Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Bühne und fragte: «Wer ist es?»
«Der links, weißes Jackett mit Goldfäden am Kragen. Ist ein hübscher Kerl, schöne Lippen. Würde mich interessieren, wie er küsst.»
«Hast ja noch was Zeit, um ihn zu bezirzen.»
«Ich dachte, wir sind hier, um zu arbeiten.»
Die beiden grinsten sich an, als der Kellner kam und ihnen Getränke und Trauben auf den Tisch stellte. Ein intensiver Blick in die Runde machte Blaine bewusst, wie wenig Nichtmenschen im Elfenbein-Casino waren. Die Schwarzaugen waren eine rein menschliche Gruppe, und sie machten aus ihrer Abneigung gegenüber nichtmenschlichen Spezies keinen Hehl. Aber ganz von der Gästeliste konnten sie Fiberzi oder Bred nicht streichen, da es nun mal sehr reiche Vertreter dieser Völker gab – und einem guten Geschäft gaben auch die Schwarzaugen Vorrang vor einer überholten Attitüde. Merdianische Völkerverständigung, dachte Blaine.
Während der nächsten zwei Musikstücke sprachen die Geschwister nicht miteinander. Blaine genoss die guten Musiker und den hervorragenden Sänger, Scyna hingegen war damit beschäftigt, wohldosierte Blicke in die Richtung des hübschen Baikaschers zu werfen. Anhand ihrer guten Laune merkte Blaine, dass ihr Flirt sich wie gewünscht entwickelte.
Schließlich nahm das Orchester den finalen Beifall entgegen. Der innere Bühnenring wurde mit ihnen heruntergefahren. Der Sänger blieb am Mikrofon stehen – es war im Retrodesign gehalten und stand sogar auf einem Metallfuß – und kündigte mit trockener Stimme die nächste Nummer an. «Meine Damen und die, die Ihnen nachlaufen!» Er erntete dafür Gelächter, verzog aber keine Miene. «Es ist mir eine große Freude, Ihnen nun einen Künstler zu präsentieren, dessen Illusionen die ganze Galaxis in ihren Bann schlagen. Überall kennt man ihn, aber nur hier tritt er auf, und heute haben wir die große Ehre, Ihnen sein neues Programm vorstellen zu dürfen. Er hat seine Pläne spontan geändert, um Ihnen etwas wirklich Besonderes zu bieten. Aber was, frage ich Sie, kann den Meister der Illusion selbst so faszinieren, dass er es nicht erwarten kann, es mit uns zu teilen? Nun, sehen Sie selbst!»
Es knallte, eine Feuersäule verschlang den Sprecher und sein Mikrofon – und er war verschwunden. Die überraschten Gäste blieben einen Moment stumm, dann applaudierten sie begeistert. Rauch stieg auf, erhob sich träge über die Bühne. Man hörte das Stampfen antiker Maschinen, den Rhythmus eines mechanischen Herzschlags. Der Boden der runden Bühne teilte sich, und von Scheinwerfern erleuchtet wurden die darunter verborgenen mannsgroßen Wuchthämmer, Teleskopstangen und Zahnräder sichtbar. Sie führten ein mechanisches Ballett auf, das einherging mit elektronischer Musik.
Zu den Klängen erhob sich ein Käfig aus der Tiefe mit fünf Meter Kantenlänge und Wänden aus Scherengittern. Darin befand sich etwas Massiges, Rundes, aber noch konnte man nicht mehr erkennen als seine ungefähre Form. Der Käfig stand auf einer großen Schraube, die ihn um die eigene Achse drehte, während er über die Bühne gehoben wurde.
Die Aufwärtsbewegung stoppte: Mechanik verharrte, Musik verstummte und das Saallicht erlosch. In der Dunkelheit sah man, wie blaue Funken, Irrlichtern gleich, über die Gitter des Käfigs flitzten.
Plötzlich zuckten Lichtstrahlen durch die Luft, und der Bühnenboden schloss sich. Eine Handvoll muskulöser, leicht bekleideter Männer ging auf die Bühne. Zu zweit trugen sie schwere Ketten, die sie an im Boden eingelassenen Metallringen befestigten. Sie schritten zu dem Käfig und zogen mit stoischen Mienen und großen Gesten die Ketten durch die daran angebrachten Ösen. Schließlich liefen alle Ketten in einem großen Schloss zusammen, das verschlossen wurde.
Die ganze Aktion wurde von einer dumpfen Melodie untermalt, und eine körperlose, hypnotische Stimme erzählte: «Das Schicksal hat es gefügt, dass in den Tiefen des Alls, weit in den unerforschten südlichen Randgebieten, ein Forschungsschiff auf ein unbekanntes Wrack stieß. Die Raumfahrer fanden in dem Schiff geheimnisvolle Artefakte und brachten sie hierher. Niemand wagte es, sie zu untersuchen – bis auf einen. Der große TyMar ...», bei der Nennung des Namens überschlug sich die Stimme des Erzählers fast vor Ehrfurcht, «fühlt sich herausgefordert, als Erster das Geheimnis der Artefakte zu enträtseln. Wird ihm, dem Meister der Techno-Zauberei, dem Beherrscher der Illusionen, gelingen, wovor die
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