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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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elektrische Funken durch sein Hirn. Er zerrte eine Zigarette aus einem Metalletui, inhalierte tief und sah mit rot umränderten Augen durch das Panoramafenster seines hoch gelegenen Büros in den Treptowers auf die Spree. Ruhig und für ihn unhörbar glitten Schubverbände in Richtung Westen. Sein Blick schweifte über den weitläufigen Treptower Park mit dem russischen Mahnmal für die gefallenen Helden im Krieg gegen Deutschland, der sich in östlicher Richtung erstreckte. Sehnsucht nach Wiesbaden kam in ihm auf. Die BKA-Zentrale, der ebenso wie den Lauschern vom BND ein endgültiger Umzug nach Berlin bevorstand, hatte ihm lange Jahre einen famosen Blick auf den Wiesbadener Neroberg und die trutzige Kuppel der russisch-orthodoxen Kirche geboten.
    Kaltenborn atmete kräftig durch. Rumpf und Kirijenko?, überlegte er hektisch. Beinahe gleichzeitig? War das nur Zufall? Aber was sollten die beiden miteinander zu tun haben? Ihm war regelrecht übel angesichts der Tatsache, dass der G8-Weltwirtschaftsgipfel bevorstand.
    Seit Jahren war kein Angriff dieser Art auf einen hochrangigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland verübt worden. Zwar hatten alle politisch Verantwortlichen und vor allem die Spezialisten des Staatsschutzes vor einem solchen Ereignis gewarnt, es dann aber als unwahrscheinlich eingestuft.
    Konrad Kaltenborn warf mit bitterer Miene den Zigarettenstummel in den traurig-grauen Öko-Trennkorb.
    Der groß gewachsene, sportlich wirkende Mittfünfziger, der vor mehr als zwanzig Jahren seine Karriere als Kriminalkommissar beim BKA begonnen hatte, galt in der Behörde als abgebrühter Spürhund mit klarem Verstand, der gern zu unkonventionellen Mitteln griff, wenn es die Situation erforderte. Es war nicht nur einmal vorgekommen, dass er an den Amtsgerichten vorbei Hausdurchsuchungen anordnete oder aber Menschen und ihre Privatsphäre ausspähen ließ, obwohl er nur glaubte , sie seien verdächtig. Auch behielt er sich vor, bei schwierigen Fällen selbst die Ermittlungen zu leiten, statt sich zurückzulehnen und den abgehobenen Behördenchef zu geben.
    Gemeinsam mit seinem Team und den Spezialisten vom LKA Hamburg war es ihm vor zwei Jahren gelungen, eine brandgefährliche Kölner Zelle der Amsterdamer Al-Qaida-Attentäter zu ermitteln und auszuheben. Für den Profi war das Meisterstück nicht ohne angenehme Konsequenz geblieben: Mit der Beförderung zum Vizepräsidenten war er nur noch einen Stuhl weit vom Chefzimmer entfernt.
    Kaltenborn telefonierte zunächst mit seinem Vorgesetzten, dem Präsidenten des BKA, der nach einem Schlaganfall schon seit Wochen dienstunfähig war. Der murmelte etwas von »Jagd frei!« und verabschiedete sich wieder in den Dämmerschlaf. Als dessen Stellvertreter rief Kaltenborn zunächst den Staatssekretär im Bundesinnenministerium, dann den Innenminister selbst und anschließend den BKA-Verbindungsmann im Auswärtigen Amt an. Er brauchte dringend Informationen über Stefan Rumpf. Presseagenturen verbreiteten derweil Zusammenfassungen über den Flugzeugabsturz in Sibirien und erste Eilmeldungen über einen mutmaßlichen Bombenanschlag auf ein Regierungsfahrzeug bei Görlitz.

4
    Bundeskanzleramt Berlin, 15:35 Uhr
    Im Berliner Bundeskanzleramt herrschte eine Art Ausnahmezustand. Referenten liefen über die Flure; Gesprächsfetzen aufgeregter Telefonate wehten aus Büros, und vereinzelt standen Grüppchen beieinander und diskutierten die entstandene Lage. Mitten in eine schwierige innenpolitische Situation und die Vorbereitungen zum G8-Gipfel war mit dem gewaltsamen Tod von Außenamts-Staatssekretär Rumpf ein Ereignis geplatzt, das schon oft befürchtet, aber bislang nie eingetreten war.
    Noch waren die brisanten Nachrichten nicht zu Bundeskanzlerin Lydia Sprado vorgedrungen, die sich seit dem frühen Nachmittag mit Kanzleramtsminister Stefan Wilkens und Bundesinnenminister Eberhard Cromme über die brisante innenpolitische Lage besprach. Die Tür zum Kanzlerbüro war verschlossen, die Telefone wurden in Referentenbüros umgeleitet.
    Der Raum hatte die Größe eines Lofts, und an den Wänden hingen Bilder mit Motiven von Landschaften am Meer. Durch die großflächigen Fenster schickte die tief stehende Novembersonne ein lahmes Gelb.
    Eben strich sich die zweitmächtigste Person des Staates einzelne Strähnen ihres Ponys aus der Stirn. Ansonsten saß ihre auftoupierte Frisur, die an den Ohren und im Nacken kurz gehalten war, wie betoniert. Ihr eng geschnittenes marineblaues

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