Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Blaine wollte herausfinden, wo TyMar seine Requisiten lagerte. So einfach sollte er aber nicht an die Information kommen. Das Terminal, an dem er saß, bot den Gästen nur eine Karte der offiziellen Bereiche des Casinoschiffes, die Betriebs- und Privaträume waren nur als rote Flecken gekennzeichnet.
Blaine warf einen schnellen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass er nicht beobachtet wurde. Er zog einen elektronischen Dietrich aus dem Jackenärmel und steckte ihn in die Buchse des Terminals. Der Computer überprüfte den Dietrich, und dieser gab ihm die gewünschten, gestohlenen Erkennungsdaten. Als Blaine seine Anfrage erneut eingab, erhielt er eine detaillierte Karte der Goldenen Kimmung. Kein Raum blieb ihm verborgen, zudem erhielt er Informationen über die Mietverhältnisse. Wenige Minuten später ließ er die Infosäule wieder herunterfahren und nickte Scyna zu.
Auf der Bühne vollführte TyMar seine Illusionen und fesselte die Zuschauer. Es musste so scheinen, dass auch die Geschwister sich über die magischen Tricks unterhielten. In Wirklichkeit drehte sich ihr Gespräch um zwei große Probleme.
«Also, warum stellt sich der große TyMar auf die Bühne und zeigt jedem, dass er diese Iril-Fundstücke hat? Er muss doch damit rechnen, dass Merds und Iril hinter ihm her sein werden wie hungernde Wölfe hinter einem lahmen Hasen», sagte Scyna.
«Tja, entweder ist er dumm, oder er möchte bewusst Aufmerksamkeit erregen. Eine Verhaftung durch die Merds würde ihn jedenfalls groß in die Nachrichten bringen.»
«Das hat er doch nicht nötig. Sein Name ist in den Nachrichten.»
«Dummheit?»
«Nein.»
Die beiden setzten synchron die Weingläser an die Lippen und tranken. «Also doch die Aufmerksamkeit», fuhr Blaine fort, «nur nicht im Zusammenhang mit Schlagzeilen: Er will, dass Merds oder Iril zu ihm kommen.»
«Um mit Merds zu sprechen, braucht er nur zum Rechtsprecher zu gehen. Er kann nach Baikasch fliegen, das dauert nur wenige Tage.»
Beiden war klar, was das bedeutete, deshalb sprach es keiner aus.
«Wie kommen wir an die Sachen ran?», fragte Scyna nach einem weiteren Schluck.
«Das sehen wir uns besser aus der Nähe an, und zwar so schnell wie möglich.»
Scyna warf ihrem Bruder einen vorwitzigen Seitenblick zu. «Aber wir warten noch auf Jealuc, oder?»
Blaine machte ein Gesicht wie ein beim Abschreiben ertappter Schuljunge.
«So viel Zeit haben wir wohl noch.»
«Bestimmt.»
Es dauerte nicht lange, bis Jealuc zu ihrem Tisch kam und Blaine einen kleinen, gefalteten Zettel überreichte. Blaine nahm das Stück Papier entgegen und beglich die Rechnung für den Wein. Jealuc verabschiedete sich höflich und ging seiner Wege.
Blaine faltete den Zettel auf und las:
FREUE MICH, DASS DU WIEDER AUF ROK BIST. HABE HEUTE LEIDER KEINE ZEIT. BIST DU LÄNGER HIER? LIEBEN GRUß, ALINA.
Enttäuscht faltete er den Zettel zusammen und steckte ihn ein. Er wurde nicht das erste Mal von ihr versetzt, aber daran gewöhnen konnte oder wollte er sich nicht. Er hatte keine Lust mehr auf die Zaubershow und alles auf der Goldenen Kimmung kam ihm falsch und aufgesetzt vor. Am liebsten wäre er einfach fortgegangen, irgendwohin. Doch er hatte einen Job zu erledigen, ermahnte er sich selbst. «Wir können los», sagte er und wollte aufstehen.
«Moment», hielt ihn Scyna zurück. «Trefft ihr euch?»
Blaine schüttelte den Kopf.
Scyna war klug genug, dies nicht zu kommentieren. Sie öffnete ihre Handtasche, entnahm ihr Stift und Zettel und schrieb etwas darauf. Sie blickte hinauf, dorthin, wo der hübsche Baikascher saß. Er sah sie ebenfalls an, und beide lächelten. Scyna winkte mit dem Zettel und legte ihn demonstrativ in das Blumengesteck auf ihrem Tisch. Sie ließ die Schreibutensilien in ihrem Täschchen verschwinden und stand auf. «Jetzt können wir gehen.»
***
Mithilfe einer umfassenden Sammlung von Türcodes, die Blaine aus dubiosen Quellen bezog, drangen sie schnell den Bereich der privaten Lagerräume vor. Jeder, der ein Zimmer auf der Goldenen Kimmung hatte, konnte sich einen solchen Raum mieten. Manche waren nicht größer als eine Besenkammer, in anderen hätte man die Leved unterstellen können. Was man dort hinterlegte, war niemandem außer dem Besitzer bekannt, doch vor der Lagerung wurde das Gut auf Sprengstoff oder ähnlich gefährliche Bestandteile untersucht. Diese Aufgabe übernahmen vertrauenswürdige und verschwiegene Sicherheitsbeamte eines fedderschen
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