Treueschwur

Geringste über irgendwelche Deserteure. Und selbst wenn, wäre es mir egal. Darum muss sich die Flotte kümmern, nicht jemand wie ich.«
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete Brock mit überschäumendem Sarkasmus. »Den Imperator kümmert es nicht, ob ein paar Sturmtruppler ihre Posten verlassen. Nicht ein bisschen.«
    »Sturmtruppler?« Mara lauschte angestrengt. Das war ein sehr, sehr alter Trick: Der eine eines Duos, das von den Flanken her angriff, plapperte ohne Unterlass, um dadurch sämtliche Geräusche zu vertuschen, die der andere verursachte, während er sich an das Opfer heranpirschte.
    Grundsätzlich allerdings sollte der Sprecher sein Ablenkungsmanöver nicht mit wirklich nützlichen Informationen würzen. Entweder war Brock einfach dämlich -bei einem ISB - Mann durchaus im Bereich des Möglichen - , oder er und Gilling waren sich ihrer Sache sehr sicher.
    »Das wird nicht funktionieren, wisst ihr«, rief Mara. konzentrierte sich auf die Macht und packte einen der Stühle nahe der Stelle, wo Gilling ihrer Schätzung zufolge seinen dramatisch - mörderischen Auftritt hinlegen würde. »Auch zusammen könnt ihr zwei es nicht mit mir aufnehmen.«
    »Oh, ich denke, das können wir doch«, sagte Brock. »Und falls nicht, werden andere die Sache für uns zu Ende bringen. Um genau zu sein, dürfte es jede Minute so weit sein.«
    Und dann vernahm sie über das Gelaber hinweg das leise Geräusch, mit dem die Tür des Raums aufglitt.
    Brock plapperte immer noch vor sich hin. als der Raum in einem Gewitter aus Blasterfeuer versank.
    Mara kauerte sich hinter der Konsole zusammen, versuchte in dem Durcheinander aus Rauch und umherfliegenden Keramiksplittern und Metall etwas zu erkennen, während das Sperrfeuer anhielt und die Positionen von Brock und Gilling beharkte, um zuerst ihre Deckung zu vernichten und dann sie selbst.
    Über den Lärm hinweg vernahm sie einen wortlosen Ruf, und der Angriff endete so abrupt, wie er begonnen hatte.
    »Kommen Sie raus, Celina«. sagte die Stimme des Kommodore kalt in das Schweigen hinein. »Die Hände geöffnet und leer.«
    »In Ordnung!«, rief Mara zurück. »Nicht schießen. Ich habe Ihnen ein Geschäft anzubieten.« Sie legte die Energiekopplung auf dem Boden neben sich ab, ihre Sinne und ihr Verstand im Alarmzustand, und hob ihre geöffneten Hände über der Oberkante der Konsole in Sicht. Niemand versuchte, sie ihr abzuschießen. Sie ließ sie sichtbar, stand auf und drehte sich um.
    Im hinteren Teil des Raums drängten sich ein Dutzend Piraten, die sich alle hastig angezogen hatten und alle ihre Blaster auf Mara gerichtet hielten. Vinis und Waggral waren darunter, deren Finger besonders dicht auf ihren Abzügen lagen. Der Kommodore stand inmitten der Gruppe, seinen Blaster noch immer im Halfter, die Arme vor der Brust verschränkt. Neben Waggral ganz links am Ende der Gruppe stand Tannis mit grimmigem Gesicht; auch er zielte mit seinem Blaster auf Mara.
    »Noch ein Geschäft?«, fragte der Kommodore sanft.
    »Diesmal ein richtiges«, sagte Mara. »Ich bin hergekommen, um einige Informationen zu erhalten. Das ist alles, bloß ein paar Informationen. Wenn Sie mir die geben, verschwinde ich wieder - friedlich.«
    »Was lässt Sie annehmen, dass Sie überhaupt wieder verschwinden?«, entgegnete der Kommodore. »Friedlich oder sonst wie?«
    »Weil das in Ihrem besten Interesse wäre«, sagte Mara. »Ich habe mächtige Freunde.«
    Der Kommodore schnaubte, und seine Augen glitten flüchtig über Brocks verkohlten Leichnam. »So mächtig waren die nicht.«
    »Das waren eigentlich auch gar keine Freunde«, sagte Mara. »Ich nehme an, dass ihr Versuch, mich zu töten, euch alle geweckt hat. Ich meinte andere Freunde.«
    Der Kommodore schürzte die Lippen und maß sie mit seinem Blick. »Was genau ist das für eine Information, die Sie wollen?«
    »Sie haben vorhin einen Gönner erwähnt. Ich will seinen Namen wissen.« Sie konzentrierte sich auf die Macht, in dem Wissen, dass ihre Worte den Namen automatisch im Verstand des Kommodore auftauchen lassen würden, und sie hoffte, ihn aus seinen Gedanken pflücken zu können. Aber sein Verstand war zu finster, zu sehr umwirbelt von Wut und Hass und Wahnsinn, als dass sie irgendetwas erfahren hätte.
    »Sie sind recht dreist, das muss ich Ihnen lassen«, kommentierte der Kommodore, und seine ruhige Stimme bildete einen krassen Gegensatz zum Aufruhr in seinem Denken. »Trotzdem ist Ihr Geschäft viel zu einseitig.«
    »Dann ändern wir