Treueschwur
tatsächlich weiteten. »Einen Moment«, sagte sie, ihre Stimme plötzlich forsch und professionell. »Ich verbinde Sie direkt mit Lord Vaders Kommandoschiff.«
15.
Mara hatte erwartet, dass das Abendessen der BloodScars fade und einfach sein würde, ein oder zwei Stufen über den Schiffsrationen, aber nicht mehr. Zu ihrer Überraschung entpuppte es sich als kleines Festgelage, das den Vergleich zu einem Erntedankbankett kaum zu scheuen brauchte. Allem Anschein nach befand sich ein Gourmetkoch unter den Männern des Kommodore.
Der Grund dafür, warum die Piraten sich solche Mühe machten, wurde in dem Augenblick deutlich, als sich der Kommodore dem ersten Gang widmete. Die schroffen Linien seines Gesichts begannen sich zu glätten, der in seinen Augen funkelnde Wahnsinn verschwand, und als schließlich der zweite Gang serviert wurde, wirkte er beinahe normal.
Mara saß in der Mitte des Tischs vom Kommodore, eingezwängt zwischen einem seiner Leutnants und dem Captain eines der Schiffe, die bei den BloodScars zu Gast waren. Vinis, dessen Kinn dort, wo Mara ihn erwischt hatte, einen netten Bluterguss aufwies, stand schweigend hinter ihr als ihr persönlicher Kellner und zweifellos als ihr nicht minder persönlicher Aufpasser. Brock und Gilling hatte man an zwei der anderen Tische gesetzt, und bei jedem von ihnen stand ein eigener Kellner/Wächter. Tannis befand sich an einem vierten Tisch, und obwohl er vorgab, sich an den allgemeinen Unterhaltungen um ihn her zu beteiligen, wusste Mara genau, dass ein Großteil seiner Aufmerksamkeit auf ihr ruhte. Caaldra indes war zu ihrer gelinden Überraschung abwesend.
Während des Essens gab es keine Fragen: eindeutig genoss der Kommodore sein Essen zu sehr, um es mit Geschäftlichem zu vermischen. Entweder auf direkten Befehl hin oder lediglich aus instinktiver Vorsicht heraus waren die Piraten, die um Mara herum saßen, sorgsam darauf bedacht, nicht über ihre gegenwärtigen Pläne zu reden, über die Schiffsstärke der BloodScars oder über irgendetwas anderes, das mit der Organisation zusammenhing. Als Folge davon bestand die Unterhaltung bei Tisch beinahe ausschließlich aus Geplauder von der Sorte, wie Mara sie von förmlichen und weniger förmlichen Dinnerveranstaltungen quer durch die Galaxis her kannte. Es war ein interessanter Gegensatz zur zwanglosen, saloppen Sprache der Piraten.
Nach dem Essen führte der Kommodore Mara und die beiden ISB-Männer zu einem kleinen Konferenzraum, und die Verhandlungen begannen.
Mara konnte sich noch gut an das erste Mal erinnern, als sie so etwas durchgezogen hatte - mit jemandem über eine Angelegenheit verhandeln, die nicht mal real war, während ihr Gesprächspartner fest davon überzeugt war, dass sie es war. Damals hatte das auf sie unheimlich surreal gewirkt, beinahe so, als wäre Mara selbst diejenige mit dem verzerrten Sinn für die Realität. Diesmal war ihr Vorgehen nur ein weiteres Werkzeug ihres Waffenarsenals.
»Wir wollen eine Siebzig-dreißig-Teilung, und die siebzig gehen an uns«, sagte Mara. »Alles, was Sie tun müssen, ist, uns zu sagen, welches Schiff oder welche Art Schiff Sie wollen, und wir erledigen den Rest,«
»Und was würde Ihnen dieses Abkommen bringen, das unsere dreißig Prozent wert wäre?«, fragte der Kommodore.
»Zum einen Schutz vor rivalisierenden Banden oder den Behörden«, sagte Mara. »Sichere Orte, zu denen wir die Schiffe bringen können, sobald wir sie haben. Vielleicht könnten Sie gelegentlich zusätzliches Personal bereitstellen, falls wir es brauchen.«
»Klingt für mich eher nach sechzig-vierzig, und die sechzig gehen an uns«, schlug der Kommodore vor.
»Das scheint mir ein bisschen happig, wenn man bedenkt, dass wir die ganze Arbeit erledigen.«
»Nicht, wenn Sie den Umstand bedenken, dass Sie dann die BloodScars und unseren Gönner als Verbündete hätten.« Die Augen des Kommodore funkelten. »Und nicht als Feinde.«
»Da ist was dran«, räumte Mara ein. »Leider bin ich nicht befugt, die Vorgaben meines Anführers so deutlich zu überschreiten. Ist es vielleicht möglich, dass ich Ihre HoloNetz-Verbindung nutze, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen?«
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Brock auf seinem Platz umherrutschte. Aber der Kommodore lächelte bloß. »Morgen ist noch früh genug dafür«, sagte er. »Ich gebe künftigen Verbündeten immer die Chance, solche Dinge zu überschlafen. Sie bleiben natürlich über Nacht?«
»Es wäre uns eine Ehre«, sagte
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