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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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größten Köpfe sich fürchten? Auch wir wissen nicht, wie dieses Wagnis ausgehen wird, und raten daher allen Zuschauern, die ihr Leben für zu wertvoll erachten, als dass es diesen Abend beendet werden sollte, unverzüglich den Raum zu verlassen. Denn hier ist der größte Magier des Universums!» Der Sprecher und die Musik machten eine Pause, dann flüsterte er in die Stille: «TyMar.»
    Begleitet von einem merdianischen Trommelchor, erhob sich TyMar aus dem Boden. Er stand auf dem Zahn eines riesigen Rads. Wie üblich, würdigte er das Publikum keines Blickes. Viele seines Volkes bewegten sich mit Eleganz, doch er präsentierte sich mit der Selbstsicherheit eines Tänzers, als er von dem Rad heruntersprang und zu dem angeketteten Käfig schritt. Er trug typische axianische Kleidung: bis über die Knie reichende Stiefel, enge Hosen und einen Gehrock; über der Knopfleiste der Weste bauschte sich ein gerafftes Seidenhemd.
    Die Garderobe der Axianer erinnerte Blaine immer an die Erzählungen seiner Mutter, die sich oft um Piraten und anderes wildes Volk aus der Vergangenheit gedreht hatten. Vielleicht bevorzugte er persönlich deswegen ebenfalls axianische Mode.
    Blaine starrte stumm zu TyMar und konnte sich der Ausstrahlung des Mannes nicht erwehren. Er bewunderte TyMar aus verschiedenen Gründen: Es waren seine Magie, Tricks und Professionalität, doch am meisten beeindruckten ihn diese Gelassenheit und Selbstverständlichkeit, mit denen der Illusionist hunderte von Zuschauern an der Nase herumführte. Für Blaine war TyMar der größte Blender im ganzen Universum, und es wäre ihm eine Ehre gewesen, mit ihm einen Coup drehen zu dürfen. Doch wenn auch alles, was nun kommen würde, Illusion war, die Artefakte waren mit Gewissheit echt – Forans Quellen waren zuverlässig. Vielleicht würden sie TyMar die Objekte abkaufen können. Wenn nicht, dachte Blaine und lächelte, müssen wir wohl den besten Betrüger des Universums bestehlen.
    TyMar ging geradewegs auf den Käfig zu. Um ihn herum tanzten die Männer zum Rhythmus der Trommeln, die am Rande der Bühne aufgestellt wurden. Der Zauberer begab sich zu den Verankerungen und zog an jeder der vier Ketten. Er stellte sich auf die Seite des Käfigs, wo die Kettenenden im Schloss zusammenliefen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, während er das Schloss musterte, den Käfig und das immer noch im Schatten liegende Gebilde darin.
    In dem Moment, als die Tänzer sich neben die Trommeln stellten, begann sich die Bühne zu drehen. Regungslos wartete TyMar, bis eine ganze Umdrehung vollendet war, dann wischte er kurz mit einer Hand durch die Luft – und von einem Augenblick auf den anderen war der Käfig verschwunden und die Ketten fielen rasselnd zu Boden. Blaine riss erstaunt die Augen auf. Er hatte mit einem großen Effekt gerechnet, mit einer Ablenkung, aber nichts davon hatte der Zauberer gebraucht. Applaus erklang, erst verhalten, dann fassten die Leute Mut und klatschten lauter. Blaine und Scyna stimmten ein.
    Die Ovationen nicht beachtend, umschritt TyMar das Artefakt, das eine Handbreit über dem Schraubenkopf schwebte. Es sah aus wie ein Ei, an die vier Meter hoch. Seine Außenseite schien von Diamantstaub bedeckt, das Licht brach sich darauf zu zahllosen Sternen und warf kleine Lichtpunkte in die abgedunkelte Zuschauertribüne. Vor dem hellen Funkeln erschien TyMars Gestalt wie eine dunkler Scherenschnitt.
    «Blaine», flüsterte Scyna. Sie beugte sich zu ihm vor, ohne den Blick von der Bühne zu wenden. «Das Ei – es hat die richtige Größe.»
    «Wofür?», erwiderte Blaine ebenso leise.
    «Für die Gabel. Im Maschinenraum.»
    Blaine brauchte einen Moment, bis er verstand, worauf Scyna hinauswollte. Seine Augen verengten sich, und das Ei wurde noch kostbarer, als es auf den ersten Blick erschien. Er rief sich die Bilder aus dem Wrack ins Gedächtnis zurück, als Scyna und Rix einen Raum gefunden hatten, der möglicherweise der Maschinenraum war. Die Gabel, aus der etwas herausgebrochen worden war, hatte in der Mitte des Raums gestanden, alle Anlagen hatten die Gabel als Zentrum gehabt. Wenn dieses Ei das gestohlene Gerät ist, muss es für die Iril sehr wichtig sein, dachte Blaine. Vielleicht können wir den Preis hochtreiben.
    Blaine verlor das Interesse an der Show. Er beugte sich über den Tisch und drückte einen Sensor. Aus der Tischplatte fuhr eine kleine Säule, aus dieser wiederum klappte eine Tastatur und gab den Blick auf einen Monitor frei.

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