Katja und er hatten sich oft an Bord verstecken müssen, als alles noch normal gewesen war: Liebesgeschichten zwischen Crewmitgliedern wurden toleriert, waren aber nicht gern gesehen, man musste diskret sein. Vor dem Theater und der Garderobe war eine breite Treppe zu den anderen Decks, und sobald er um die Ecke war, huschte Maik die Treppe hinauf. Unter sich hörte er, wie das Ffft-ffft schneller wurde. Ja, das war Fakt, die wollten was von ihm. Und jetzt? Irgendeine leere Kabine? Blödsinn. Das hatte Sonja nur gesagt, um irgendwas zu sagen.
    Noch konnten sie ihn nicht sehen, aber er spürte, dass sie ebenfalls

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