Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
ihrer Begleiter. Artin übernahm die Männer, verwickelte sie in oberflächliche Gespräche und machte ihnen, falls nötig, ein bisschen Angst, indem er andeutete, nicht jeder würde in die Casinos, Theater oder Etablissements vorgelassen werden.
Je näher der Auftritt TyMars rückte, umso häufiger erschienen Leute in teurer Abendgarderobe. Schließlich hielt Artin Schril an, das Begrabschen zumindest so lange einzustellen, bis wieder Gäste mit weniger Geld und Einfluss einliefen. Ungefähr zu dieser Zeit erschienen zwei Touristen auf dem Landedeck, ein Mann und eine Frau. Der Mann war von kräftigem Wuchs und schob einen ausladenden Bauch vor sich her. Sein Schnauzbart war so lang, dass die Enden fast die Brust berührten. Seine Begleiterin trug ihr Haar aufgetürmt zu einem unübersichtlichen Turban aus schmalen Zöpfen. Sie ging mit geradem Rücken und setzte ihre Schritte mit Bedacht, sodass der Haarberg nicht verrutschte. Die beiden machten keine Probleme, und auch der Detektor zeigte nichts Außergewöhnliches an. In dem Moment, als sie an der Kontrolle vorbei waren, hatten Artin und Schril sie bereits wieder vergessen.
Das Paar schlenderte durch die vielen Gänge, vorbei an unzähligen Kneipen und hinunter in die tiefer liegenden Decks. Sie begegneten immer weniger Gästen und betraten schließlich einen Aufzug für Personal. Mit ihm fuhren sie auf eines der Frachtdecks. Auch hier zeigten ihre Bewegungen keine Anspannung. Der Mann zog einen Plan der Goldenen Kimmung hervor und es schien so, als hätten sie sich verlaufen und suchten nach einem Weg zurück zu den Attraktionen des Schiffes.
Sie blieben vor einer Luke stehen und sahen sich um. Niemand war in der Nähe. Schnell öffnete der Mann die Luke zum Versorgungsschacht. Als er sich wieder umdrehte, hatte Scyna bereits den Turban abgenommen und sich des Kleides entledigt. Darunter trug sie einen hautengen Anzug in mattem Grau. Aus dem Turban zog sie eine Mütze und stülpte sie sich über den Kopf. Nur Mund, Nase und Augen blieben frei. Sie warf Kleid und Perücke in die Röhre und stieg hinein. Blaine hatte inzwischen den falschen Bauch abgelegt und reichte ihn Scyna. Auch er streifte sich bis auf den grauen Coverall alle Kleidung ab. Nachdem er die Mütze übergezogen hatte, folgte er Scyna und schloss die Luke der Versorgungsröhre. Die Coveralls verhinderten nicht nur, dass sie Haare oder Fingerabdrücke am Ort des Verbrechens zurückließen, sondern dämpften auch das Abstrahlen von Körperwärme.
Sie krochen den Weg, den Blaine gestern hinter sich gebracht hatte und gelangten schließlich zu dem Bodengitter über TyMars Lager. Blaine packte den Scanner in den Rucksack, der ihm vor kurzem noch als falscher Bauch gedient hatte, während Scyna den Perückenturban entrollte. Sie löste die Zöpfe, und aus der künstlichen Haarpracht wurde ein zehn Meter langes, dünnes und nahezu reißfestes Seil. Mit einer Klammer befestigte sie das eine Ende an einem Stab des Gitters. Blaine baute inzwischen ohne Hektik ein Gestänge mit fünf Winden zusammen. Die Teleskopstützen der Apparatur sicherten sie an den Röhrenwänden.
Dann warteten sie.
***
In seinem Raumschiff, keine vierhundert Meter von der Leved entfernt, stand SteNer im Frachtraum und begutachtete die Vorrichtung, mit der er die Iril so lange gefangen halten wollte, wie der Flug bis in die Abtei der Technosophen dauern würde. Sie war an der hohen Decke und am Boden festgemacht: ein kompaktes Konstrukt aus Stangen und Fesseln. Es würde jeden Merdianer, Axianer oder Nostoker lange aufhalten, selbst wenn dieser Entfesselungskünstler wäre, das war sicher, denn TyMar hatte es selbst entworfen. Zudem konnte SteNer die Gefangene während des ganzes Fluges beobachten, da Frachtraum und Cockpit nur durch eine Luke getrennt waren.
SteNer sah auf die Uhr und ging ins Cockpit. Er hatte die Abtei über die Pläne der DeVeres in Kenntnis gesetzt. Sollte SteNer scheitern, würde die Leved abgefangen werden, sobald sie in der Nähe der Goldenen Kimmung auftauchte. Um die Iril und den Caraner nicht zu warnen, würde der Einbruch der DeVeres scheinbar unentdeckt bleiben.
Die freudige Erregung, die SteNer vor einem Unternehmen befiel, hatte sich eben erst gelegt. Jetzt waren seine Gedanken ganz bei der Sache und jegliche Emotionen schienen ausgeschaltet. Kühl ging er den Plan noch einmal durch, versuchte für jeden möglichen Zwischenfall eine Lösung zu finden. Würde es wirklich ein Problem
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